MAWEV Manager mit KOMMUNAL-Mitarbeiterin
Hermann Zotter (Grazer Messe), KOMMUNAL-Beraterin Sabine Brüggemann, Siegfried Erker (Grazer Messe) MAWEV-Generalsekretär Siegfried Sedlacek und Präsident Gerhard Egger.

„Die Gemeinden haben jetzt mehr Spielraum“

Die MAWEV Show ist Österreichs bedeutendste Messe für Baumaschinen und –fahrzeuge. 2018 findet sie erstmals in St. Pölten statt. KOMMUNAL sprach mit MAWEV-Präsident Gerhard Egger, Generalsekretär Siegfried Sedlacek sowie Siegfried Erker und Hermann Zotter von der Grazer Messe, die für die Veranstaltung zuständig ist.

Die Konjunktur hat zuletzt stark angezogen. Wie wirkt sich das auf die Baubranche aus?



Egger: Wir erhalten derzeit starke Wachstumssignale. Nachdem in den letzten Jahren die Lage in Deutschland besser war als in Österreich hoffen wir, dass wir jetzt aufholen können.



Das Kommunalinvestitionsgesetz soll helfen, die kommunale Infrastruktur zu modernisieren. Merkt man in der Baubranche schon, dass jetzt mehr Geld vorhanden ist?



Egger: Seit Beschluss des Gesetzes ist noch nicht genügend Zeit vergangen, um das seriös beurteilen zu können. Aber wenn man durch das Land fährt, dann merkt man, dass zahlreiche infrastrukturelle Maßnahmen gesetzt werden. Natürlich könnte das auch auf die bevorstehende Wahl zurückzuführen sein, aber ich glaube eher, dass sich das tatsächlich auf das Kommunalinvestitionsgesetz zurückführen lässt. Denn die Gemeinden haben dadurch jetzt mehr Spielraum als in den letzten Jahren.



Einerseits ist es gut, dass der Rückstau bei Infrastrukturprojekten abgebaut wird, andererseits wird immer wieder davor gewarnt, dass zu viel Boden verbraucht wird. Es kann ja auch nicht im Sinn der Bauwirtschaft sein, dass Österreich „zugepflastert“ wird.



Sedlacek: Vielfach wird derzeit nicht etwas Neues gebaut, sondern es werden Sanierungsarbeiten durchgeführt, die schon lange notwendig waren. Natürlich werden aber vereinzelt auch Gemeindestraßen besser ausgebaut, Fahrradwege errichtet oder das Kanalsystem verbessert – das sind wichtige Investionsmaßnahmen, die dazu führen sollen, dass die Menschen auch weiterhin in den Gemeinden wohnen bleiben.



Egger: Es ist ja so, dass dort, wo mehr gebaut wird, auch die Grundstückspreise steigen. Dadurch reguliert sich der Markt von selbst. Ich glaube aber, dass eine straffere Handhabung der Flächenwidmung notwendig und teilweise auch schon erkennbar ist.



Erker: Im Sinne einer vernünftigen Entwicklung müssen Baumaßnahmen möglich sein. Alleine schon aufgrund des Klimawandels werden Bund, Land und Gemeinden zukünftig mehr bauen müssen.



Was erwarten Sie sich von der neuen Bundesregierung?



Egger: Wir benötigen eine umfassende Steuerreform. Ziel muss es sein, die Gesamtsteuerbelastung zu verringern. Die Jahre, wo man trotz einer guten Konjunktur die Steuerschaube noch weiter angezogen hat, müssen vorbei sein.



Ein weiterer wichtiger Punkt wäre eine Verwaltungsreform. Es gibt viele Gutachten dazu, aber trotzdem ist nie etwas passiert. Daher bin ich skeptisch, ob jetzt endlich etwas gemacht wird.



Und ein weiteres Anliegen betrifft vor allem unsere Branche: Wir brauchen eine Anpassung des Arbeitszeitgesetzes. Wir würden uns wünschen, dass in Ausnahmefällen ein Zwölf-Stunden-Arbeitstag möglich ist – natürlich bei voller Bezahlung der Überstunden.



Sedlacek: Das sehen auch die Mitarbeiter so. Viele sind noch jung und wollen gerne mehr arbeiten und mehr verdienen, aber man lässt sie nicht! Leider sind diesbezügliche Gespräche der Sozialpartner bisher gescheitert.



Erker: Wenn ein Baulos fertiggestellt werden muss, braucht man mehr Arbeitnehmer, aber es gibt immer auch Zeiten, wo weniger zu tun ist. Daher brauchen wir ein flexibles Arbeitszeitmodell.



Ein weiteres Problem vor dem wir stehen ist, dass Projekte, die fertig geplant sind, aus Kostengründen nicht umgesetzt werden können.



Egger: Oft scheitert es am politischen Willen, etwa beim Bau der Wiener Außenringautobahn.



Die MAWEV findet 2018 erstmals in St. Pölten statt. Warum hat man sich für diesen Standort entschieden?



Erker: Die Veranstaltung fand früher in Enns am dortigen Hafen statt. Nach dem Verkauf eines großen Teils des Areals konnten wir uns mit den dortigen Betreibern nicht auf eine für uns ideale Lösung einigen. Wir waren daher froh, das neue Gelände in St. Pölten-Wörth zu finden. Dort haben wir alles auf einer Fläche. Das wäre am Ennshafen nicht mehr möglich gewesen.



Egger: In St. Pölten ist auch die Verkehrsanbindung ideal, weil das Grundstück an einer Bundesstraße liegt und es auch nicht weit zur Westautobahn ist. Ein weiterer Vorteil des Standorts ist die Nähe zum Zentralraum Wien.



Welche Attraktionen wird es auf der MAWEV Show zu sehen geben?



Erker: Unsere Aussteller werden wieder ein umfangreiches Sortiment präsentieren, von dem Vieles auch für Gemeinden interessant ist – etwa Spezialmaschinen für den kommunalen Einsatz mit unzähligen Anbaugeräten. Ein interessantes Angebot ist die Möglichkeit, Lkw auf einem eigenen Testgelände fahren zu können. Gerade für Gemeinden interessant ist sicher auch das große Angebot im Reparatur- und Servicebereich.



Auf derartigen Veranstaltungen ist Sicherheit ein wichtiges Thema. Welche Vorkehrungen wurden da getroffen?



Erker: Das Gelände ist eingefriedet und die Besucher werden registriert, sodass niemand Unbefugter das Gelände betreten kann.

Besucher, die Maschinen testen wollen, müssen im Vorfeld einen Sicherheitspass ausfüllen. Man braucht natürlich auch den jeweils notwendigen Führerschein bzw. die Qualifikation, um eine Maschine zu bedienen.



Zotter: Die Aussteller haben sich auch verpflichtet zu kontrollieren, ob jemand in der Lage ist zu fahren. Denn selbstverständlich muss gewährleistet sein, dass nicht jemand, der etwa alkoholisiert ist, eine Maschine bedient.



Wie sieht es mit dem Nachwuchs in der Baubranche aus – sowohl was Lehrlinge als auch zukünftige HTL-Absolventen betrifft?



Egger: Leider mangelt es an Lehrlingen, daher kümmern wir uns sehr um den Nachwuchs. So veranstalten wir etwa jährlich einen Lehrlingswettbewerb für Baumaschinentechniker.

Der Beruf ist schwierig und hat hohe Anforderungen, weil viele Fachgebiete beherrscht werden müssen – etwa Elektrik und Elektronik. Wenn man die lange Ausbildung absolviert hat, ist man ein hochgefragter Spezialist und hat auch viele Aufstiegsmöglichkeiten.



Welche Baumaschinen werden von Gemeinden am stärksten nachgefragt?



Egger: Früher wurden vor allem Baggerlader verkauft, die als Vielzweckgeräte eingesetzt werden, aber vielfach nicht die ideale Lösung sind. Seit einiger Zeit gibt es den Trend zu Spezialmaschinen. Man braucht zwar mehrere Maschinen, die aber für die jeweilige Aufgabe effektiver eingesetzt werden können.



Sedlacek: Die Gemeinden übernehmen heute auch größere Arbeiten für die man leistungsfähigere Maschinen braucht.



Erker: Gemeinden müssen flexibel sein. Wenn irgendwo der Asphalt aufbricht, dann kann man nicht eine Ausschreibung machen, sondern die Gemeinde muss in der Lage sein, das selbst zu reparieren. Dafür braucht man die richtigen Maschinen.



www.mawev-show.at