Totengräber beim Ausheben eines Grabes
Für das Ausheben einer Grabstelle benötigt man etwa zwanzig Mannstunden.
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Bestattungen

Der Friedhof - ein Defizitgeschäft?

Gemeinden steht es frei, wie viel sie für Bestattungen und Gräber verlangen. Kostendeckend muss es aber sein.

Früher verliefen Bestattungen meistens ziemlich gleich ab, nämlich so, wie es in dem jeweiligen Ort üblich war. „Heute ist es vielen Menschen egal, was andere Leute denken. Daher geht der Trend seit den 80er/90er Jahren in Richtung individueller Bestattungen“, beobachtet Rainer Wernhart, Bestatter in Wolkersdorf und Sprecher der niederösterreichischen Bestatterinnung. 

Mehr Feuerbestattungen

Immer mehr Menschen lassen sich nach dem Tod verbrennen. In Westösterreich war die Zahl der Kremierungen schon immer sehr hoch, jetzt werden es auch im Osten mehr. Während in Niederösterreich vor zehn Jahren etwa zehn Prozent der Verstorbenen verbrannt wurden, sind es jetzt 25 bis 30 Prozent. 

Rainer Wernhart
Rainer Wernhart, Sprecher der NÖ Bestatterinnung: „Der Trend geht in Richtung individueller Bestattungen.“

Wird wegen des Trends in Richtung Kremierungen weniger Platz auf den Friedhöfen benötigt? Bestatter Wernhart vermutet, dass das langfristig so sein könnte. Kurzfristig seien aber noch keine großen Veränderungen zu beobachten, denn vielfach werden ja Urnen in bestehenden Gräbern vergraben. Änderungen bei den Friedhöfen gibt es vor allem insofern, als vielerorts Urnennischen gebaut werden. Auch reine Urnengräber benötigen weniger Platz als Erdgräber. 

Defizitgeschäft Friedhof?

Die Gemeinden sind bei der Ausgestaltung der Preise frei. Es gibt lediglich eine Kostenstelle „Friedhof“, und solange das Land nicht feststellt, dass da ein großes Minus ist, wird die Gemeinde nicht nachbessern müssen. 

Die Gebühren, die Gemeinden einheben, sind daher sehr unterschiedlich. „Die eine Gemeinde verlangt für das Ausheben eines zwei Meter tiefen Grabes 1.024 Euro, die Nachbargemeinde verlangt für dieselbe Leistung 190 Euro“, berichtet Rainer Wernhart aus seiner Region. Er rechnet vor: „Für das Ausheben einer Grabstelle benötigt man etwa zwanzig Mannstunden. Bei Lohnkosten von 30 Euro pro Stunde kommt man da auf Kosten von 600 Euro. Da sind aber noch keine Materialkosten dabei, wie etwa für die Verschalung, die man braucht, dass das Grab nicht gleich wieder einstürzt. Daran kann man erkennen, dass 190 Euro nicht kostendeckend sein können.“ 

Ob ein Friedhof für eine Gemeinde ein Verlustbringer ist, kommt auf die Gestaltung der Preise an. Tendenziell ist es wohl eher so, dass Gemeinden die Kosten für Beerdigungen und dann für die Grabstelle eher zu niedrig ansetzen. Damit wird es schwierig, den Friedhof instandzuhalten bzw. Investitionen zu tätigen. 

Viele Gemeinden verlangen hundert Euro Gebühr für zehn Jahre, das heißt, ein Grab bringt der Gemeinde zehn Euro im Jahr. Wenn der Friedhof 400 Gräber hat, bringt das 4.000 Euro im Jahr. „Damit geht es sich gerade aus, dass ein Arbeiter zwei Stunden in der Woche am Friedhof arbeitet. Und da wurde noch nichts investiert“, sagt Bestatter Wernhart.