Klimawandel-Anpassungsmodellregionen versuchen sich an bereits sichtbare Veränderungen durch den Klimawandel anzupassen.
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Was ist eine KLAR!-Region?

30. April 2020
Die Klima- und Energie-Modellregionen, kurz KEMs genannt, sind den meisten bereits ein Begriff. Was aber ist eine KLAR!? Der Manager der KLAR! Freistadt erklärt es im KOMMUNAL-Interview.

Die Abkürzung KLAR! steht für Klimawandel-Anpassungsmodellregion. Ein Wortmonstrum, das dafür aber seine gesamte Programmatik bereits im Namen trägt. Johann Traxler ist KLAR!-Manager der KLAR! Freistadt und stand KOMMUNAL Rede und Antwort:

Worum geht es beim KLAR!-Programm des Klima- und Energiefonds und wie kann man dabei mitmachen? Derzeit gibt es 39 KLAR!-Regionen in Österreich. Die Freistädter Region war von Anfang an dabei.

Unterschied zwischen einer Klima- und Energie-Modellregion und einer KLAR!?

„Eine Klima- und Energie-Modellregion (KEM) ist ganz auf den Klimaschutz ausgerichtet,  und das in den unterschiedlichsten Bereichen, von den erneuerbaren Energien über die Elektromobilität und den verstärkten Radverkehr bis hin zur Gebäudedämmung. Immer im Blick dabei ist die Reduktion der Treibhausgase“, erklärt Traxler.

Johannes Traxler
Johannes Traxler, KLAR!-Manager der KLAR! Freistadt: „Es geht um die Anpassung an sichtbare Veränderungen durch den Klimawandel in der Region.“

„Die Klimawandel-Anpassungsmodellregionen (KLAR!) gibt es seit rund drei Jahren. Es handelt sich um ein Parallelprogramm dazu, bei dem sich die Region konkrete Auswirkungen durch den Klimawandel ansieht und versucht, Anpassungsmaßnahmen einzuleiten, sei es im Forstbereich, im Wasserwirtschaftsbereich, im touristischen Bereich oder auch einfach durch generelle Bewusstseinsbildung. Bei einer KLAR! geht es immer um die Anpassung an bereits bestehende sichtbare Veränderungen durch den Klimawandel in der Region.“

Kurz gesagt: Die KEM versucht die Ursachen des Klimawandels zu bekämpfen bzw. den Kohlendioxid-Ausstoß zu senken, während es bei der KLAR! darum geht, Anpassungen an bereits sichtbare Folgen des Klimawandels vorzunehmen.

Wie entsteht eine KLAR!?

„Vom Klima- und Energiefonds gibt es gewisse Ausschreibungsfristen. Unter Berücksichtigung dieser erstellt man in der ersten Phase ein Grobkonzept. Dabei geht es grundsätzlich darum, dass man regionale Stakeholder zusammenbringt. Man kann zu diesem Zeitpunkt thematisch schon sehr viel aus der Region mitnehmen. Das Grobkonzept kann man ohne viel Aufwand einbringen, sollte dabei nur umreißen, was die Herausforderungen, aber auch die Chancen der Region sind. Dieses Konzept wird dann bewertet und man bekommt im besten Fall eine Förderung für das Erstellen eines Anpassungskonzepts. Dann ist circa ein Dreivierteljahr Zeit, die Herausforderungen und Probleme, die man im Grobkonzept benannt hat, zu konkretisieren, Ideen in Umsetzungsmaßnahmen zu gießen, parallel dazu das Anpassungskonzept zu schreiben und die ersten bewusstseinsbildenden Maßnahmen umzusetzen“, berichtet Traxler aus eigener Erfahrung.

Die KLAR! Freistadt

Die KLAR! Freistadt hat nämlich bereits 2017 mit dem Programm begonnen und diese erste Phase bereits durchlaufen.

„Da ist es sehr viel darum gegangen, die Stakeholder in der Region zu identifizieren: Wer arbeitet vielleicht schon im Bereich Klimaanpassung, nur unter einem anderen Titel? Die Bauernkammer und einige regional tätige Vereine und Organisationen kamen so zusammen. Diese Erkenntnisse flossen in das Anpassungskonzept der Region mit ein. Nach einer Begutachtung durch den Klima-und Energiefonds haben wir im Mai 2018 mit der zweijährigen Umsetzungsphase begonnen, die bis Ende April lief und in der wir konkrete Maßnahmenpakete in der Region umgesetzt haben“, schildert Traxler.

Pressekonferenz
Zielgerichtete Maßnahmen setzen, Stakeholder zusammenbringen und Bewusstseinsbildung sind die Hauptaufgaben einer KLAR!-Region, ob bei einem Pressegespräch (oben) oder bei Veranstaltungen in den Gemeinden (unten).   

klar

Für die KLAR! Freistadt geht es ab Mai in die zweite, diesmal dreijährige Umsetzungsphase von weiteren Maßnahmen, wobei diese  zu einem Großteil an den schon bestehenden Maßnahmen anknüpfen. Zu einem kleinen Teil sind es aber auch neue, die auf der Agenda nach oben gerückt sind. 23 Gemeinden gehören zur KLAR! Freistadt. Ihre Maßnahmenbündel sind bunt gemischt, weil abhängig von den unterschiedlichen Bedingungen in der Region. Bewaldungsgrad, Seehöhe, klimatische Bedingungen: All diese Faktoren fließen dabei mit ein.

Welche Probleme sind akut?

„Zum einen die Wasserwirtschaft. Da geht es um Hochwasser in Flusseinzugsgebieten und kleinräumige Überschwemmungsereignisse durch Starkregen. Der  größte Punkt aber betrifft die Forstwirtschaft. In den letzten vier Jahren hatten wir Riesenprobleme mit dem Borkenkäfer. Zurückzuführen ist das auf die Trockenheit, die Bäume schwächt, wodurch der Käfer leichtes Spiel hat“, berichtet Traxler. 

Franz Xaver Hölzl
Franz Xaver Hölzl, Bürgermeister von Weitersfelden: „Nahwärme ist klimafreundlich, macht uns unabhängig und hält die Wertschöpfung in der Region.“

Das Feedback aus den teilnehmenden Gemeinden in der Region ist sehr gut. Eine davon ist Weitersfelden. Ihr Bürgermeister Franz Xaver Hölzl ist auch Boden- und Wasserschutzberater bei der Landwirtschaftskammer Oberösterreich.

Natürlich ist er von der ökologischen Notwendigkeit der Klima-Maßnahmen vollends überzeugt. Er betont aber auch die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit. Seine Gemeinde ist zu 70 Prozent bewaldet und hat ihre Einrichtungen komplett auf Nahwärme (Hackschnitzel) und Fotovoltaik umgerüstet. Warum?

„Auf der einen Seite, um einen aktuellen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten, auf der anderen Seite aber auch ganz klar, um unabhängig zu werden von Gas- und Ölkrisen, um unsere vorhandenen Ressourcen zu nutzen und dadurch die Wertschöpfung in der eigenen Region zu stärken.“ Als Mitglied sowohl der KEM- als auch der KLAR!-Region gelingt das in Weitersfelden hervorragend.

Infos

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