Goldenes Dachl in Innsbruck
Übrigens: Ein halbes Jahrtausend nach der Errichtung des weltberühmten Innsbrucker Wahrzeichens lichten sich die letzten Nebel über den geheimnisvollen Details am Goldenen Dachl. Fast pünktlich zum 500. Todestag Kaiser Maximilians I. (2019) löste die bekannte Maximilian-Forscherin Dr. Sabine Weiss 2020 das zweitletzte Rätsel: Wer ist der „eselohrige Gaukler“ in einem der Reliefs des Goldenen Dachls? Es ist Kaiser Friedrich III., den sein Sohn Maximilian im Narrenkostüm darstellen ließ.
Quelle: www.innsbruck.info
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Innsbruck und seine bewegten Zeiten

Die Habsburger, Napoleon, die Römer: Sie alle haben über die Jahrhunderte in Innsbruck ihre Spuren hinterlassen. Kaiser Maximilian, Erzherzog Ferdinand, Maria Theresia, ja sogar Kaiser Franz Joseph und Sisi weilten hier.

Warum stehen 28 schwarze Figuren in der Kaiserlichen Hofkirche Wache? Wieso hat die Triumphpforte eine traurige und eine glückliche Seite? Und wer kennt nicht die erbitterten Schlachten am Bergisel?

Die Geschichte beginnt in der Eisenzeit, vor rund 3.000 Jahren. Ausgrabungen belegen, dass es südlich des Inns mit Sicherheit eine prähistorische Verkehrsverbindung gegeben hat. Besiedlungsspuren auf dem Innsbrucker Stadtgebiet lassen sich bis in die Jungsteinzeit zurückverfolgen.

Vorrömische Ortsnamen und Urnengräberfelder in Wilten, Amras, Hötting und Mühlau sowie Funde aus der Latènezeit am Adolf-Pichler-Platz in der Innenstadt zeigen, dass das Innsbrucker Becken seit mehr als 3.000 Jahren durchgehend besiedelt ist.

Innsbruck
Der Inn von der Universitätsbrücke mit dem Dom Sankt Jakob.

Im Zug der Grenzsicherung im Norden und der Eroberung der Räter und Noriker legten die Römer unter Kaiser Augustus zum Schutz der Reichsstraße Verona – Brenner – Augsburg um 15 v. Chr. die Militärstation Veldidena (Wilten) an, die bis in die Spätantike bestand und erst um das Jahr 600 zerstört wurde.

Nach dem Zerfall des weströmischen Reichs kam das Gebiet zunächst unter baierische Hoheit, bevor es ab 788 mit der Einverleibung des baierischen Herzogtums im fränkischen Reich Karls des Großen aufging. In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gebiet um Innsbruck wieder ein Teil des neu gegründeten Herzogtums Bayern und befand sich in späterer Folge unter der Herrschaft der Grafen von Andechs, ehe es in der Grafschaft Tirol aufging.

Im Jahr 1133 errichteten die Grafen von An­dechs am linken Innufer einen Markt (heute St. Nikolaus), der durch Graf Berchtold V. von Andechs in den 1170er-Jahren über die alte Innbrücke mit dem anderen Innufer verbunden wurde.

1180 erwarben die Andechser vom Stift Wilten durch einen Tauschvertrag auch ein Grundstück am südlichen Innufer. Aus diesem befestigten Markt- und Handelsplatz entstand das in diesem Jahr erstmals urkundlich erwähnte „Insprugk“, das 1187 mit dem Marktrecht ausgestattet wurde. Der lateinische Name Innsbrucks, Oeni Pons oder Oenipontum – von oenus (Inn) und pons (Brücke) –, ist darauf zurückzuführen.

Zwischen 1187 und 1205 erhielt der Markt schließlich das Stadtrecht, das Einfluss und Reichtum durch Zolleinnahmen brachte, da der gesamte ostalpine Handelsverkehr über den Brenner nach Italien von nun an seinen Weg durch Innsbruck und über die Innbrücke nahm. 1239 wurde das bestehende Stadtrecht bestätigt und erweitert. Nach dem Tod des letzten Grafen von Andechs, Otto VIII., im Jahr 1248 kam das Gebiet im gleichen Jahr in den Besitz der Grafen von Tirol, die 1286 von Rudolf von Habsburg mit der Herzogswürde ausgestattet wurden.

Altes Rathaus in Innsbruck
Das Alte Rathaus mit Stadtturm

Herzog Friedrich IV. (Friedrich mit der leeren Tasche) machte Innsbruck 1420 zur Residenzstadt und ließ die Lauben und den Hofgarten anlegen. Der Stadtturm, die Hofburg, das Goldene Dachl und die Ottoburg wurden im 15. Jahrhundert errichtet.

Bis in die Neuzeit. Innsbrucks Entwicklung vom Hochmittelalter bis in die Neuzeit ist wechselvoll, eine Aufarbeitung hier würde den Rahmen sprengen. Die Geschichte der Tiroler Landeshauptstadt ist auf der Website innsbruck.info vorzüglich aufbereitet – ein Besuch lohnt sich allemal. 

Zweimal Olympiastadt

Eine Besonderheit noch: Innsbruck war zweimal Austragungsort der Olympischen Winterspiele (1964 und 1976) sowie der Winter-Paralympics (1984 und 1988) und ist damit die einzige Stadt, in der innerhalb von zwölf Jahren zweimal Olympische Spiele ausgetragen wurden. Mitte der 1990er-Jahre gab es Initiativen, die Olympischen Winterspiele ein drittes Mal nach Innsbruck zu bringen; 2006 wurden diese nach einer Volksbefragung aber fallengelassen. Alle Tiroler Bezirke hatten sich dafür ausgesprochen, die Bewohner von Innsbruck allerdings dagegen.

Und was ist mit den zwei Fragen vom Anfang?

In der Kaiserlichen Hofkirche stehen 28 schwarze Männer Wache, deshalb nennt sie der Innsbrucker Volksmund „Schwarzmanderkirche“. Die lebensgroßen Bronzefiguren bewachen aber nicht die Kirche, sondern das Grabmal Kaiser Maximilians I. in ihrem Inneren. Kurios: Acht der „schwarzen Männer“ sind Damen und der Sarkophag des Kaisers ist leer – dafür aber kunstvoll gefertigt und wunderschön anzusehen. Tatsächlich liegt Maximilian in Wiener Neustadt begraben. 

Und die Triumphpforte erinnert an ein freudiges und ein tragisches Ereignis. Errichtet wurde sie 1765 anlässlich der Vermählung von Kaiserin Maria Theresias Sohn Leopold mit Maria Ludovica von Spanien in Innsbruck. Doch während der mehrtägigen Feierlichkeiten ereilte die Regentin ein schwerer Schicksalsschlag: Ihr Mann Franz Stephan starb. Während die Südseite der Hochzeit gewidmet ist, zeigt die Nordseite deshalb Trauermotive zum Gedenken an den plötzlichen Tod des Kaisers. 

 Die Triumphpforte ist übrigens ­tatsächlich ein Innsbrucker Urgestein, auch wenn sie erst seit einigen hundert Jahren das Stadtbild ziert. Sie besteht nämlich aus Höttinger Brekzie: einem Stein, der seit jeher bei Innsbruck abgebaut wurde.

Die Schlachten am Bergisel und Andras Hofer sollten bekannt sein, davon gehen wir aus.