Rudolf von Habsburg an der Leiche König Ottokars auf dem Schlachtfeld bei Dürnkrut, gemalt von Anton Romako. Mit dieser Schlacht, die als eine der größten Ritterschlachten Europas gilt, begann eigentlich der Aufstieg Österreichs in der Geschichte Europas.
© Gemälde von Anton Romako / Sammlung Belvedere

Niederösterreich - Das Kernland Österreichs

Niederösterreich hieß ursprünglich „nur“ Österreich (später: Österreich unter der Enns). Davon leitete sich sowohl der Name der Herrscherdynastie der Habsburger („Haus Österreich“) als auch der des Gesamtstaates ab.

Die Niederösterreicher und -innen sagen gerne, dass ihr Bundesland das „Kernland“ Österreichs ist. Und in der Tat ist Niederösterreich gemeinsam mit Oberösterreich das historische Kernland Österreichs und Teil der habsburgischen Erblande.

Dass in der berühmten Ostarrichi-Urkunde aus dem Jahr 996 über die Herrschaft Neuhofen an der Ybbs der Name Österreich („regione vulgari vocabulo Ostarrichi“) erstmals erwähnt wurde, trägt seinen Teil dazu bei.

Ostarrichi-Urkunde
Das Wort „Ostarrichi“ findet sich in der 2. Zeile der Urkunde ganz rechts oben. 
Was uns diese Urkunde jedoch tatsächlich – unabhängig von einer Schenkung – erzählt, ist, dass der Name „Österreich“ offensichtlich in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts für den Herrschaftsbereich der Babenberger gebräuchlich wurde. Er bedeutet schlicht „(Herrschafts-)Gebiet im Osten“ und entspricht den in den Quellen schon bedeutend früher vorkommenden lateinischen Bezeichnungen. Quelle: Wikipedia

Die späten Babenberger verbanden die Steiermark mit Österreich und die Habsburger schufen davon ausgehend mit der Erwerbung Kärntens, Tirols, Krains und anderer Gebiete einen Länderkomplex in den Ostalpen, der „Herrschaft zu Österreich“ genannt wurde. Diese Bestandteile aber waren schon zu Zeiten des Erwerbs selbstbewusste, alte und auch mächtige Territorien – allein deshalb sind auch sie „Kernländer“ Österreichs. Aber das nur am Rand: Der Landstrich, der heute Niederösterreich heißt, ist schon viel älter.

Die „Venus von Willendorf“ zeugt von der frühen Besiedlung

Die Geschichte Niederösterreichs beginnt aber schon viel früher. Prähistorische Funde wie die berühmte und knapp 30.000 Jahre alte „Venus von Willendorf“ zeugen von der frühen Besiedlung des Landes. 

Ab 15 vor Christus beherrschten die Römer das Gebiet südlich der Donau. Nördlich davon siedelten Germanen. Während der Völkerwanderung herrschten Heruler, Langobarden und Ostgoten im Land, seit dem 6. Jahrhundert siedelten Slawen unter der Oberherrschaft der Awaren, im Westen die Baiern. Um 760 wurde in St. Pölten ein erstes Kloster gegründet.

Nach der Zerstörung des Awarenreichs unter Karl dem Großen wurde Niederösterreich Teil einer karolingischen Mark. Nach 850 gehörte das Weinviertel zum Großmährischen Reich. Anfang des 10. Jahrhunderts geriet Niederösterreich unter ungarische Oberhoheit. 

Nach der Niederlage der Magyaren auf dem Lechfeld bei Augsburg 955 wurde eine Mark gegründet, mit der 976 die Babenberger belehnt wurden. Besonders Markgraf Leopold III. (später heilig gesprochen, heute Landespatron) erwarb sich durch seine Klostergründungen (vor Klosterneuburg) große Verdienste. 

Die Herrschaft der Habsburger

Als die Babenberger ausstarben, kam der böhmische König Ottokar II. Přemysl in den Besitz des Landes, verlor aber 1278 in der Schlacht auf dem Marchfeld Land und Leben. Das Gebiet kam an die Habsburger, die bis zum Ende der Monarchie 1918 herrschten.

Im 15. Jahrhundert hatte Niederösterreich unter vielen Fehden und unter den Einfällen der Hussiten zu leiden. Der ungarische König Matthias Corvinus besetzte die östliche Hälfte des Landes.

Im 16. Jahrhundert wurde ein erheblicher Teil der Bevölkerung evangelisch, im Zuge der Gegenreformation erfolgte die Rekatholisierung. 1529 wurde Wien erstmals von den Türken belagert und ein Teil des Landes verwüstet. Nach der Abwehr des stärksten türkischen Vorstoßes 1683 wurde das Land von dieser Bedrohung befreit und zum Zentralraum der habsburgischen Großmacht. Dies kam in vielen Bauten des Barocks zum Ausdruck. 

Im 19. Jahrhundert erfolgte im Rahmen der Industrialisierung ein rasanter Ausbau der Infrastruktur des Landes. Die Eisenbahnsysteme der Monarchie konzentrierten sich auf Wien, und im Viertel unter dem Wienerwald entstanden erste Industriezonen.

Erstmals Republik

Als die Monarchie 1918 zerfiel, wurde Niederösterreich das größte und bevölkerungsreichste Bundesland der Republik Österreich. Um eine Dominierung des neuen Staates durch ein Land zu verhindern, aber auch aus innenpolitischen Gründen, beschloss man, Niederösterreich und Wien zu trennen und zwei neue Bundesländer zu schaffen. Die Trennung erfolgte mit 1. Jänner 1922, und Niederösterreich verlor damit seine Hauptstadt. Nicht zuletzt aus finanziellen Gründen behielten die Landesverwaltung und der Landtag aber ihren Sitz in den historischen Gebäuden in der Wiener Herrengasse. 

Als Österreich 1938 an das Deutsche Reich angeschlossen wurde, blieb Wien auch weiterhin Verwaltungssitz, obwohl Krems an der Donau formell zur „Gauhauptstadt“ erhoben worden war. Der Anschluss an das nationalsozialistische Deutschland bedingte auch ein Verschwinden aller Bezüge auf Österreich: Niederösterreich wurde in „Niederdonau“ umbenannt.

Der Zusammenbruch des Dritten Reiches 1945 war mit schweren Heimsuchungen verbunden. Bombardierungen, Kampfhandlungen, Zerstörungen, Plünderungen und Vergewaltigungen, gefolgt von einer jahrelangen sowjetischen Besatzung, machten den Wiederaufbau sehr schwierig. 

Zweite Republik

Niederösterreich musste zunächst einen Aufholprozess durchmachen, der erst in den 70er-Jahren zu einem annähernden Gleichziehen mit jenen Bundesländern führte, die unter westalliierter Besatzung gestanden waren. Die Kommunalstruktur wurde vollkommen verändert. Durch Zusammenlegungen wurde die Anzahl der Gemeinden auf fast ein Drittel auf 573 reduziert. 

Das Fehlen einer Landeshauptstadt machte sich immer stärker bemerkbar, weshalb sich der Landtag 1986 nach einer Volksbefragung entschloss, St. Pölten zur Landeshauptstadt zu erheben und dort ein neues Regierungsviertel zu errichten. 1997 erfolgte die Übersiedlung des Landtages, der Landesregierung und der Landesverwaltung von Wien nach St. Pölten.