Viktoria Lanthier
Viktoria Lanthier kritisierte die Ansage vieler Unternehmen, fehlerfreundlicher werden zu wollen.

Arbeitspsychologie

New Work und was das bedeutet

Die Arbeitspsychologin Viktoria Lanthier durchleuchtete am Kommunalwirtschaftsforum das Konzept der New Work und zeigte neue Formen von Problemen in der Arbeitswelt auf.

Die Zukunft der Arbeitswelt heißt „New Work“ und ist ein Konzept, das immer mehr Platz findet: weg von alten Strukturen, hin zur neuen Arbeitswelt mit modernen Arbeitsweisen. Viktoria Lanthier erklärte, welche Überlegungen dahinterstehen und mit welchen Formen von Problemen Arbeitnehmer konfrontiert sind, nämlich mit sogenannten komplexen Problemen.

Komplexe Probleme verstehen

In der heutigen Arbeitswelt sind die Menschen mit neuen, komplexen Problemen konfrontiert. Diese sind durch Dynamik und Überraschungen gekennzeichnet. Bisheriges Wissen hilft bei ihnen nur bedingt weiter.

Um mit solchen Situationen umzugehen, braucht man Lanthier zufolge vor allem gute Ideen, die entstehen, wenn man ein Gespür für die Problemlage hat. Dieses Gespür wird als Können bezeichnet.

Als Beispiel nennt Lanthier ein beliebiges Fußballspiel, das an sich ein komplexes Problem darstellt, da es immer dynamisch und für Überraschungen gut ist. Selbst wer sich alles über das Fußballspielen anliest, würde mit diesem Wissen alleine am Spielfeld nichts anfangen können. Er benötigt nämlich noch ein Gespür für den Ball, das sich erst durch Übung, durch Training, und durch Ausprobieren entwickelt, ebenso wie (Spiel-)Ideen, die über den Austausch im Training mit dem Trainer und der Mannschaft gemeinsam entstehen. Können und Ideen brauchen also Übung und Austausch.  

Mehr Prinzipien und weniger Regeln

„Natürlich hat jedes Fußballspiel seine Regeln. Aber innerhalb der Mannschaft sollten wir uns eher an Prinzipien als an Regeln orientieren“, sagt Lanthier. Warum? Weil Regeln einschränken.

Regeln sind dafür gut, etwas noch besser zu machen, wenn man schon weiß, wie es geht. Wer allerdings in einer neuen Situation noch nicht weiß, wie das richtige Vorgehen aussieht, braucht Prinzipien. Es wäre absurd, aus dem Wissen der Vergangenheit eine Regel für eine neue, komplexe und dynamische Situation zu erstellen. Prinzipien hingegen geben Orientierung, schränken aber nicht ein.

Irrtümer sind besser als Fehler

Lanthier kritisierte die Ansage vieler Unternehmen, fehlerfreundlicher werden zu wollen. Fehler seien zu vermeiden, denn sie zu begehen bedeute, dass vorhandenes Wissen nicht angewendet wird. Wenn man jedoch noch nicht weiß, was das richtige Vorgehen ist, können Irrtümer passieren, und solche sollten erlaubt sein. Zusammenfassend nennt Lanthier vier Punkte, um den aktuellen Entwicklungen in der Arbeitswelt zu begegnen:

  • das Differenzieren zwischen komplizierten und komplexen Problemen
  • Arbeitsformen bzw. Bearbeitungsformen der Problemlage entsprechend gestalten (wirksam werden können)
  • bei komplexen Problemen das Entwickeln von Ideen und damit Austausch als Basis (z. B. agiles Arbeiten)
  • den Fokus auf Gemeinsames als Basis