Ziegel verlegen
Die Grundidee der Open-Book-Modelle ist letztlich, dass (in einem öffentlichen Vergabeverfahren) ein Maximalpreis definiert wird, der zum Budget des öffentlichen Auftraggebers passt; das Projekt wird dann partnerschaftlich so „gesteuert“, dass das Budget eingehalten wird.
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Vergabe

Sicher und regional bauen in unsicheren Zeiten

Man wird das Gefühl nicht los, dass die Bauindustrie in den letzten Jahren von einer Sondersituation in die nächste schlittert. Und auch jetzt, angesichts sprunghafter und unvorhersehbarer Preisentwicklungen, werden die Regeln für Bauprojekte gerade wieder neu geschrieben.

Bei Auftraggebern flattern derzeit Briefe von Baufirmen ins Haus, die im Wesentlichen dasselbe sagen: Die Nachteile, die durch die aktuellen Preissteigerungen und die mangelnde Verfügbarkeit bestimmter Baustoffe entstehen, können nicht von den Auftragnehmern einseitig getragen werden. Zur Lösung wird eine „faire und partnerschaftliche Zusammenarbeit“ eingefordert. Für laufende Bauvorhaben bedeutet das vor allem, dass man mit Mehrkostenforderungen der Baufirmen konfrontiert ist. 

Keine Festpreisvereinbarungen mehr

Für neue Projekte ist zu erwarten, dass Baufirmen keine Festpreisvereinbarungen mehr akzeptieren werden. Wie passt das mit den Anforderungen der öffentlichen Hand zusammen, die ja aus guten Gründen großen Wert auf Kostensicherheit legt? Und wie lässt sich vor diesem Hintergrund das Ziel einer möglichst hohen regionalen Wertschöpfung erreichen?

In letzter Zeit rücken für größere Bauvorhaben im EU-Oberschwellenbereich (also über 5.382.000 Euro) so genannte Partnerschafts- oder Open-Book-Modelle in den Vordergrund. Die Grundidee ist letztlich, dass (in einem öffentlichen Vergabeverfahren) ein Maximalpreis definiert wird, der zum Budget des öffentlichen Auftraggebers passt; das Projekt wird dann partnerschaftlich so „gesteuert“, dass das Budget eingehalten wird. Vorteile aus einer eventuell doch besseren Entwicklung der Preise als prognostiziert werden an den Auftraggeber weitergegeben.

Ein weiterer Pluspunkt: Der öffentliche Auftraggeber sitzt mit am Tisch, wenn es zur Auswahl der Subunternehmer kommt – damit können regionale Akzente bei der Auswahl der Firmen gesetzt werden. 

Zumindest in der Theorie ist dadurch für die derzeitige Situation einiges gewonnen: Die Hauptverantwortung für die Schnittstellen und die Einhaltung der Kosten- und Terminziele bleibt beim Auftragnehmer. Und gleichzeitig kann der Auftraggeber sicherstellen, dass das Projekt in weiten Teilen regional umgesetzt wird. 

Mitsprache bedeutet auch Mitverantwortung

Aber Vorsicht, es gibt nicht nur Vorteile: Mitsprache bedeutet auch Mitverantwortung und die Komplexität der Vertragsbeziehung steigt; dies betrifft schon die Vergabephase, in der eine klare Verantwortungs- und Entgeltsituation sicherzustellen ist. Aber auch für die Umsetzung gilt: Nur wer bereit ist, erhebliche Zeit und Ressourcen zu investieren, und nur wer in der Lage ist, mit Baufirmen auf Augenhöhe zu kommunizieren, wird mit einem solchen Modell gut beraten sein. 

Als Alternative bietet sich immer noch die „gute, alte“ Generalunternehmer-Vergabe an, die (vor allem bei Vereinbarung veränderlicher Preise) weiterhin gut umsetzbar ist. Und erfahrungsgemäß haben auch hier viele Baufirmen ein offenes Ohr, wenn es um die Auswahl regionaler Subunternehmer geht. Der Nachteil: Die Vertragsbeziehung ist von einer größeren Starrheit geprägt; und Starrheit in dynamischen Zeiten macht vielen Baufirmen Angst, was unweigerlich zu Risikoaufschlägen auf die Baupreise führt.