Mödling
Zum Schutz unseres Stadtbildes wurde in Mödling bereits 2008 der Gestaltungsbeirat ins Leben gerufen.
© LandLuft Lippzahnschirm Raneburger

Boden g’scheit nutzen

Der Mödlinger Gestaltungsbeirat ist schon in der Entwurfsphase einzubinden

7. November 2021
Einer der Sieger des diesjährigen Baukulturgemeinde-Preises ist das niederösterreichische Mödling. Beeindruckt hat die Jury der Gestaltungsbeirat, der völlig unvoreingenommen von Bauvorhaben im Sinne eines guten Stadtbildes und positiver Klima-Auswirkungen agiert. KOMMUNAL hat bei Bürgermeister Hans Stefan Hintner nachgefragt.

Herr Bürgermeister, Gratulation zur Auszeichnung. Mödling geht in Sachen g'scheiter Bodennutzung einen ganz besonderen Weg. Können Sie uns kurz das Konzept dahinter erklären?

Hans Stefan Hintner: Der zentrale Ansatz besteht darin, dass in Mödling seit Jahrzehnten kein zusätzliches Bauland gewidmet, sondern auf die Verwertung der bestehenden Reserven gesetzt wird. Im Rahmen mehrerer Projekte der Stadtentwicklung hat sich Mödling schon früh mit der Thematik der Bodenversiegelung beschäftigt.

Bei der Neugestaltung von öffentlichen Arealen wie etwa dem Hyrtlplatz oder dem Fliegenspitz wurden neue Technologien im Bereich des Unterbaus und der Oberflächengestaltung eingesetzt, um versiegelte Flächen zu vermeiden bzw. bereits versiegelte Flächen wieder aufzubrechen.

Auch im Straßenraum haben wir ein Vorzeigeprojekt - die sogenannte Schwammstadt – für unsere durch Trockenheit und Hitze stark belasteten Bäume verwirklicht.

Das Konzept der Gartenstadt Mödling umfasst auch die Idee eines Gestaltungsbeirates. Können Sie uns sagen, wie sie diesen Beirat organisiert haben und wer da mitmacht - also neben den externen Fachleuten etwa auch Einwohnerinnen und Einwohner?

Unsere historische Altstadt ist ein sensibles Gebiet, das der Bevölkerung sehr am Herzen liegt. Zum Schutz unseres Stadtbildes wurde daher bereits 2008 der Gestaltungsbeirat ins Leben gerufen. Mit dem Gestaltungsbeirat verfügen wir über ein erstklassiges Instrument, um Bauvorhaben in Schutzzonen nachhaltig beeinflussen zu können – natürlich immer nur in enger Zusammenarbeit und Abstimmung mit den Bauherren.

Der Beirat besteht aus Architekten, die alle Bauprojekte in den Mödlinger Schutzzonen sowie besonders große Bauvorhaben innerhalb des Stadtgebietes begutachten sowie Verbesserungsvorschläge einbringen. Keiner der Architekten stammt aus Mödling oder darf an Bauprojekten in Mödling beteiligt sein.

Wie sieht die Arbeit mit und in dem Beirat aus? Bespricht die Gemeinde Vorhaben vorher etwa Entsiegelungs-Projekte mit dem Beirat?

Der Bauwerber eines Projektes, innerhalb unserer Schutzzonen ist verpflichtet noch vor der Einreichung, also noch in der Entwurfsphase des Bauvorhabens dieses dem Gestaltungsbeirat zur Beurteilung vorzulegen.

Der Beirat hat wiederum die Aufgabe, ein Projekt hinsichtlich seiner gestalterischen Elemente und seiner Architektursprache sowie der harmonischen Integration in das Orts- und Landschaftsbild zu beurteilen.

Bürgermeister Hans Stefan Hintner
Bürgermeister Hans Stefan Hintner: „Die Stadt Mödling hat bereits im Jahr 2000 restriktive Bestimmungen erlassen, die in gewisser Weise die Bodenversiegelung regeln.“

Die geltenden Bebauungsbestimmungen der Stadt Mödling regeln die Bebaubarkeit und die Möglichkeiten der Verbauung der Liegenschaften. Die Stadt Mödling hat bereits im Jahr 2000 restriktive Bestimmungen erlassen, die in gewisser Weise die Bodenversiegelung regeln. Dies erfolgte mittels Festlegung absoluter Baufluchtlinien über die nicht hinausgebaut werden darf. Diese Fluchtlinien begrenzen auch Flächen die mit Hauptgebäuden nicht zu verbauen sind und schützen so die Innenbereiche unserer Stadt, die sogenannten „Hausgärten“. Die dazugehörigen Verordnungen regeln zusätzlich noch die Ausgestaltung der Flächen. Somit ist für jeden Bauherrn ersichtlich, was und in welcher Form er auf seinem Grundstück bebauen darf und welche Flächen von einer Bebauung unbedingt frei zu halten sind. Die Beurteilung der Bauvorhaben erfolgt danach im Stadtbauamt.

Abschließend noch bitte Ihre Einschätzung zum Spannungsfeld „Bodennutzung“ und „kommunale Entwicklungs-Kompetenz“.

Die zunehmende Versiegelung von Flächen im urbanen Raum wirkt sich vor allem im Zusammenhang mit der Klimaerwärmung negativ auf die Hitzeentwicklung in unseren Städten aus.

Die Pflanzung von zusätzlichen Bäumen oder die Begrünung von Dächern und Wänden kann diese Entwicklung abfedern und wird in Zukunft noch viel mehr in den Fokus rücken. Auf bereits versiegelten Flächen wie große Parkplätze könnten beispielsweise Photovoltaik-Anlagen errichtet werden. Das hätte nicht nur eine positive Auswirkung auf die kommunale CO2-Bilanz, sondern auch den Nebeneffekt der Beschattung und Wärmereduktion.

Ich bin überzeugt, dass in den kommenden Jahren noch viele Innovationen auf diesem Gebiet entstehen werden. Die Stadt Mödling wird diese Entwicklungen wie bisher und mit großem Interesse verfolgen um die Zukunft der Stadt aktiv und klimafreundlich zu gestalten.