Mit Unkrautlanzen als Aufsatz für die Heißwasser-Hochdruckreiniger lassen sich unerwünschte Pflanzen im thermischen Verfahren entfernen.
© Kärcher

Mit Heißschaum gegen Unkraut

Pestizidfreie Unkrautvernichtung ist immer mehr gefragt. Für Privatpersonen eher ungeeignet, hat sich die Bekämpfung des Unkrauts mit Heißwasser und mit Heißschaum im kommunalen Bereich hingegen zunehmend etabliert – eine Erweiterung der klassischen Gerätetechnik in Kommunen.

Im gleichen Maße wie das Umweltbewußtsein immer mehr zunimmt, steigt auch der Wunsch nach einer Möglichkeit zu einer Unkrautbekämpfung, die ohne giftige Chemikalien auskommt. Die Diskussion um ein Verbot von Glyphosat ist das bekannteste Beispiel dieser Entwicklung. Dabei ist es gar nicht so leicht, einen adäquaten Ersatz für die Herbizide zu finden.

Zur Vernichtung von Unkraut können außer den chemischen auch noch mechanische und thermische Verfahren angewendet werden. Sie unterscheiden sich unter anderem hinsichtlich ihrer Umweltbelastung, der Nachhaltigkeit und ihres Wirkungsgrades.

Während für Privatpersonen mit überschaubaren Gärten vorwiegend die mechanischen Methoden passend sind, ist für die Erhalter von Verkehrsflächen, Parks und anderen Grünräumen die thermische Bekämpfung interessant. Zwar sind die Geräte, die man für die Hitzebehandlung benötigt recht teuer, und deshalb für den Hausgebrauch auch nicht rentabel, dafür kann man mit ihnen große Flächen zügig vom Unkraut befreien.

Unterschiede zwischen privater und kommunaler Grünraumpflege

Unter Unkraut versteht man im Gegensatz zu Zier- und Kulturpflanzen, natürlich aufgewachsene Pflanzen, die ohne menschliches Zutun auftreten.

In Städten und Gemeinden entfernt man sie so gut wie möglich, um öffentliche Bereiche gepflegt und sauber zu halten und Schäden an Fahrwegen, Plätzen und Bauwerken vorzubeugen. Im Gegensatz zum eigenen Garten geht es in der Regel bei der kommunalen Unkrautbeseitigung nicht primär darum unerwünschte Gewächse zu eliminieren, die zwischen erwünschten Pflanzen wuchern, sondern darum, grundsätzlich den Bewuchs dort zu entfernen, wo er nicht hingehört. Sei es, dass der Gehsteig langsam bewachsen wird, oder es zwischen Rand- und Bordsteinen wuchert, bei Treppen, zwischen Pflastersteinen, usw.

Kurz gesagt muss in den allermeisten Fällen nicht selektiv gearbeitet werden, sondern man kann die betroffenen Stellen flächendeckend behandeln. Dafür eignet sich ein thermisches Verfahren sehr gut.

Wie funktionieren thermische Verfahren?

Es gibt mehrere thermische Verfahren. Das Prinzip, dass ihnen zugrunde liegt ist aber immer das gleiche und beruht auf einer biochemischen Grundregel.

Die meisten Eiweiße denaturieren ab einer Temperatur von etwa 42 °C. Das heißt, dass sich die Eiweiße verändern, aufbrechen und ihre Funktionen nicht mehr erfüllen können. Das ist übrigens auch der Grund, weshalb sehr hohes Fieber für den Menschen lebensgefährlich werden kann.

Die Hitze, die man braucht, um die Eiweiße in den Pflanzen zu zerstören, kann auf unterschiedliche Weise erzeugt und umgesetzt werden. Entweder direkt als Flamme oder indirekt über Wärmestrahlung, etwa als Heißwasser oder Dampf. Heißwasser einzusetzen ist die gängigste Methode, die auch die Wurzeln erreicht. Selbst wenn die Wurzeln nicht sofort komplett vernichtet werden, wird das Unkraut mit jeder Heißwasseranwendung weiter geschwächt.

Wenn die Anwendung von Beginn an regelmäßig durchgeführt wird, wird das Nachwachsen gehemmt und die Anwendungshäufigkeit kann im Lauf der Zeit deutlich abnehmen. Als Faustregel gilt, dass drei bis vier Behandlungen im Jahr ausreichen. Das sagt die Firma Kärcher, die für ihre Heißwasser-Hochdruckreiniger verschiedene Unkrautlanzen anbieten, die in ihrer Arbeitsbreite und Flächenleistung variieren.

Schaumschicht isoliert die Hitze des Wassers

Noch stärker wirkt die Hitze des fast siedend heißen Wassers, wenn sie konserviert wird. Andere Hersteller haben daher Geräte entwickelt, die zusätzlich zum heißen Wasser eine Schaumschicht auftragen. Diese isoliert die Hitze des Wassers und verstärkt ihre Wirkung. Es gibt dabei die Variante kalten Schaum zu benutzen, und jene mit Heißschaum, die die wirkungsstärkste ist. Letztere favorisierte übrigens auch Hall in Tirol, das diese Art der Unkrautbekämpfung bereits 2019 anwandte, als die Stadtgemeinde als eine der ersten glyphosatfrei wurde.

Eichen-Prozessionsspinner-Befall
Ein Eiche wird im Heißwasser-Heißschaum-Verfahren von Eichen-Prozessionsspinnern befreit.  

Ein Eiche wird im Heißwasser-Heißschaum-Verfahren von Eichen-Prozessionsspinnern befreit.

Heißschaumbehandlung ist teurer als herkömmliche Unkrautvernichtung

Die Heißschaumbehandlung wird österreichweit unter anderem vom Maschinenring angeboten. Da die Anwendung um einiges teurer ist als die herkömmliche Unkrautvernichtung, kommt sie gegenwärtig nur bei Gemeinden und gewerblichen Unternehmen zum Einsatz da es dort größere Flächen bzw. Objekte gibt. Ein Mitarbeiter kommt mit dem Gerät vorbei und bearbeitet die Flächen.

„Es gibt aber auch die Methode mit Heißwasser und Dampf. Dabei wird mit einen selbstfahrenen Knicklenker Dampf auf die unkrautbewachsenen Flächen aufgebrüht, gefolgt von einem heißen Wasserstrahl“, erklärt ein Maschinenring-Mitarbeiter. Entwickelt wurde dieses System von einer Schweizer Firma. „Für den privaten Gebrauch ist allerdings auch dieses System ungeeignet. Der Knicklenker ist 1,30 Meter breit und wiegt über zwei Tonnen.“

Schaumteppich hält Hitze lange am Unkraut

Egal ob nun ausschließlich Wasser oder auch Schaum zum Einsatz kommt, in jedem Fall benötigten die Geräte die entsprechenden Tanks. Solche haben daher auch die Geräte der Firma Elmo. Das deutsche Unternehmen ist nicht nur Hersteller der Multifunktionsgeräte und Marktführer im nassthermischen Unkrautmanagement, sondern bietet als einziger in der Branche die entsprechenden Dienstleistungen auch gleich selbst an.

„Durch die ständige praktische Anwendung seit nunmehr 20 Jahren lernen wir unglaublich viel dazu, lassen diese Erkenntnisse in die Entwicklung einfließen und können unsere Produkte dadurch stetig verbessern“, erklärt Roswitha Höltken von Elmo.

Das selbstentwickelte Verfahren ist eine Anwendung mit Heißwasser und Heißschaum, die gegen Unkraut, Wildkräuter, Algen, Pilze und Moose wirkt. Dafür wird Wasser bis kurz vor dem Siedepunkt (≥95 °C) erhitzt und ohne Druck am Unkraut ausgebracht. Im selben Arbeitsgang wird der biologisch abbaubare Schaum aufgebracht, der als Heißschaumschicht wie eine Isolation wirkt: Der Schaumteppich hält die Hitze lange und intensiv am Unkraut und zerstört die Eiweißstrukturen bis in die Wurzeln.

Woraus besteht Isolationsschaum?

So manch einer hat sich vermutlich bereits gefragt, woraus dieser Schaum besteht. Schließlich wird die Methode als ökologisch und frei von Umweltgiften angepriesen.

Der Isolationsschaum wird ausschließlich aus nachwachsenden Rohstoffen wie Kokosnüssen, Mais und Palmöl gewonnen. Es handelt sich also banal gesagt um einen Pflanzenzuckerschaum, der vollkommen biologisch abbaubar ist und keine Spuren hinterlässt. Er rutscht nicht, er zieht keine Insekten an und er hinterlässt auch keine Spuren auf der Oberfläche. Seine Anwendung ist fast universell auf befestigten Flächen, wassergebundenen Wegen und auch in unebenen Bereichen möglich, wie zum Beispiel in Beeten oder auf Mulch.

Besonders stolz ist man bei Elmo über die zusätzliche Anwendungsmöglichkeit im Kampf gegen den Eichenprozessionsspinner. Die Brennhaare der Raupen sind giftig und können für Mensch und Tier zum Gesundheitsrisiko werden. Die Behandlung mit Heißschaum vernichtet nicht nur die Raupen und Nester, sondern bindet auch die gefährlichen Härchen und zerstört ihre Eiweißstruktur.

Die Vorteile von Heißschaum

Welche Methode der thermischen Unkrautentfernung ist für Gemeinen nun am besten geeignet?

Am wirkungsstärksten ist sicherlich der Einsatz von Heißschaum. Das Verfahren verdoppelt die Arbeitsgeschwindigkeit im Vergleich zu einem konventionellen Heißwasser-Verfahren und spart so Personal- und Betriebskosten. Es reduziert Anwendungszyklen und den CO2-Ausstoß.

Der Einsatz von Heißschaum erhöht zwar die Materialkosten, diese relativieren sich allerdings wieder durch den niedrigeren Zeit- und Personalaufwand.

Der Leiter des Stadtservice Hall in Tirol merkte übrigens an, dass seine Mitarbeiter immer wieder auf den weißen Heißwasserschaum angesprochen wurden. Dahinter stand wohl die Befürchtung, dass die Gemeinde mit der großen chemischen Keule arbeite. Wichtig sei daher, die Menschen gut darüber zu informieren, dass es sich um eine umweltfreundliche Maßnahme handelt.