Monika Herbstrith-Lappe
Monika Herbstrith-Lappe: „KI ist Realität. Und es wäre sicher ein Fehler, da etwas zu verschlafen. Mein Wunsch wäre Bürgernähe. Das ist der große Vorteil der Kommunalpolitik im Gegensatz zur Bundespolitik.“
© Kurt Gruhlke

Kommunalwirtschaftsforum 2024

Zuversicht und Resilienz in schwierigen Zeiten

Das 11. Kommunalwirtschaftsforum (KWF) rückt näher, und in die Liste der Vortragen­den reiht sich dieses Jahr auch Monika Herbstrith-Lappe, die mit ihrer Keynote „Zukunft braucht Zuversicht“ den Nerv der Zeit trifft.

Kommunal hat die Physikerin, Neurowissenschaftlerin, Motivationspsychologin, Buchautorin und Vortragsrednerin getroffen und mit ihr über künstliche Intelligenz (KI), Lösungsansätze, Strategien und Resilienz gesprochen. Dabei schöpft die Speakerin aus ihrem Erfahrungsschatz, der von naturwissenschaftlicher Erkenntnistheorie und Technik über die Wirtschafts- und Managementlehre bis zur Psychologie und Kommunikationswissenschaft reicht. Aber auch ihre Taucherfahrung und die wertvollen Erkenntnisse, die sie daraus mitnimmt, kommen im Vortrag nicht zu kurz.

Herbstrith-Lappe ist ganz besonders im Bereich der künstlichen Intelligenz engagiert. Sie arbeitet dafür, dass diese im Sinne des digitalen Humanismus eingesetzt wird. Technische Errungenschaften sollten in den Dienst der Menschen gestellt werden, nicht umgekehrt. Darauf werde sie in ihrem Vortrag auch eingehen, zusammengefasst mit „mehr menschlich für mehr digital“.

Gesellschaftspolitisches Engagement ist Monika Herbstrith-Lappe außerdem sehr wichtig, deshalb gibt sie ihr Wissen ganz besonders gerne in relevanten Bereichen, wie beispielsweise im Gesundheitsbereich und beim KWF an kommunale Entscheidungsträger, weiter.

KI kann Gemeindemitarbeiter entlasten

Bürgermeister haben zahlreiche Entscheidungsbefugnisse für ihr Dorf, ihren Ort, ihre Stadt. Hier liege auch die Verantwortung, wie mit KI umgegangen werde. „KI ist Realität. Und es wäre sicher ein Fehler, da etwas zu verschlafen. Mein Wunsch wäre Bürgernähe. Das ist der große Vorteil der Kommunalpolitik im Gegensatz zur Bundespolitik“, erklärt Herbstrith-Lappe. Die Frage sei, wo man die Mitarbeiter unterstützen könne, damit die Menschen im Gemeindeamt mehr Zeit für die Anliegen und Nöte der Bürger und Bürgerinnen haben. 

In ihrem Vortrag geht Herbstrith-Lappe auch darauf ein, was Zuversicht nährt, kurz gesagt: „Es ist Stärken- und Lösungsorientierung und Diversität.“ Dafür sei das menschliche Gehirn gebaut - selbstwirksam Probleme zu lösen und daraus Zuversicht zu gewinnen. Denn wenn man sich mehr zutraue, als das Problem groß ist, dann habe man schlicht kein Problem. 

Womit man auch gleich bei der schulmedizinischen Definition von krank machendem Stress landet: „Krank machender Stress ist eine Störung des Gleichgewichts meiner Einschätzung der Anforderungen und meiner Einschätzung, diesen Anforderungen gerecht werden zu können“, erklärt sie. „Denn ein Vogel hat niemals Angst davor, dass der Ast unter ihm bricht. Nicht weil er dem Ast vertraut, sondern seinen Flügeln. Also Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein sind die wirkmächtigste Säule der Resilienz“, erklärt sie weiter. Wie Kommunen diese Erkenntnisse nutzen können, darauf geht sie in ihrem Vortrag kenntnisreich ein. 

Was ist „Serendipity“?

Es sei heute mehr denn je gefragt, Chancen zu erkennen und zu ergreifen. Herbstrith-Lappe dazu: „Chancen-Intelligenz gehört zu den Future Skills. Da haben die Kommunalpolitiker ganz viele Möglichkeiten, zum Beispiel regionale Chancen zu erkennen und zu ergreifen.“ 
Und hier sei „Serendipity“ ein wichtiger Begriff, im Deutschen etwas weniger klangvoll Serendipität genannt. Es bedeutet etwa: „nicht gesucht, aber gefunden“. Dies könne man als Mindset einsetzen, denn dieses Mindset nähre die Zuversicht. Und davon bräuchte man derzeit, auch in den Kommunen, mehr denn je.

Monika Herbstrith-Lappe betont: „Man muss die Erfolge der Vergangenheit nutzen, um zu analysieren, wie man die bewährten Stärken und Strategien in einem neuen Umfeld anders nutzen kann.“ Könne man dies anwenden, sei man für die unsicheren Zeiten gewappnet.
Außerdem gehe es in Kommunen meist um Konflikte zwischen Interessenspartnern, die es zu lösen gilt. Hier brauche man passende Strategien, denn man müsse in diesem Falle immer Position beziehen und klare Entscheidungen treffen.

Zum besseren Verständnis spickt Herbstrith-Lappe ihren Vortrag durchwegs mit praktischen, anschaulichen Beispielen: So könne man eine Stadt oder Gemeinde aus der Sicht von Jugendlichen, aus der Sicht von erwachsenen Singles, aus der Sicht von Familien mit Kinderwägen oder aus der Sicht von alten, gebrechlichen Menschen betrachten. „Das sind unterschiedlichste Bedürfnisse, die gerade in der Regionalpolitik aufeinanderprallen. Beispielsweise wenn es darum geht, ob man einen Park oder einen Parkplatz errichtet“, führt Herbstrith-Lappe aus. 

Auch ihre Tauchleidenschaft fließt in den lebhaften, mit Zitaten aufgelockerten Vortrag ein. Da bekommt der Ausdruck „einen langen Atem haben“ einen ganz konkreten Sinn, der nicht nur unter Wasser entscheidend sein kann. Selbstwirksamkeit, Eigenverantwortung, zu entkatastrophisieren und eine klare Position zu beziehen, Entscheidungen zu treffen, all dies lerne man bei jedem Tauchgang im weiten Ozean.
Tatsächlich gebe es täglich ein „Meer an Möglichkeiten“, aus dem man selbstwirksam schöpfen könne. 

monikaherbstrith-lappe.com

Kommunalwirtschaftsforum | KWF | 24. - 26. April 2024