digitaler Zwilling einer Stadt
Ein digitaler Zwilling ist ein digitales 3D-Bild der Stadt, in das die unterschiedlichsten Informationen eingespeist werden können. Auf Grundlage des digitalen Zwillings können die Auswirkungen von Veränderungen in einer Stadt modelliert werden – je mehr Daten vorliegen, desto genauer das Modell und die Prognosen.
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„Urban Future“-Konferenz 2023

Daten als Ansporn und Messlatte

Unter dem Titel „Cutting Emissions with Data“ gaben Praktiker bei der „Urban Future“-Konferenz in Stuttgart Einblick, wie Daten dabei helfen können, Städte und Gemeinden nachhaltiger zu gestalten.

Ursula Eicker von der Concordia Universität in Montréal sprach über die Möglichkeiten, die ein digitaler Zwilling für Städte und Gemeinden mit sich bringt. Ein digitaler Zwilling ist ein digitales 3D-Bild der Stadt, in das die unterschiedlichsten Informationen eingespeist werden können.

Auf Grundlage des digitalen Zwillings können die Auswirkungen von Veränderungen in der Stadt modelliert werden – je mehr Daten vorliegen, desto genauer das Modell und die Prognosen. So kann ein digitaler Zwilling etwa zeigen, welche Auswirkung höhere Gebäude, mehr Grünflächen oder eine andere Straßenbeleuchtung hätten. „Der digitale Zwilling zeigt uns aber nicht nur die Auswirkungen einer Maßnahme“, sagt Eicker. „Er macht unsere Ziele auch für uns selbst sowie für die Bürgerinnen und Bürger erlebbar.“

Diesen digitalen Zwilling zu erstellen ist, so Eicker, weniger schwierig als man denkt. Es braucht ein Hochleistungsrechenzentrum, um mit den Daten arbeiten zu können. Die Daten zu sammeln ist dagegen meist relativ einfach. „Unglaublich viele Daten zu Städten und Gemeinden liegen längst vor“, sagt Eicker. „Sie sind nur zwischen vielen verschiedenen Akteuren verstreut. Dieses Bündeln der Daten ist schon ein erster Vorteil des digitalen Zwillings.“

Aus Daten Maßnahmen entwickeln

Marius Mohr vom Fraunhofer Institut berichtet darüber, wie sein Team Städte und Gemeinden auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit begleitet. Mit „City Lab“ hat das Team eine Methodologie entwickelt, die Auswertungen für alle Städte und Gemeinden möglich macht. Die quantitativen Daten müssen die Städte und Gemeinden selbst liefern.

Das Team sieht sich daraufhin die kritischen Daten an – die Bereiche, in denen die jeweilige Kommune schlecht abschneidet.

In einem nächsten Schritt findet das Team heraus, was sich die Kommune und ihre Bürgerinnen und Bürger in den defizitären Bereichen wünschen. Auf dieser Basis wird ein Maßnahmenkatalog erstellt. Zu den einzelnen Maßnahmen führt das Team dann Workshops durch, die der Kommune zeigen, wie sie diese selbst umsetzen können.

Den Umwelteinfluss von Kommunen berechnen

Die gemeinnützige Organisation CDP Europe pflegt ein Open Data-Portal, über das Städte, Regionen, Länder, aber auch Unternehmen ihren Umwelteinfluss berechnen lassen können. Die Teilnahme ist freiwillig. Gruppen wie etwa C40 – ein weltweites Netzwerk aus Städten, die sich dem Klimaschutz verschreiben – nehmen geschlossen teil.

„Wir helfen den Teilnehmenden ihren Klimaeinfluss besser zu verstehen“, sagt einer der Leiter der Organisation, Étienne Métais. Dabei schneidet Europa bereits verhältnismäßig gut ab: 81 Prozent der Städte haben bereits einen Klimaschutzplan. 85 Prozent der Städte messen ihre Treibhausgasemissionen. Von CPD Europe erhalten die Teilnehmenden regelmäßig Wertungen von A bis F. Bei den Unternehmen werden alle Wertungen veröffentlicht, bei Städten, Regionen und Ländern jeweils nur die A-Wertungen – diese konnten zum Beispiel schon Madrid und Lahti verzeichnen.

„Es soll für unsere staatlichen Partner ein Ansporn sein und keine weitere Hürde“, sagt Métais. „Deshalb werden nur die guten Wertungen veröffentlicht. Die anderen kennen nur die jeweiligen Teilnehmenden und wir.“ Dass die Wertungen einen positiven Effekt haben, zeige die Entwicklung der Städte und Gemeinden. Über die Jahre würden sie ihre Wertungen alle verbessern.

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