Bodenschutz
In Landeshauptstädten ist Verkehr für ein Drittel der versiegelten Flächen verantwortlich
Mit dem kalendarischen Frühlingsbeginn ging in Österreich der wärmste Winter in der Messgeschichte zu Ende. „Der Klimawandel ist Realität und zeigt sich nicht nur in Form von höheren Temperaturen, sondern auch in der Zunahme an Extremwetterereignissen. Diese werden in Zukunft weiter zunehmen. Städte heizen sich an heißen Tagen noch stärker auf. Deshalb ist wichtig, dass es zu keiner weiteren Versiegelung kommt und der öffentliche Straßenraum in den Städten viel stärker als bisher an den Klimawandel angepasst wird", stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.
In St. Pölten ist am meisten versiegelt
Derzeit sind in den Städten große Flächen versiegelt. Eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Österreichischen Raumordnungskonferenz zeigt, dass in den Landeshauptstädten der Verkehr im Schnitt für ein Drittel der gesamten versiegelten Fläche verantwortlich ist.
Je nach Stadt liegt der Verkehrsanteil an den versiegelten Flächen zwischen 28 Prozent in Graz und 40 Prozent in St. Pölten. Asphalt und parkende Autos heizen sich an Hitzetagen massiv auf, erwärmen die Umgebung zusätzlich und strahlen die Wärme auch in der Nacht weiter ab, wodurch es in der Nacht weniger abkühlt.
Immer mehr Hitzetage und Tropennächte
Die Hitzetage haben im 21. Jahrhundert massiv zugenommen: In Wien gab es zwischen 1981 und 2010 im Schnitt 15 Hitzetage pro Jahr, im Zeitraum 2011 bis 2021 waren es mit durchschnittlich 28 fast doppelt so viele. In Linz und Graz hat sich die Zahl der Hitzetage von jeweils zehn auf jeweils 22 pro Jahr mehr als verdoppelt.
Im vergangenen Sommer gab es in der Wiener Innenstadt 37 Hitzetage, in Innsbruck 35 und in Eisenstadt und Linz jeweils 30. An Hitzetagen steigt die Temperatur auf mindestens 30 Grad. Insgesamt war der letztjährige Sommer in Österreich im Schnitt um 2,8 Grad wärmer als im Durchschnitt des Zeitraums 1961 bis 1990.
Noch stärker hat die Zahl der Tropennächte zugenommen: In Wien von durchschnittlich drei pro Jahr im Zeitraum 1981 bis 2010 auf jährlich neun zwischen 2011 und 2021 und einem Maximum von 42 im Jahr 2015. In Graz von durchschnittlich 0,6 auf 5,7 und in Linz von 0,2 auf fünf.
Was zu tun ist
Der VCÖ weist darauf hin, dass es in den Österreichs Städten angesichts der zunehmenden Erderwärmung rascher und verstärkt Maßnahmen zur Entsiegelung von Asphaltflächen braucht sowie mehr schattenspendende Bäume und kühlendes Grün entlang der Straßen.
„Gehsteige, die in der prallen Sonne liegen, werden für viele, wie etwa ältere Menschen oder chronisch Kranke unbenützbar. Damit wird ausgerechnet die klimafreundlichste Mobilität eingeschränkt“, weist VCÖ-Expertin Jaschinsky auf eine Folge von mangelnder Klimawandel-Anpassung hin.
Bei großen Pkw-Abstellplätzen, die es etwa bei Baumärkten, Supermärkten oder Einkaufszentren gibt, verbessern nicht nur schattenspendende Bäume das Mikroklima, sondern auch versickerungsfähige Oberflächen, die bei Starkregen Wasser aufnehmen können und an heißen Tagen eine kühlende Wirkung haben.
Insgesamt ist das Schwammstadtprinzip, das den Wurzeln von Bäumen mehr Platz gibt und mehr Wasser speichern kann, verstärkt umzusetzen. Im Öffentlichen Verkehr sind dort, wo es möglich ist, Rasengleise bei Straßenbahnen und Begrünungen von Haltestellen wirksame Maßnahmen. In Linz gibt es fast 16 Kilometer Grüngleise, in Wien rund acht Kilometer.