Rendering des zukünftigen Ennser Hauptplatzes
Die Visualisierung der Ideen sieht eine Entsiegelung des Hauptplatzes sowie die Entstehung von schattigen Ecken fürs Reden und Einander-Treffen vor.
© FH Kärnten

Ideen für die Zukunft einer Stadt mit Geschichte

15. April 2024
Enns ist die älteste Stadt Österreichs und besitzt eine der schönsten Altstädte des Landes. Doch auch hier steht man vor ähnlichen Problemen wie anderswo: Der Leerstand nimmt zu, der allgemein zugängliche Raum wird vom Auto beherrscht, der öffentliche Verkehr hat Aufholbedarf und das gesellschaftliche Leben verlagert sich in andere Bereiche – eine enorme Herausforderung für Politik und Bevölkerung: Wie geht es weiter mit der Ennser Altstadt?

Mit der Frage, wie es mit der Altstadt weitergeht, hat sich Enns im Sommer 2023 an die FH Kärnten und den dortigen Masterstudiengang für Architektur gewandt. Für Studiengangsleiter Wolfgang Grillitsch ein Glücksfall: „Im neuen Curriculum unseres Masterstudiengangs spielt das Zusammenspiel von Architektur und Gesellschaft eine große Rolle. Mit den Ennser Bürgern:innen gemeinsam ein Zukunftskonzept auf Basis des Bestehenden für die Altstadt zu entwickeln, war genau die richtige Aufgabe für unsere Studierenden.“

Ganz viele Ideen für eine lebenswerte Ennser Altstadt

Im Rahmen von drei mehrtägigen Aufenthalten vor Ort hat sich eine Gruppe von 17 Studierenden zwischen Oktober 2023 und Jänner 2024 intensiv mit der Altstadt von Enns auseinandergesetzt: Dabei wurden viele Gespräche mit Vertretern:innen von Vereinen und Institutionen, mit Wirtschaftstreibenden und Kulturschaffenden, Schüler:innen, Religionsgemeinschaften, Bäuerinnen und Bauern sowie Politiker:innen geführt, um die Stadt möglichst gut und aus vielen Blickwinkeln kennenzulernen.

Ende November 2023 hatten dann alle Ennserinnen und Ennser die Möglichkeit, ihre Vorstellungen, Bedenken, Wünsche und Sichtweisen bei einer zweitägigen Zukunftswerkstatt im Innenhof des Museums Lauriacum einzubringen und so eine wertvolle Grundlage für die Weiterbearbeitung durch die Studierenden zu liefern.

Bürgerbeteiligung kennzeichnete das studentische Projekt, dass die FH Kärnten zusammen mit der Stadt Enns durchführte.
Rege Bürgerbeteiligung kennzeichnete das studentische Projekt, dass die FH Kärnten zusammen mit der Stadt Enns durchführte. Foto: Stadt Enns 

Alle Ideen und Konzepte – aufgeteilt in die Themenbereiche Grünraum, Mobilität, Beleuchtung, Leerstand und Ennser Stadtplatz – wurden im Jänner der Bevölkerung präsentiert. Das für diese zwei Tage wachgeküsste alte Ennser Kino bot dabei den wunderbaren Rahmen für den Blick auf die Vielfalt von Möglichkeiten, Chancen und Potenzialen für die Ennser Altstadt. 

Kleine Maßnahmen – große Wirkung

Dabei wurde auch klar, dass es nicht immer die großen und teuren Projekte sind, die eine positive Änderung des Ist-Zustands herbeiführen können.

In den meisten der Vorschläge sind es kleine Maßnahmen, die in Summe und über die Zeit betrachtet den großen Unterschied machen: sei es die sukzessive Entsiegelung des Hauptplatzes, die stufenweise Weiterentwicklung eines öffentlichen Verkehrsangebots, die Vermittlung von Angebot und Nachfrage bei der Nutzung leer stehender Geschäftslokale, eine langsame Reduktion des Autoverkehrs oder die Entstehung von schattigen Ecken auf dem Hauptplatz fürs Reden, Zusammenkommen und Einander-Treffen. Selbst ein Beleuchtungskonzept kann dazu führen, dass sich Ennser:innen und die Besucher:innen wohl in der Stadt fühlen.

Christian Deleja-Hotko,
Christian Deleja-Hotko, Bürgermeister von Enns: „Es hat sich gezeigt, dass ein differenzierter und qualifizierter Blick von außen neue Potenziale entdecken kann.“

So wie die rund 160 Besucherinnen und Besucher der finalen Präsentation zeigte sich auch Bürgermeister Christian Deleja-Hotko zuversichtlich: „Es ist mir sehr wichtig, die Ennserinnen und Ennser in die Gestaltung unserer Innenstadt einzubinden. Ich freue mich, dass so viele Interessierte an der Ideenwerkstatt teilgenommen haben und auch bei der Abschlusspräsentation anwesend waren. Gemeinsam mit den Studierenden konnten viele konstruktive Gespräche geführt werden. Es hat sich gezeigt, dass ein differenzierter und qualifizierter Blick von außen neue Potenziale entdecken kann. Seitens des Gemeinderats wurde 2023 unter meiner Führung ein Arbeitskreis mit allen Fraktionen gebildet, der sich nun mit diesen Ergebnissen beschäftigen wird. Dabei wird aus den vorliegenden Konzepten ein gemeinsamer Plan entwickelt, der auch einzelne Realisierungsschritte und Zeitpläne beinhalten wird.“

Und Wolfgang Grillitsch von der FH Kärnten ergänzt: „Jetzt ist es wichtig, dass der positive Spirit erhalten bleibt und die Politik mit der Bevölkerung gemeinsam die ersten Schritte in Richtung Realisierung setzt.“