In den Gemeinden und Städten ist nach der Coronakrise eine umfassende Behebung der Mängel in der Infrastruktur für Fußgängerinnen und Fußgänger nötig, meint der VCÖ.
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Coronakrise macht sichtbar, dass Gehsteige und Radwege zu schmal sind

20. März 2020
Einen Meter Abstand halten. Diese sehr wichtige Maßnahme, um das Coronovirus eindämmen zu können, macht deutlich, dass viele Gehsteige in Österreich viel zu schmal sind, stellt der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) fest. Auch etliche Radwege seien nicht breit genug, um ausreichend Abstand halten zu können. Der VCÖ spricht sich dafür aus, dass während der Coronakrise die Radwegbenützungspflicht aufgehoben wird sowie temporäre Radwege eingerichtet werden.

Wichtig ist, dass beim Gehen und Radfahren der Mindestabstand von einem Meter eingehalten wird.

„Die Coronakrise macht nun sehr deutlich sichtbar, dass vielerorts die Gehwege zu schmal sind. Wenn sich auf schmalen Gehsteigen zwei Personen begegnen, ist der Abstand nur einzuhalten, wenn eine Person die Straße betritt“, macht VCÖ-Expertin Valentina Kofler aufmerksam.

Dabei wurde bereits vor vielen Jahren eine Regelbreite von zwei Metern als Standard für Gehsteige festgelegt, die Mindestbreite beträgt laut ÖNORM 1,50 Meter. „Doch derzeit wird auf vielen Straßen den parkenden Autos mehr Platz eingeräumt, als den Bürgerinnen und Bürgern, die zu Fuß gehen“, so VCÖ-Expertin Kofler.

Gehsteigverbreiterungen können von kleinen Baufirmen gemacht werden

In den Gemeinden und Städten ist nach der Coronakrise eine umfassende Behebung der Mängel in der Infrastruktur für Fußgängerinnen und Fußgänger nötig, meint der VCÖ. Der Bund sollte dabei die Kommunen unterstützen. Dieses klimaverträgliche Infrastrukturprogramm schaffe und sichere zudem vor Ort Arbeitsplätze, weil Gehsteigverbreiterungen von lokalen, kleineren Baufirmen umgesetzt werden können.

Auch zahlreiche Radwege sind zu schmal

Gerade für Familien mit Kindern sind kurze Radfahrten derzeit eine der wenigen Möglichkeiten, dass Kinder in die frische Luft kommen und sich bewegen können.

„Drei Wochen Schulunterricht zu Hause, keine Freundinnen und Freunde treffen können, Spielplätze sind gesperrt und der gewohnte Sport ist auch nicht möglich. All das stellt Kinder vor eine große Herausforderung und natürlich auch ihre Eltern, die neben der Kinderbetreuung oft zusätzlich Home-Office zu machen haben. Die Möglichkeit, mit den Kindern eine Radfahrt machen zu können, ist in dieser Situation für Familien sehr wichtig", so VCÖ-Expertin Kofler.

Aufhebung der Radwegbenützungspflicht gefordert

Um für Familien mit Kindern mehr Platz auf den Radwegen zu schaffen, fordert der VCÖ die Aufhebung der Radwegbenützungspflicht. Eine Möglichkeit sei zudem die Schaffung von temporären Radwegen. Dabei werden Fahrbahnen für den Kfz-Verkehr gesperrt. 

Die kolumbianische Hauptstadt Bogota hat seit Beginn der Coronakrise 112 Kilometer Straßen in temporäre Radwege umgewandelt. „In einer außergewöhnlichen Situation sind auch außergewöhnliche Maßnahmen nötig“, stellt VCÖ-Expertin Kofler fest.