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Für die Cell-Broadcast-Technologie benötigen Behörden keine Mobilfunknummer und die Empfänger brauchen keine spezielle App.
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Katastrophenwarnungen an alle Handys im Umkreis

Viele Folgen des Klimawandels können wir nicht mehr aufhalten. Deshalb müssen wir uns dagegen wappnen, meint Lorenzo Marchetti. Er ist Public Affairs Manager bei Everbridge, einem Spezialisten für Critical Event Management, und stammt aus der jüngst von einer Flutkatastrophe betroffenen Emilia-Romagna.

Österreich und Slowenien erlebten im Sommer die Folgen von Unwettern und Starkregen mit Niederschlagsmengen von teilweise 60 Litern pro Quadratmeter, die vor allem in Kärnten und der Steiermark verheerende Erdrutsche auslösten und Flüsse über die Ufer treten ließen.

Gleichzeitig kämpft Kanada mit Waldbränden unbekannten Ausmaßes, die italienische Emilia-Romagna wurde im Mai von katastrophalen Überschwemmungen heimgesucht und auch aus dem deutschen Ahrtal sind die Bilder der Zerstörung ebenfalls noch auf dramatische Weise präsent. Diese aktuellen Ereignisse sind nur einige Beispiele dafür, dass der Klimawandel deutliche Spuren hinterlässt und extreme Wetterereignisse zunehmend zur Regel werden.

Auf extreme Wettererscheinungen vorbereiten

Die Vorkommnisse in der Emilia-Romagna zeigten überdeutlich, wie wichtig die Arbeit der Vereinten Nationen und anderer Organisationen für den Aufbau resilienter Gesellschaften ist, um so viele Menschenleben wie möglich zu retten. Denn mit den Konsequenzen des ­Klimawandels stehen uns globale Herausforderungen von immenser Tragweite bevor. Wir können extreme Wettererscheinungen nicht verhindern, aber wir können sie antizipieren und durch ­angemessene Reaktionen Menschen retten, die Wirtschaft stabilisieren und Güter schützen. Doch dafür benötigen wir ganzheitliche resiliente Management-Ansätze und leistungsfähige öffentliche Warnsysteme.

Warnmeldungen mit neuer Technologie versenden

Das effektivste Mittel, um in Notfällen alle gefährdeten Bürger flächendeckend zu erreichen, stellt die Cell-Broadcast-Technologie* dar. Mit ihr können Behörden Warnmeldungen auf alle Smartphones und auch herkömmliche Handys schicken, die sich im Sendebereich eines Funkmasts befinden.

Dafür benötigen die Behörden keine Mobilfunknummer und die Empfänger brauchen keine spezielle App. Der Datenverkehr der Warnungen wird auch nicht durch ein erhöhtes Aufkommen an Mobilfunkgesprächen eingeschränkt. Selbst wenn ein Funkmast überbucht ist, sodass keine Gesprächseinwahl mehr möglich ist, gehen die Warnmeldungen raus. Es gibt keinen besseren Warnkanal, um Menschen schnell, zuverlässig und anonym zu erreichen.

Viele Deutsche sind auch bereits mit Cell-Broad­cast-Technologie in Berührung gekommen, vielleicht ohne es zu wissen. Beim bundesweiten Warntag im Dezember 2022, als viele Bürgerinnen und Bürger Alarme auf ihren Mobiltelefonen erhielten, wurde diese Technologie getestet, mittlerweile ist sie in Deutschland in Betrieb und wird sehr viel genutzt.

Aber auch die beste Technologie ist auf Solidarität angewiesen – so, wie sie die verwüstete Emilia-Romagna erleben durfte und wie sie auch den betroffenen Regionen in Österreich und Slowenien zukommt. In Italien halfen Menschen aller Altersgruppen in ihrer Freizeit, Freiwillige aus anderen Regionen räumten auf und reparierten, internationale ­Zivilschützer pumpten rund um die Uhr Wasser aus der überschwemmten Stadt. Solidarität ist ein oft missbrauchter Begriff, aber das war Solidarität in ihrer wahren Form. Auf sie wird es in Zukunft mehr ankommen denn je. 

* Cell Broadcast, auch SMS-CB genannt, ist ein seit 1999 eingesetzter Mobilfunkdienst zum Versenden von Nachrichten ähnlich SMS-MT durch Rundsenden an alle Empfänger innerhalb einer Funkzelle.

Anmerkung

Der Autor dieser Zeilen berichtet von den Geschehnissen aus erster Hand, denn er stammt aus dem betroffenen Gebiet der Emilia-Romagna. Und just zu der Zeit, als in seiner Heimat die Flut kam, nahm er an einer UN-Konferenz in New York teil, die internationale Strategien für das Katastrophenmanagement diskutierte.

Während er über Risikobeherrschung sprach, sah er Bilder von zusammenbrechenden Brücken. Während er über Notfallkommunikation sprach, hörte er von Toten und Vermissten. Während er die Bedeutung von Technologie hervorhob, schickten ihm Dutzende Menschen Nachrichten, um sich nach seiner Familie zu erkundigen.