Fast autofreie Bundesstraßen und Kreuzungen in Gmunden.
Fast autofreie Bundesstraßen und Kreuzungen in Gmunden.
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Wie wir die Auswirkungen auf den Verkehr wahrnehmen

17. April 2020
Für die Österreicherinnen und Österreicher gibt es inmitten der Corona-Krise auch einen Bereich, in dem sie sich derzeit sicherer als sonst fühlen: den Straßenverkehr. Trotz deutlicher Auswirkungen auf die Verkehrssicherheit will das KFV noch keine allzu positiven Schlüsse ziehen. Ereigneten sich im Vergleichszeitraum 2019 84 tödliche Straßenverkehrsunfälle waren es vom 1. Jänner bis 13. April 2020 79 Verkehrstote im österreichischen Straßennetz (vorläufige Zahl).

In einer Befragung des KFV (Kuratorium für Verkehrssicherheit) unter 1.304 Personen ab 14 Jahren in den ersten Wochen der Ausgangsbeschränkungen gaben rund 45 Prozent der Befragten an, sich wegen des deutlich geringeren Geschehens auf den Straßen sicherer zu fühlen.

Deshalb haben auch weniger Menschen Angst davor, in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden: 57,7 Prozent schätzen die Wahrscheinlichkeit wesentlich geringer ein als in der Zeit vor den Ausgangsbeschränkungen.

Persönliche Mobilität auf Sparflamme durch Corona

Im Durchschnitt hatten die Befragten den Eindruck, dass der Straßenverkehr um beinahe zwei Drittel (60 Prozent) abgenommen hat. Dazu trugen die Befragten auch selber bei: Generell gaben sie an, seit Inkrafttreten der Ausgangsbeschränkungen wesentlich seltener im Straßenraum unterwegs zu sein.

Nach eigenen Angaben waren mehr als zwei Drittel (69,4 Prozent) der Autofahrer und Autofahrerinnen seltener oder nie mit dem Pkw unterwegs, beim Mitfahren sind es beinahe 85 Prozent.

Gleich geblieben ist der Anteil jener, die vorzugsweise zu Fuß unterwegs sind. Das eigene Verhalten im Straßenverkehr hat sich beim Großteil der Befragten nach eigenen Angaben nicht gravierend verändert. Etwa jede siebente Person ist vorsichtiger unterwegs, darunter vor allem Frauen.

Der Vorteil von Corona: Erholung für Umwelt und Mensch

Was die positiven Effekte der Corona-Krise für die Befragten betrifft, nannte mehr als die Hälfte den spürbar geringeren Verkehr spontan als positivsten Effekt. An zweiter Stelle wurde von jeder siebenten Person (13,6 Prozent) die plötzliche Ruhe als Vorteil hervorgehoben und eine geringere Umweltbelastung und bessere Luft angemerkt.

Der Nachteil: Missachtung von Verkehrsregeln

Rund 4 Prozent der Befragten gaben offen zu, Wege so schnell wie möglich hinter sich bringen zu wollen und dabei auch nicht so genau auf die Verkehrsregeln zu achten.

Dass einige Verkehrsteilnehmer die freien Straßen als Freibrief interpretieren, wurde nicht nur von der Polizei bestätigt, sondern spiegelt sich auch in den Aussagen der Befragten wider: Etwa jede siebente Person (14,5 %) hat den Eindruck, dass mehr Raser unterwegs waren.

Wie soll es nach der Pandemie im Straßenverkehr weitergehen?

Mehr als die Hälfte der Interviewten spricht sich im Sinne der Verkehrssicherheit nach dem Abklingen der Pandemie für eine verstärkte Kontrolle von Alkohol- und Drogenlenker aus. Auch das Telefonieren am Steuer wird als Verhalten genannt, das stärker überwacht werden sollte.

Über ein Drittel der Befragten fordert eine stärkere Überwachung der Geschwindigkeitslimits. Die stärkste Zustimmung für diese Maßnahmen gibt es in der Bevölkerungsgruppe 60+.

Weniger Verkehr, weniger Unfälle?

Ganz offensichtlich ist wesentlich weniger auf Österreichs Straßen los, doch das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Zahlen der getöteten Verkehrsteilnehmer in diesem Jahr stark sinken werden.

Klaus Robatsch, Leiter der Verkehrssicherheitsforschung im KFV, will noch keine allzu positiven Schlüsse ziehen: „Für viele Menschen ist die aktuelle Situation sehr belastend und erzeugt Stress. Das kann im Straßenverkehr ablenken und sogar aggressiv machen – und das kann wiederum zu Unfällen führen.“