Landbus
Der Landbus Unterland bietet auf den Hauptachsen einen Halbstundentakt, für Kleingemeinden einen Stundentakt, für den späteren Abend und die Nacht gibt es ergänzend einen Anrufbus.
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Jeder Zweite in den Regionen nutzt nie Öffentlichen Verkehr

23. November 2023
Jeder dritte Haushalt in Österreich befindet sich in einem Gebiet mit geringer Bevölkerungsdichte. Dort fährt nur rund ein Fünftel mehrmals im Monat oder öfters mit dem Öffentlichen Verkehr, die Hälfte nie, macht die Mobilitätsorganisation VCÖ aufmerksam.

„Je geringer die Bevölkerungsdichte, umso weniger wird mit dem Öffentlichen Verkehr gefahren und umso höher ist die Autonutzung. In vielen Regionen ist die Mobilitätsauswahl für die Bevölkerung sehr eingeschränkt. Das müsste nicht sein, wie bereits umgesetzte Lösungen zeigen“, stellte VCÖ-Expertin Lina Mosshammer bei einer VCÖ-Fachkonferenz fest.

Teurer Mobilität in dünn besiedelten Gebieten

Eine VCÖ-Analyse auf Basis von Daten der Statistik Austria zeigt, dass der Anteil der regelmäßigen Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel in Gebieten mit geringer Bevölkerungsdichte mit 18 Prozent um rund die Hälfte niedriger ist als im Österreich-Schnitt mit 39 Prozent. Hingegen nutzt in dünn besiedelten Regionen die Hälfte der Bevölkerung ab 16 Jahren den Öffentlichen Verkehr gar nicht.

Die Folge: Haushalte in gering besiedelten Gebieten geben im Schnitt im Monat um rund 100 Euro mehr für ihre Mobilität aus als im Österreich-Schnitt. Mit der Stärkung der Ortskerne und einem Stopp der Zersiedelung können Gemeinden wesentlich dazu beitragen, dass die Haushalte niedrigere Mobilitätsausgaben haben", betonte VCÖ- Expertin Mosshammer.

Vorzeigeprojekt in Vorarlberg

Dass auch in dünner besiedelten Regionen ein gutes öffentliches Verkehrsangebot möglich ist, zeigt dank der Kooperation der Gemeinden und Städte der Landbus in Vorarlberg.

Der Landbus Unterland bietet auf den Hauptachsen einen Halbstundentakt, für Kleingemeinden einen Stundentakt, für den späteren Abend und die Nacht gibt es ergänzend einen Anrufbus.

„Von 5 Uhr morgens bis tief die Nacht sind 100 Busse im Takt unterwegs und bilden zusammen mit dem Bahnangebot die Mobilitätsgarantie für die 215.000 Bewohnerinnen und Bewohner des Unterlands“, berichtete Landbus-Geschäftsführer Michael Stabodin.

Elektro-Anruf-Sammeltaxis

In 13 Gemeinden des Bezirks Amstetten in Niederösterreich gibt es Elektro-Anruf-Sammeltaxis als Ergänzung zum Linienangebot. An 400 Stellen können Fahrgäste ein- oder aussteigen, Klimaticket und Zeitkarten des VOR sind gültig.

„Mit den VOR Flex Anrufsammeltaxis sprechen wir auch neue Kundengruppen an, denen bislang der Öffentliche Verkehr eine fremde Welt war“, erklärte Projektleiterin Barbara Bilderl vom Verkehrsverbund Ost-Region (VOR).

Carsharing

Auch Carsharing ist eine wichtige Ergänzung zum Mobilitätsangebot. In Kufstein und in fünf Gemeinden in der Umgebung werden der Bevölkerung 21 E-Pkw an 14 Standorten angeboten, informierte Thomas Lins von den Stadtwerken Kufstein.

Das Carsharing ist für alle, die eine Jahreskarte für den Öffentlichen Verkehr haben, ermäßigt. Bereits 500 Personen nutzen das Angebot.

Auch der steirische Bezirk Graz-Umgebung setzt auf Sharingangebote als Ergänzung zum Öffentlichen Verkehr, führte Anna Reichenberger vom Regionalmanagement Steirischer Zentralraum aus. An 15 Standorten stehen 28 E-Pkw zur Verfügung, an zehn Standorten jeweils auch ein E-Lastenrad. 26 Prozent der Nutzenden ersetzen mit „Regio Tim“ ein Zweitauto.

Radnutzung hängt von Infrastruktur ab

Auch in den Regionen sind viele Alltagswege kurz und in Radfahrdistanz. Ob in den Regionen das Fahrrad häufig als Verkehrsmittel genutzt wird, hängt vor allem von der vorhandenen Rad-Infrastruktur ab. Und bei dieser setzt die Schweiz an. Das Veloweggesetz, das mit Jänner 2023 in Kraft getreten ist, verpflichtet die Kantone innerhalb von fünf Jahren Pläne für ein Radwegenetz vorzulegen, damit Wohngebiete, Arbeitsplätze, Haltestellen, Geschäfte und öffentliche Einrichtungen gut mit dem Fahrrad erreichbar sind, berichtet Urs Weber vom VCS. Bis spätestens zum Jahr 2042 müssen die Pläne in die Tat umgesetzt werden.

Der VCÖ fordert die Umsetzung eines flächendeckenden Mobilitätsangebots in Österreichs Regionen bis zum Jahr 2030. Ergänzend zu Bus und Bahn können das auch nachfrageorientierte Angebote, wie Anrufsammeltaxis und Gemeindebusse, sein. Auch Carsharing und eine gute und sichere Rad-Infrastruktur sind für ein gutes Mobilitätsangebot in den Regionen wichtig.