Begrünung an der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg
Begrünung an der Bezirkshauptmannschaft Korneuburg.
© Petra Hirner / Natur im Garten

Was bringt die Begrünung von Gebäuden?

Aufgrund des Klimawandels wird es in unseren Städten, aber auch in den Gemeinden immer heißer. Straßen, Dächer, Fassaden und vor allem Gebäude heizen sich vorwiegend in den Sommermonaten auf und geben diese Wärme zusätzlich in den Nachtstunden ab – somit findet kaum Abkühlung statt.

Da es vorrangig in den Ortszentren und in dicht bebauten Gebieten zum Hitzestau kommt und sich Hitzeinseln bilden, ist es wichtig, diese zu begrünen. Es ist jedoch oft nicht genügend Platz für das Pflanzen von Bäumen, die für eine Schattierung und für eine Kühlung durch Verdunstung von Wasser vor Ort sorgen.

Entgegen der landläufigen Meinung ist diese Problematik auch im ländlichen Raum gegeben, da Grünflächen primär zu einer lokalen Abkühlung führen. Flächen am Ortsrand können demnach nur eingeschränkt zur Regulierung der Temperatur im Ortsinneren beitragen.

Ungenützte Dachflächen und kahle Fassaden nehmen viel Platz in den Ortszentren und in dicht bebauten Siedlungsbereichen ein. Horizontale Flächen wie Dächer von Gebäuden und Garagen, aber auch senkrechte Fassadenflächen haben ein großes Potenzial, um durch Begrünung das Mikroklima in den Gemeinden zu verbessern und als natürliche Klimaanlage Abhilfe gegen die Überhitzung zu schaffen.

Ein gewöhnliches Blechdach kann im Sommer über 60°C heiß werden. Ein extensives Gründach mit einer Aufbaustärke zwischen 5 und 15 Zentimetern, das mit verschiedenen Sedum-Arten wie Mauerpfeffer oder Hauswurz, Kräutern und Gräsern bepflanzt ist, nimmt im Gegensatz dazu nur die Temperatur der Umgebung an. Aus diesem Grund ist auch eine Begrünung in ländlichen Ortszentren sinnvoll.

Pflanzen sorgen für Abkühlung

Zusätzlich sorgen die Pflanzen durch Verdunstung für zusätzliche Abkühlung – die gefühlte Temperatur wird somit um bis zu 13 °C gesenkt. Das dichte Blattwerk einer ­Fassadenbegrünung verhindert ein Erhitzen der Mauern durch Sonneneinstrahlung und kann so helfen, die Temperatur innerhalb des Gebäudes zu regulieren.

So werden Energiebedarf und Kosten für Klimaanlagen und Heizungen gesenkt und ein wertvoller Beitrag zur Senkung des steigenden globalen Energiebedarfs geleistet, da ein großer Teil dieses steigenden Bedarfs auf die Temperierung von Innenräumen zurückzuführen ist. 

Begrünung bringt zahlreiche Vorteile

Neben den energietechnischen Aspekten ist auch zu erwähnen, dass Bauwerksbegrünungen wertvolle Erholungsräume schaffen, Stressabbau fördern und einen Mehrwert für Nutzende bieten. Pflanzen binden CO₂ und verbessern die Luftqualität. Zusätzlich verringern sie auch die Lärmbelastung, indem sie wie ein akustischer Filter wirken.

Ungestörte Gründächer und Fassadenbegrünungen bieten Tieren aller Art und auch Kleinstlebewesen einen Rückzugsort in dicht bebauten Bereichen einer Gemeinde und fungieren als sogenannte Trittsteinbiotope. Sogar bedrohte Vogelarten finden Nistplätze und Nahrungsquellen an grünen Fassaden.

Darüber hinaus leistet ein begrüntes Gebäude einen wichtigen Beitrag zum Wasserrückhalt vor Ort und damit zur Entlastung der Kanalisation, verringert Abflussspitzen und trägt zur Steigerung der Biodiversität bei. Ein weiterer zu erwähnender Nebeneffekt einer Bauwerksbegrünung ist, dass Fassaden vor äußeren Einwirkungen geschützt werden. Dadurch kann ihre Lebensdauer verlängert werden.

Gründach und Photovoltaik-Anlage – ein gutes Zusammenspiel

Eine Kombination aus Gründach und Photovoltaik-Anlage ist aus den oben genannten Gründen mehr als sinnvoll. In den heißen Sommermonaten können PV-Module temperaturbedingt nicht mehr die volle Leistung erbringen.

Die Dachbegrünung beeinflusst die Leistung der Module positiv, da der kühlende Effekt zu einer Effizienzsteigerung führt. Wichtig dabei ist eine gute und vor allem ­durchdachte Planung, damit das Projekt Gründach und Photovoltaik-Anlage gelingt. Dabei sind vor allem die anspruchsvollere Statik und die Auswahl der richtigen Pflanzen zu beachten, damit Letztere nicht zu hoch werden und die Module verschatten.

Weitere wichtige Punkte sind die optimale Ausrichtung der Module und eine regelmäßige Pflege des Gründachs. Diese sollte ein- bis zweimal pro Jahr erfolgen, um unerwünschten Anflug von Beikräutern und Bäumen rechtzeitig zu entfernen.

Photovoltaik-Anlage auf dem extensiven Gründach des Kindergartens Bad Vöslau
Photovoltaik-Anlage auf dem extensiven Gründach des Kindergartens Bad Vöslau.

Was zu beachten ist

Heutzutage gibt es eine Vielzahl an Technologien und innovativen Methoden, die für eine Abkühlung in der Gemeinde sorgen. Bei einer Begrünung des Daches sind Faktoren wie Standort, Statik, Dachneigung und vor allem die standortgerechte und richtige Pflanzenauswahl wichtig.

Bei der Begrünung einer Fassade gilt es Faktoren wie verfügbaren Wurzelraum, Fassadenart, Dämmung und eventuell Denkmalschutz zu beachten. Deshalb sollte die Planung und Ausführung von Beginn an nur von qualifizierten Fachleuten durchgeführt werden. Nur so kann eine Bauwerksbegrünung langlebig sein und funktionieren. 

Um mehr klimawirksames Grün durch Gebäudebegrünungen in die Ortskerne zu bringen, hat „Natur im Garten“ das Projekt „Förderung von Energieeffizienz und Reduzierung von Treibhausgasemissionen durch Bauwerksbegrünung des direkten Umfelds von kommunalen Gebäuden“ beim EU-Förderprogramm IBW/EFRE & JTF eingereicht. 

Gemeinden in Niederösterreich können eine kostenlose Beratung für die Umsetzungsmöglichkeiten von Bauwerksbegrünungen und der Begrünung des direkten Umfelds von kommunalen Gebäuden in Anspruch nehmen. Informationen und Anmeldung hier.