Die Initiative „Gründung findet Stadt“ fördert Geschäftsideen, die sich in einem (bevorstehenden) Leerstand im Zentrum ansiedeln möchten.
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Ortskerne

Maßnahmen zur Innenentwicklung

7. November 2023
Wohnen, Arbeiten, Wirtschaften sowie Erholung sind unmittelbar an den Bedarf an Fläche gekoppelt. Durch diese Nutzungsansprüche stehen die begrenzt verfügbaren Ressourcen an Fläche jedoch zunehmend unter Druck.

Leerstand für Gewerbeflächen oder als Wohnraum soll deshalb wieder vermehrt aktiviert und genutzt werden. Im Sinne des Vorsorgeprinzips und in Umsetzung des Regierungsprogramms 2020–2024 ist es das Ziel der Regierung, die Flächeninanspruchnahme auf netto 2,5 ha pro Tag (9 km² pro Jahr) bis 2030 zu reduzieren. Damit werden wertvolle Freiflächen geschützt und gleichzeitig bestehende Orts- und Stadtkerne gestärkt.

Mit der Bodenstrategie für Österreich wird derzeit eine gemeinsame Strategie von Bund, Ländern, Städten und Gemeinden sowie Wirtschafts- und Sozialpartnern im Rahmen der Österreichischen Raumordnungskonferenz (ÖROK) erarbeitet. Damit wird die weitere Flächeninanspruchnahme und Versiegelung verringert. Um eine weitere Zersiedelung zu unterbinden, werden Grün- und Freiland geschützt. Damit dieser Schritt auch gelingt, wird eine effiziente Innenentwicklung in den Fokus gerückt. 

Norbert Totschnig
Minister Norbert Totschnig: „Unser Boden ist eine bedeutsame natürliche Ressource, diese es effizient zu nützen und zu schützen gilt.“

„Unser Boden ist eine bedeutsame ­natürliche Ressource, die es effizient zu nützen und zu schützen gilt. Deshalb ist die Zunahme des Bodenverbrauchs und der damit einhergehenden Bodenversiegelung in unseren Regionen weiter einzudämmen und ein stärkeres Bewusstsein in der Bevölkerung über den Schutz unserer wertvollen Böden zu schaffen“, so Norbert Totschnig, Bundesminister für Land- und Forstwirtschaft, Regionen und Wasserwirtschaft.

Kompakte Siedlungsstruktur als Voraussetzung für Bodenschutz

Regionen brauchen lebendige Ortskerne mit gut erreichbaren Arbeitsplätzen, Einkaufsmöglichkeiten, modernen Gemeindezentren sowie Gastronomie- und Kultureinrichtungen. Durch konsequente „Innen- vor Außenentwicklung“ wird das Leben in die Orts- und Stadtzentren geholt und die Zersiedlung mit steigenden kommunalen Infrastrukturkosten eingedämmt.

Eine kompakte Siedlungsstruktur ist eine Grundvoraussetzung für eine attraktive Funktionsdichte. Und eine effiziente Innenentwicklung geht Hand in Hand mit dem sparsamen Umgang mit Flächen an Siedlungsrändern und in Außenbereichen.

Bodenschutz gelingt vor allem durch Mobilisierung geeigneter Baulandreserven und aktive Bodenpolitik. Die Interessen am Boden sind vielfältig, eine Abwägung der Bedürfnisse ist für die Entscheidungsfindung essenziell. Regionale Lösungen können einer Konkurrenz zwischen Gemeinden vorbeugen und ermöglichen es, Planungsentscheidungen durch interkommunale Zusammenarbeit zu treffen.

Innovative Nutzungskonzepte für alte Bauten

Die Reaktivierung von Leerständen stellt in den Zentren eine große Herausforderung dar. Es sind jedoch meist umfassende Sanierungen und Modernisierungen notwendig, um Gebäude wieder nutzbar zu machen. Doch innovative Nutzungskonzepte können alten Bauten neues Leben einhauchen.

Für ein gutes Gelingen müssen lokale Bedürfnisse ermittelt werden, um Überlegungen zu konkretisieren. Damit kann Raum für neue Ideen geschaffen werden. Das erfordert die Vernetzung der handelnden Personen auf regionaler Ebene. Vernetzung auf überregionaler Ebene kann als Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten dienen.

Neben der Tour von Minister Norbert Totschnig, die am 15. September 2023 in Tirol startete und durch ganz Österreich führt, steht zum interaktiven Austausch die Regionen-Dialog-Plattform zur Verfügung.

Best-practice aus der Steiermark

In Österreich gibt es bereits Projekte, die mit Ortskernstärkung und Leerstandsbelebung diesen multifunktionalen Ansatz nutzen. Das stark sanierungsbedürftige „Fürstenhaus“ im Ortskern von Irdning (Steiermark) drohte abgerissen und zum Parkplatz umfunktioniert zu werden. Eine Projektentwicklungsgemeinschaft kaufte der Gemeinde das Gebäude ab.

Unter Bürgerbeteiligung wurde das Haus umfassend saniert. So sind zehn Wohneinheiten, vor allem für junge Paare, entstanden. Im Erdgeschoß befindet sich eine Trafik; weitere Räumlichkeiten stehen für unterschiedliche Nutzungen, beispielsweise für Gastronomie, zur Verfügung. Der Laden ist ein sozialer Begegnungsraum. Detailinformationen zum Projekt sind online verfügbar. 

„Fürstenhaus“ im Ortskern von Irdning
Das stark sanierungsbedürftige „Fürstenhaus“ im Ortskern von Irdning drohte abgerissen und zum Parkplatz umfunktioniert zu werden. Eine Projektentwicklungsgemeinschaft kaufte das Gebäude der Gemeinde ab. Unter Bürgerbeteiligung wurde das Haus umfassend saniert. So sind zehn Wohneinheiten, vor allem für junge Paare, entstanden. In der Visualisierung sieht man, dass hier auch ein Kaffeehaus etc. möglich wäre.

Die Initiative „Gründung findet Stadt“ fördert Geschäftsideen, die sich in einem (bevorstehenden) Leerstand im Zentrum ansiedeln möchten. Das Förderpaket beinhaltet eine kostenlose Beratung und Unterstützung beim Erstellen eines Business-Plans durch die Gründeragentur riz up, Hilfe bei der Suche nach einem geeigneten Leerstand in einer der teilnehmenden Gemeinden, kostenlose Beratung durch die WKO Niederösterreich, Öffentlichkeitsarbeit sowie Beratung/Bedarfserhebung und vieles mehr.

www.gruendungfindetstadt.at/ 

RegionIMpuls-Tour

Die Regionen-Dialog-Plattform im Rahmen des GAP-Strategieplans 2023–2027 (Gemeinsame Agrarpolitik) der EU leistet mit ihren digitalen und analogen Angeboten einen wichtigen Beitrag zur Attraktivierung und Klimawandelanpassung von Orts- und Stadtkernen sowie zur Belebung von Leerständen.

RegionIMpuls – Tourtermine (bml.gv.at)