Crashtest gegen einen Baum
Untersuchungen haben gezeigt, dass die häufigsten Alleinunfälle mit Baumkollisionen in den Nachtstunden passierten und bei einem Fünftel der Unfallstellen keine Leitelemente vorhanden waren.
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Verkehr

Mit Tempo 70 gegen den Baum

27. Dezember 2023
Um die fatalen Auswirkungen von Unfällen gegen starre Hindernisse wie zum Beispiel Bäume zu zeigen, steuerte das Kuratorium für Verkehrssicherheit KFV einen Mittelklassewagen mit 70 km/h frontal gegen ein Hindernis.

Viele Landstraßen Österreichs geben durch ihre Alleen dicht neben der Straße ein malerisches Landschaftsbild ab. Ist die Straße allerdings nicht zusätzlich durch Schutzplanken abgesichert, können starre Hindernisse in einem Moment der Unachtsamkeit zur tödlichen Gefahr für die Lenker:innen werden. In den vergangenen fünf Jahren prallten in Österreich insgesamt 3.567 Fahrzeuge bei einem Unfall mit Personenschaden gegen einen Baum, wobei in 18 Prozent der Fälle Alkohol oder Drogen die Hauptunfallursache waren. 

In den vergangenen fünf Jahren starben insgesamt 176 Menschen bei Verkehrsunfällen durch den Aufprall gegen einen Baum. Das sind im Schnitt 35 Tote pro Jahr und entsprach zuletzt fast zehn Prozent aller Verkehrstoten. 

Zeitlupe zeigt die enormen Kräfte, die auf das Fahrzeug wirken

Um auf die besonders hohen Verletzungsgefahren beim Aufprall auf ein starres Hindernis aufzuzeigen, ließ das KFV auf einem Testgelände in Eggendorf (OÖ) einen Skoda Octavia Kombi mit 70 km/h frontal gegen einen 30 cm dicken Baum bzw. Säulenersatz aus Stahl (Pole) prallen und fertigte davon ein Video an.

Link zum Video

Der hinter dem Lenkrad sitzende Dummie war dabei sogar angeschnallt, unangeschnallt wären die Folgen noch gravierender. Tatsächlich waren in den vergangenen fünf Jahren die bei Baumunfällen in Pkw getöteten Personen zu 42 Prozent nicht angeschnallt. Das ist ein sehr hoher Wert, denn wie laufende Beobachtungen des KFV zeigen, liegt in Österreich die Anschnallquote in Pkw für gewöhnlich bereits bei 98 Prozent.

Bei Kleinwagen und schnellerem Tempo wären Folgen noch fataler

Im Crashvideo des KFV sieht man in Zeitlupe, wie sich der Airbag des Mittelklassewagens öffnet und welch enorme Beschädigungen es bereits beim Aufprall mit 70 km/h gibt. Aus der Analyse von echten Kollisionen mit Bäumen weiß das KFV, dass die Personen hinter dem Lenkrad häufig folgende Merkmale aufweisen: jung, männlich, alkoholisiert und nicht angegurtet. 

Klaus Robatsch, Bereichsleiter Forschung & Wissensmanagement bei KFV, erklärt dazu: „Junge Menschen benutzen häufig deutlich kleinere und mit weniger Sicherheitstechnik ausgestattete Fahrzeuge. Nicht auszudenken daher, wenn das Fahrzeug ein Kleinwagen und noch schneller unterwegs gewesen wäre.“

Sichere Gestaltung der Straßenseitenräume

Auf Gemeindeebene kann neben gezielter Bewusstseinsbildung der Lenkerinnen und Lenker auch infrastrukturell einiges für eine sichere Gestaltung der seitlichen Straßenbegrenzung getan werden. KFV-Untersuchungen haben gezeigt, dass die häufigsten Alleinunfälle mit Baumkollisionen in den Nachtstunden passierten und bei einem Fünftel der Unfallstellen keine Leitelemente vorhanden waren.

Eine verstärkte Kennzeichnung der Linienführung durch Leitelemente, wie etwa verdichtete Leitpflöcke oder Leitwinkel, in kritischen Bereichen wären daher wichtige Maßnahmen, die in der Dunkelheit als Führungselement dienen und auf eine erforderliche Geschwindigkeitsreduktion hinweisen. Die zusätzliche Installation von Schutzplanken kann die Unfallfolgen minimieren.