Schülerin auf einem Besen
Die Schule der Zukunft ist ein Ort, an dem jede und jeder nach den eigenen Bedürfnissen gerne lernt.
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Was heißt, in Schulen investieren?

Wer Zukunft gestalten will, muss zu seiner Zeit das Richtige lernen. Digitale Bildung befähigt Menschen, sich in einer digital geprägten Welt souverän zu bewegen und diese aktiv mitzugestalten. Wer heute und in Zukunft verantwortlich entscheiden und handeln will, braucht ein Verständnis für neue Technologien, das weit über die bloße Anwendung hinausreicht. Mit dem Verständnis für neue Technologien verändern sich die Räume, in denen wir lernen: Sie werden offener, kollaborativer, digitaler und vernetzter. 

Schule bleibt zwar der Ort, an dem Bildung stattfindet – aber Schule muss sich auch verändern. Sie wird innerhalb einer Gemeinde der Mittelpunkt, in der Bildung auf andere Art und Weise als bisher stattfindet. Deshalb sind nicht nur Schulerhalter und Schulleitungen gefragt, sich um Schulentwicklung zu kümmern, sondern auch Kommunen, örtliche Unternehmen, Eltern sowie die Schülerinnen und Schüler selbst.

Warum digitale Schulentwicklung zur Daseinsvorsorge gehört

Pia Pakarinen, Schuldezernentin der Stadt Helsinki sagte einmal: „Wir müssen dafür sorgen, dass Schülerinnen und Schüler, egal aus welcher Familie und aus welchem Stadtteil, immer mit der bestmöglichen Ausstattung, den besten Geräten, den am besten ausgebildeten Lehrkräften, in Berührung kommen.“

Dieser Anspruch wird in skandinavischen, aber auch in anderen europäischen Ländern wie Estland, konsequent verfolgt. Damit wird die Schule – auch das Schulgebäude – für Gemeinden zu einem wichtigen Faktor für Chancengerechtigkeit und zu einem Standortfaktor, der mehr beeinflusst als die Wirtschaftsleistung. In Schulen werden die Fachkräfte von morgen ausgebildet. Unternehmen und Betriebe vor Ort bauen darauf. Zudem geht es darum, künftige Generationen zu mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu erziehen und ihre Teilhabe am gesellschaftlichen und politischen Leben zu ermöglichen. 

Davon profitiert vor allem das Gemeinwesen in den Kommunen. Denn es ist erwiesen, dass die Bereitschaft der Menschen, sich am gesellschaftlichen Miteinander zu beteiligen, sich ehrenamtlich zu engagieren und politische Verantwortung wahrzunehmen, mit dem Bildungsniveau steigt.

Belegt ist auch, dass die Erwartungen an die Kompetenzen künftiger Generationen steigen. So stellt die OECD fest: „Bildung muss heute dazu befähigen, Informationen zu verarbeiten und Probleme zu lösen. Dies erfordert u.a. ein umfassendes Fachwissen und analytisches, kreatives und kritisches Denken (…) soziale und emotionale Kompetenzen, Toleranz und Respekt für andere oder die Fähigkeit die eigenen Lernprozesse selbst zu steuern und besser zu verstehen. (…) In der Vergangenheit wurden solche Fähigkeiten jedoch nur von Personen in gesellschaftlichen Führungspositionen erwartet. Dies hat sich mittlerweile geändert.“

Gute Bildung muss allen zugänglich sein. Von der ersten Klasse an und egal in welcher Schulform. Um diese Kompetenzen zu erwerben, braucht es neben pädagogischen Konzepten auch die technische Ausstattung an zeitgemäßen Schulen, um dies zu entwickeln und einzuüben. 

Wie muss Schule der Zukunft aussehen?

Die Schule der Zukunft ist ein Ort, an dem jede und jeder nach den eigenen Bedürfnissen gerne lernt. Denn lebenslanges, eigenaktives Lernen gelingt nur, wenn die Motivation stimmt und Bildung es schafft, dauerhafte Freude am Lernen zu wecken.

Das zeitgemäße Schulhaus ist ein einziger Lernraum: Die Türen sind offen und die Lernenden können sich ihre Lernorte frei auswählen. Auch virtuell steht ihnen die Schule jederzeit und von überall aus offen. Die Schülerinnen und Schüler lernen personalisiert, auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten. Sie lernen mit Gleichaltrigen genauso wie mit jüngeren und älteren Menschen. In einigen Projekten treffen sie sich sogar mit Menschen aus anderen Ländern im virtuellen Raum. Sie testen aus, probieren Neues und besprechen sich intensiv mit ihren Lernbegleitern. Mehrere Erwachsene sind da, die sie fragen können und die ihnen weiterhelfen, Ideen liefern, wo sie oder wie sie suchen müssen, um auf Ergebnisse zu kommen.

Die Eltern stehen im Dialog mit den Lernbegleitern. Alle haben die technischen Werkzeuge dafür zur Verfügung, die Lernorte sind mit pädagogischer Technik ausgestattet, sodass offene kollaborative Lernräume entstehen.  

Blick über den Tellerrand

Die Skandinavier machen vor, wie es gehen kann. Zum Beispiel im Schulzentrum Mansiskkala in Finnland. Es beherbergt einen Kindergarten, eine Vorschule, die Grundschulklassen 1 bis 9 und die Imatra Community High School, sowie zum Beispiel das Virta College, ein Gymnasium und eine Sportakademie.

Die Lernumgebungen sind mit einfach zu bedienenden, aktivierenden, kollaborativen und anpassungsfähigen Technologien ausgestattet, auf die mit Hilfe von Schülergeräten leicht vom Klassenzimmer oder von zu Hause aus zugegriffen werden kann. Wichtig ist es den Schulerhaltern, dass im gesamten Schulzentrum eine einheitliche Ausstattungsinfrastruktur genutzt wird.

Schulzentrum Mansiskkala in Finnland
Die Skandinavier machen vor, wie es gehen kann. Zum Beispiel im Schulzentrum Mansiskkala in Finnland. Die Lernumgebungen sind mit einfach zu bedienenden, aktivierenden, kollaborativen und anpassungsfähigen Technologien ausgestattet, auf die mit Hilfe von Schülergeräten leicht vom Klassenzimmer oder von zu Hause aus zugegriffen werden kann. Foto: SMART Technologies (Germany) 

Einen ähnlichen Weg beschritt die Marktgemeinde Straßhof in Niederösterreich. Sie hat einen ganzen Campus neu gebaut, auf dem Volksschule, Sonderschule, Musikschule und Mittelschule vereinigt sind. Interaktive Lerntechnologien und technologiegestütztes Lernen bereiten hier den Weg in die Zukunft. 

Lernen und Lernraum im Wandel

Was machen diese Schulen anders? Der Unterschied ist: Alle denken vom Schüler aus. „Jeder Schüler ist einzigartig und hat das Recht auf hochwertige Bildung,“ heißt es im finnischen Lehrplan. Neben Qualitätskriterien für Lerninhalte, Lehrmethoden und Lernziele sind diese auch für die Lernumgebung festgelegt. Zu den zu erwerbenden Kernkompetenzen gehört die ICT-Kompetenz für Informations- und Kommunikationstechnologien ebenso dazu wie „Denken und Lernen lernen“.

Multidisziplinäre Lernmodule sind verpflichtend und auch die Leistungsbeurteilung läuft anders: Die Schülerinnen und Schüler werden nicht miteinander verglichen. Stattdessen werden sie angeleitet, ihr eigenes Lernen anhand der Lernziele zu reflektieren. Sie lernen, die Ziele zu verstehen und ihre eigenen Stärken und ihre Fähigkeiten zur Selbst- und Fremdeinschätzung zu entwickeln, so dass sie konstruktives Feedback geben und erhalten können. 

Um das zu erreichen, richten die Schulen in Finnland alles darauf aus, das eigenaktive Lernen und die Zusammenarbeit der Schülerinnen und Schüler zu aktivieren. Es wird in Präsenz aber auch in hybriden Unterrichtsformen, also einem Mix aus Fern- und Präsenzunterricht gearbeitet.

In Collaborative Classrooms arbeiten die Lernenden gemeinsam an großen interaktiven Displays, unterstützt von pädagogischer Software, die nahtlos mit den Endgeräten arbeitet und Ressourcensammlungen für die Schulfächer bietet. Gemeinsam versuchen sie, ein Problem oder ein Phänomen zu verstehen oder zu erklären, neues Wissen zu konstruieren und ein neues Verständnis des zu lernenden Stoffes zu erreichen.

Untersuchungen aus Finnland, Deutschland und der Schweiz zeigen, dass große interaktive Displays kompetenzförderliche Lernprozesse besonders gut unterstützen. Denn sie ermöglichen die optimale Visualisierung des Lernstoffs, fördern kollaboratives Arbeiten und kreative Problemlösung ebenso wie die simultane Kontrolle des Lernfortschritts. Estland geht noch einen Schritt weiter: Erst kürzlich wurde dort ein Programm ins Leben gerufen, um mit Hilfe Künstlicher Intelligenz das lebenslange Lernen aller Estländer zu begleiten.

Was Kommunen tun können, um die Digitalisierung ihrer Schulen voranzutreiben

Um diese digitale Schulentwicklung voranzubringen, sollten alle Akteure auf Augenhöhe Hand in Hand agieren: Land, Kommune, Schulfamilie und Aus- und Fortbildungsinstitutionen für Lehrende. Das zeigt die Erfahrung, die wir bei SMART Technologies in den vergangenen drei Jahrzehnten bei der Betreuung von Großprojekten und Rahmenverträgen aber auch in der Zusammenarbeit mit kleinen Gemeinden gemacht haben.

Auch die oben genannte Gemeinde Straßhof ist so vorgegangen: Bürgermeister und Gemeinderat haben die Idee eines Schulcampus angestoßen und den kommunalen IT-Dienstleister Gemdat bereits bei den Planungen am Reißbrett an den Tisch geholt, gemeinsam mit Schulfamilie, Architekten, Planern und Handwerkern. Doch auch wenn nicht jeder seine Schule am Reißbrett neu entwerfen kann, so können auch bestehende Gebäude nach und nach umgestaltet werden. Am besten beginnt man mit einem einzelnen Raum, der voll arbeitsfähig ausgestattet wird, so dass er als digitales oder kollaboratives Klassenzimmer flexibel genutzt werden kann. 

Fazit: Chancen nutzen

Die Digitalisierung von Schulen birgt großes Potenzial für Kommunen.Die Pandemie hat gezeigt, dass Städte an ihre Grenzen stoßen und immer mehr Menschen daran denken, aufs Land zu ziehen. Kleinere Gemeinden erleben eine Renaissance, denn je mehr sich unser Leben und Arbeiten ins Digitale verlagert, umso mehr verlangt es die Menschen nach Lebensqualität. Hier haben ländliche Regionen mehr Balance zu bieten als so manche Städte. Und wenn Menschen von überall aus arbeiten können, suchen insbesondere erwerbstätige Eltern einen Ort, an dem sich Arbeit, Leben und die Bildung der Kinder gut miteinander verbinden lassen. Auch Unternehmen zieht es aufs Land, wenn die Infrastruktur stimmt. 

Kleinere Gemeinden erleben eine Renaissance, denn je mehr sich unser Leben und Arbeiten ins Digitale verlagert, umso mehr verlangt es die Menschen nach Lebensqualität.

In Baden-Württemberg siedeln sich zum Beispiel die so genannten Hidden Champions gerne im günstigeren Hinterland an, legen dabei aber großen Wert auf Infrastruktur und Schulqualität, um ihre Mitarbeitenden damit zu binden und neue zu gewinnen. Den größten Vorteil aus solchen Entwicklungen werden diejenigen Gemeinden ziehen, die jetzt klug in die Entwicklung ihrer Schulgebäude vor Ort und den Ausbau der digitalen Infrastruktur investieren. Sie stellen heute nachhaltige Weichen für die Zukunft Ihrer Region. Wir ermutigen Sie dazu, jetzt zu beginnen.