Ideenabend
An den Abenden wurde in das offene Ideenbüro eingeladen, um über die Ideen zu sprechen.
© Gemeinde St. Stefan-Afiesl

Ortskernbelebung mittels Bürgerbeteiligung

24. August 2021
Drei Tage lang wurde in der Mühlviertler Gemeinde St. Stefan-Afiesl über die Zukunft des Orts(kernes) nachgedacht. Das Ergebnis dieses Bürgerbeteiligungsprozesses: ein klares Bekenntnis zu Innen- vor Außenentwicklung und ein ressourcenschonender Umgang mit Grund und Boden.

Widmungen von neuen Baugründen außerhalb des Ortskernes werden vom Land Oberösterreich zukünftig nur mehr in Ausnahmefällen genehmigt – eine Herausforderung und gleichzeitig eine große Chance für St. Stefan-Afiesl. Die Gemeinde hat sich zum Ziel gesetzt, ihren Ort(skern) weiter zu attraktiveren. Dabei liegt der Schwerpunkt auf „Innen- vor Außenentwicklung“. Das heißt, die Gemeinde konzentriert sich auf die Stärkung des Ortes innerhalb der bestehenden Siedlungsränder und eine punktuelle, unmittelbar an diese anschließende kompakte Erweiterung. Die Ausweisung von vom Ortskern losgelösten Baugründen soll hingegen vermieden werden.

St. Stefan-Afiesl
In St. Stefan-Afiesl will man sich vor allem auf die Innenentwicklung konzentrieren.

Wie sieht das Zukunftsbild für den Ort - das Synonym für den Ortskern - in St. Stefan-Afiesl aus? Diese Frage stellte sich die Gemeinde im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsprozesses im Juli 2021. Bei dieser Ideenwerkstatt wurden vom Architekturbüro nonconform zur Beantwortung dieser Frage über 130 Ideen und Konzepte der Bürger und Bürgerinnen von St. Stefan-Afiesl gesammelt und drei Tage vor Ort zu einem Konzept ausgearbeitet.

Wie lief die Ideenwerkstatt ab?

Über 100 Personen fanden sich am Freitagabend im Gasthaus Stefansplatzerl ein, wo das vierköpfige Team der Prozessbegleiter vom Ergebnis der nonconform Ideenwerkstatt berichtete. Schon Wochen im Vorhinein hatten St. Stefan-Afiesler die Möglichkeit, Vorschläge auf sogenannten Ideenzetteln zu notieren und in Ideenboxen einzuwerfen oder online auf www.Lebenimort.at abzugeben.

Über die Dauer von drei Tagen baute das Team von nonconform dann ein offenes Ideenbüro im Stefansplatzerl auf. Interessierte konnten den ganzen Tag über vorbeikommen und mit dem Planungsteam über ihre Ideen für den Ort sprechen.

Die Ideenzettel wurden vom Team ausgewertet und der Ort und relevante Plätze und Gebäude wie das Moarhaus, der Pfarrhof und der Lagerplatz der Firma Hofer im Rahmen einer Spurensuche gemeinsam besichtigt. An den Abenden lud das Team von nonconform in das offene Ideenbüro ein, um im Dialog, aber auch in verschiedenen Workshops intensiv gemeinsam zu arbeiten.

Was kam heraus?

Die Gemeinde bekennt sich klar zu Innen- vor Außenentwicklung. Das bedeutet, dass für bestehende Raumressourcen wie für den leerstehenden Pfarrhof, das Moarhaus und den Hofer Lagerplatz neue Nutzungskonzepte und räumliche Lösungen erarbeitet wurden.

Der Pfarrhof als wertvolles Bestandsgebäude mit seinem atmosphärevollen Garten sowie das Moarhaus als ortsplanerisch markanteste Ecke im Ort sollen zukünftig mit halböffentlichen Nutzungen – vor allem im Erdgeschoss – zum Leben erweckt werden.

  • Für den Pfarrhof bieten sich z. B. halböffentliche Räume der Pfarre (Dialogzimmer), eine GartenWerkstatt und Wohnungen an. Beim Moarhaus bietet sich beispielsweise ein Nutzungsmix aus Betreubarem Wohnen, Generationen-Wohnen, Co-Working und Praxisräumen an. Dafür wurde ein Ensemble skizziert, das sich um einen intimen Hof mit Ausblick in die Landschaft gruppiert. Es besteht aus Neubauten, die für die neuen Nutzungen maßgeschneidert werden, und dem bestehenden charakteristischen Trakt mit Steinbloßmauerwerk.
  • Der Hofer Lagerplatz, als bereits versiegelte Fläche, soll zusammen mit dem benachbarten unbebauten Grundstück im Osten gedacht werden und könnte zukünftig Platz für einen besonderen Wohnbau – den Gemeinschaftswohnhof – bieten. Sollte zukünftig noch mehr Bedarf nach Wohnraum bestehen, so sollen in kompakter Form im Westen weitere Bauflächen an diesen Wohnhof anknüpfen.
  • Um auf dieser Erweiterungsfläche einen sorgsamen Umgang mit Grund und Boden zu gewährleisten, entstand die Idee von „gestapelten Einfamilienhäusern“ im Hang. Für diese Bebauungsform soll ein Gesamtkonzept erarbeitet werden, dass dafür sorgt, dass bei minimalem Flächenverbrauch maximale Freiflächen für die Bewohnerinnen und Bewohner entstehen - unter anderem, indem das Dach des unteren Hauses die Gartenfläche des oberen erweitert. So entsteht „Wohnen am Walde“ mit fußläufiger Verbindung in den Ort.
  • Beim öffentlichen Raum wurde das Hauptaugenmerk auf die Verknüpfung des neuen Ortsplatzes vor dem Gemeindeamt mit dem Moargarten und den Freiflächen in der "Altstadt" - also den Flächen südlich der Bezirksstraße - gelegt.
  • Als Maßnahmen zur Stärkung dieser Verknüpfung wurden eine einheitliche Oberflächengestaltung, eine 30-km/h-Begrenzung und zusätzliche Sitzmöglichkeiten angedacht.

Wie geht es weiter?

Nach den drei Tagen Bürgerbeteiligung in St. Stefan-Afiesl arbeitet das Team von nonconform das Ergebnis der Ideenwerkstatt textlich und grafisch auf. Diese Dokumentation „Das Zukunftsbild für unseren Ort“ wird im Herbst öffentlich präsentiert, dient als zukünftiger Wegweiser für die Gemeinde und fließt in die Überlegungen zur Erstellung eines neuen REKs (Räumliches Entwicklungskonzept) ein.