Straßenbaustelle
Am häufigsten werden Investitionen in den Erhalt und Bau von Straßen und öffentlichen Plätzen bzw. zur Verkehrssicherheit geplant.
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Gemeindeinvestitionsbericht 2024

Wo die Gemeinden investieren wollen

9. Februar 2024
Der Gemeindeinvestitionsbericht zeigt ähnlich wie 2020 einen hohen Pessimismus der Gemeinden, was die finanzielle Entwicklung betrifft. Und die Gemeinden haben hohen Informationsbedarf.

Generell ist die Zustimmung zu den abgefragten Aussagen betreffend Lebensqualität und finanzielle Situation über die Jahre hinweg stabil. Stets die größte Mehrheit der Befragten (92 Prozent) geht davon aus, dass sich die Lebensqualität in ihrer Gemeinde in den letzten Jahren erhöht habe. Neun von zehn Entscheidungsträger geben an, dass die finanzielle Situation ihrer Gemeinde derzeit Investitionen erschweren würde. Das heißt jedoch nicht, dass keine Investitionen mehr getätigt werden. Rund ein Viertel der Gemeinden ist oder war Teil von Projekten mit privaten Partnern. Dass das Ausgliedern von Aufgaben der Gemeinde helfen würde, glauben immerhin 45 Prozent.

Aktuelle finanzielle Lage der Gemeinden

Die subjektive Einschätzung der finanziellen Lage zeigt, dass in den Gemeinden gegenüber den Vorjahren eine eher pessimistischere Stimmung herrscht, was nicht zuletzt auch durch die gegenwärtig auferlegten Beschränkungen aufgrund der allgemeinen Inflation erklärt werden kann. 2024 schätzen 23 Prozent der Gemeinden ihre finanzielle Lage als „sehr gut“ oder „eher gut“ ein und 78 Prozent als „eher schlecht“ oder „sehr schlecht“.

Die Beurteilung der finanziellen Lage variiert zwischen kleineren und größeren Gemeinden, wobei kleine Gemeinden eine negativere Einschätzung abgeben. Gemeinden mit bis zu 1.000 Einwohnern sagen nur zu 17 Prozent , dass ihre finanzielle Lage gut sei, jene mit 1.001 bis 2.000 Einwohnern zu 27 Prozent, jene mit 2.001 bis 5.000 Einwohnern zu 21 Prozent und jene mit 5.001 bis 10.000 Einwohnern zu elf Prozent.

Interessanterweise sagen größere Gemeinden mit mehr als 10.000 Einwohnern ebenfalls zu 27 Prozent, dass ihre finanzielle Lage gut sei, wobei hier auf die geringe Fallzahl (n=15) und die damit einhergehende größere Schwankungsbreite hinzuweisen ist. Es zeigt sich, dass insbesondere Gemeinden mit bis 5.001 bis 10.000 Einwohnern besonders in Krisenzeiten großen Herausforderungen gegenüberstehen.

Der Anteil der Gemeinden, die von einer stabilen finanziellen Entwicklung in den kommenden Jahren ausgehen, ist im vergangenen Jahr deutlich gesunken: 2024 gehen nur mehr 15 Prozent der Gemeinden davon aus, dass ihre finanzielle Situation gleichbleiben wird – das ist ein Minus von acht Prozentpunkten. 82 Prozent (plus sieben Prozentpunkte.) befürchten, dass sie sich verschlechtert. Von einer Verbesserung gehen nur zwei Prozent der Gemeinden aus.

Geplante Investitionen bis Ende 2024

Am häufigsten werden Investitionen in den Erhalt und Bau von Straßen und öffentlichen Plätzen bzw. zur Verkehrssicherheit geplant: mit Ausnahme von acht Prozent der Gemeinden planen alle, bis Ende 2024 in diesen Bereich zu investieren. Der Investitionswert beläuft sich dabei für zwei Drittel der Gemeinden auf bis zu 500.000 Euro, für 13 Prozent auf bis zu eine Million Euro und für weitere elf Prozent sogar auf mehr als eine Million.

Am zweithäufigsten geplant werden Investitionen im Bereich „Katastrophen- und Naturschutz/Feuerwehr/Rotes Kreuz/Bergrettung“ (75 Prozent). Auf den weiteren Plätzen folgen geplante Investitionen in den Erhalt und Bau in der Siedlungswasserwirtschaft (72 Prozent) sowie in Bildungseinrichtungen (72 Prozent), wobei jedoch die Investitionssumme in Bildungseinrichtungen in absoluten Zahlen am höchsten ist.

Ebenfalls sind von noch mehr als jeder zweiten Gemeinde in Österreich Investitionen in den Bereichen „Energie, Umweltschutz und Klima“ (68 Prozent), „Fuhrpark und Geräte“ (54 Prozent), „EDV, Computer IT & E-Government, Hard- und Software“ (52 Prozent) und „Erhalt und Bau kommunaler Bauten“ (50 Prozent) geplant.

Im EDV-Bereich liegen die geplanten Investitionskosten am niedrigsten (42 Prozent bis zu 100.000 Euro). In den Katastrophen- und Naturschutz planen 62 Prozent der Gemeinden, maximal 500.000 Euro zu investieren, in Fuhrpark und Geräte 50 Prozent.

In den Erhalt und Bau kommunaler Bauten planen immerhin 15 Prozent der Gemeinden, mehr als 500.000 Euro bis Ende 2024 zu investieren. Insgesamt zeigt sich, dass die geplanten Investitionen gegenüber dem Vorjahr stabil geblieben sind.

Geplante Investitionen bis Ende 2024

Vergleich der geplanten Investitionen

Die kommunalen Entscheidungsträger wurden weiters befragt, in welcher Höhe Investitionen bis zum Jahresende 2024 geplant sind – demgegenüber wurde der Mittelwert der Jahre 2016-2022 gestellt.

Die größten Investitionsvorhaben betreffen wie in den Vorjahren die Bildungseinrichtungen (das Investitionsvolumen liegt 2024 bei rund 2.135 Millionen Euro und somit 45 Prozent über dem Mittelwert), „Erhaltung und Bau von Straßen und öffentlichen Plätzen, Verkehrssicherheit“ (811 Millionen Euro, -14 Prozent) sowie die Bereiche „Erhaltung und Bau kommunaler Bauten“ (737 Millionen Euro, +2%) und „Erhaltung und Bau in der Siedlungswasserwirtschaft“ (670 Millionen Euro, dieser Wert liegt gleichauf mit dem Mittelwert der letzten sechs Jahre).

Ebenso erwarten die kommunalen Entscheidungsträger einen Anstieg der geplanten Investitionen bis Ende 2024 in den Bereichen „Katastrophen- und Naturschutz“ (455 Millionen Euro, +13%), „Fuhrpark & Geräte“ (248 Millionen Euro, +38%) sowie „Personalwirtschaft, Aus- und Weiterbildung“ (225 Millionen Euro, +40%).

Der Bereich „Energie, Umweltschutz und Klima“ darf auch mit einem wesentlichen Budget rechnen, die Ausgaben werden voraussichtlich rund 353 Millionen Euro betragen und steigen damit 2024 im Vergleich zu den Vorjahren prozentuell am stärksten an (+180%).

Erhebliche Einsparungen betreffen die Bereiche „Freizeit- und Tourismuseinrichtungen“ (268 Millionen Euro, -17%) und „Gesundheit und Soziales, Alten- bzw. Pflegeeinrichtungen“ (221 Millionen Euro, -36%).

Die geplanten Investitionen in die Gebäudetechnik (146 Millionen Euro, +45%) sowie in „EDV, Hard- und Software“ (134 Millionen Euro, +38%) wachsen deutlich an.

Die Ausgaben für „Erhaltung und Bau in der Abfallwirtschaft“ werden laut Auskunft der kommunalen Entscheidungsträger um etwa ein Drittel von 160 auf 106 Millionen Euro sinken.

Vergleich der geplanten Investitionen
Vergleich der geplanten Investitionen

Informationsbedarf nach wie vor sehr hoch

Was den Informationsbedarf der Gemeinden bzw. der dort Bediensteten betrifft, besteht hoher Bedarf. An erster Stelle besteht Interesse an den Themen Energieeffizienz, kommunale Trends und Finanzierungen, gefolgt von Bildung der Zukunft, moderner Mobilität und Vergaberecht. Etwa jede vierte Gemeinde hat Informationswünsche hinsichtlich Breitband und Steuerrecht. Eher geringer Informationsbedarf besteht bei den Themen Umweltschutz  und Versicherungen.

Über die Studie

Das im Jänner 2024 zum bereits dreizehnten Mal von den Initiatoren des Kommunalwirtschaftsforums beauftragte und von Pitters Trend-Expert erstellte „Gutachten zu Investitionen in Gemeinden“ bietet einen Überblick über die aktuelle Situation in Österreichs Gemeinden und ermöglicht vielfältige Vergleiche in Bezug auf die Ergebnisse der letzten Jahre.

Im Vergleich zu den Vorjahren zeigen sich durchaus nennenswerte Unterschiede, insbesondere was die geplanten Finanzierungen aber auch den Anstieg der Investitionsvorhaben angeht.

Insgesamt nahmen österreichweit 305 Entscheidungsträger in den einzelnen Gemeinden an der Umfrage teil, das entspricht einem Rücklauf von rund 15 Prozent der Gemeinden Österreichs. In 131 Fällen beantworteten die Bürgermeister den Online-Fragebogen, in 96 Fällen die Amtsleiter, in den restlichen Fällen waren es andere Gemeindebedienstete (z. B. Finanzleiter, Kassenverwalter).