Andreas Salcher
Andreas Salcher sieht bei den Gemeinden eine essenzielle Rolle für das Lebensumfeld von Lernenden.
© Erich Marschik

Schule

Was muss Bildung von morgen können? Alles!

6. September 2022
Der Bildungsexperte Andreas Salcher sprach bei den Kommunalen Sommergesprächen über die notwendigen Veränderungen in unserem Bildungssystem beim Hinblick auf die sich wandelnde Lebensrealität von Menschen. Dabei stellt er sich die Frage, wie gut unser Bildungssystem auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet ist. Ihm zufolge spielt die Gemeinde eine essenzielle Rolle für das Lebensumfeld von Lernenden.

Andreas Salcher ist Mitbegründer der Sir-Karl-Popper-Schule. Er referierte über die notwendigen Veränderungen in unserem Bildungssystem beim Hinblick auf die sich wandelnde Lebensrealität von Menschen. Dabei stellt er sich die Frage, wie gut unser Bildungssystem auf die Herausforderungen der Zukunft vorbereitet ist. Charakterfähigkeit, Charakterstärke und Resilienz sind in Zukunft gefragt.

Die Aufgaben der Gemeinden

Österreich hat das zweitteuerste Schulsystem der Welt, jedoch nicht das zweitbeste System – das führt dazu, dass Unternehmen viele Schulabsolventen nicht als Arbeitnehmer einstellen können, was langfristig in Personalmangel münde. Die Ausgaben für das Bildungssystem passen also nicht mit dem Output zusammen.

Die Frage lautet also: Wie kann man die Kluft zwischen den Fähigkeiten, die die Kinder in Schulen lernen, und jenen, die sie im Leben benötigen, schließen?

Gemeinden und Städte haben dabei die wichtige Aufgabe, Kindern einen Ort zu bieten, wo sie gemeinsam aufwachsen und lernen können. Gemeinden tragen Verantwortung für den sozialen Zusammenhang und haben eine große Auswirkung auf das Lebensumfeld der Jugend. Genau dort, in den Gemeinden vor Ort, sollten Salchers Modell zufolge regionale und lokale Kooperationen geschlossen werden, um den sozialen Zusammenhalt zu stärken. Schulen sind dabei ein wichtiger Partner, aber nicht der einzige. Statt einzelne Schulen zu optimieren, sollten regionale lernende Gemeinschaft gebildet werden.

Inklusion und Freiwilligkeit

Das Modell, das bereits in mehreren Pilotregionen in Österreich im Einsatz ist, setzt auf das Prinzip der Inklusion und der Freiwilligkeit.

Die Gemeinde Schladming geht als Beispiel für eine „Lernende Gemeinde“ voran: In Workshops wurden konkrete Projekte erarbeitet, wo Schultyp-übergreifende und generationenübergreifende Aktionen gestartet, ein regionaler Bildungspass erstellt und die Identifizierung von Kindern mit der Region gestärkt wurden.

„Lernbüros“ statt Frontalunterricht

Salchers Modell setzt auf innovative Bildungsformen: Die Schule der Zukunft beinhaltet „Lernbüros“ statt Frontalunterricht. Die Lehrenden unterstützen die Schülerinnen und Schüler bei ihren Lernaufgaben. Auch Bewegung wird in die Lernformen einbezogen. Leistung und Lernfreude stehen nicht in einem Widerspruch, sondern bedingen einander. In Zukunft muss man sich in der Bildung auf jene Bereiche fokussieren, die nicht von Künstlicher Intelligenz ersetzt werden können, wie beispielsweise Empathie, Kreativität und Charakterbildung.