KOMMUNAL-Chefredakteur Hans Braun
Hans Braun zum Thema Haftung: "Bei Sturm geht man nicht in den Wald."

Waldnutzung versus Haftung

Gleich vorweg: Vernünftige Nutzung des Waldes im Sinne einer ökologisch verantwortlichen Wirtschaft ist völlig in Ordnung. Niemand kann was gegen die Nutzung der Wälder durch Menschen haben, solange es in einem vernünftigen Ausmaß passiert – und nicht jedes Unglück zu maßlosen Haftungsansprüchen führt.

Zur vernünftigen Nutzung des Waldes zählt auch seine Funktion als Naherholungsgebiet – und damit als Faktor für die regionale Wirtschaft.

Aber hier muss auch auf die Eigenverantwortung der Besucherinnen und Besucher gepocht werden. Bei Sturm geht man nicht in den Wald. Bäume haben eine Lebensspanne wie der Mensch. Sie werden alt und schwach, Äste werden alt und schwach. Wenn einer fällt, kann das tragisch enden. Aber dass man dann nach einem Schuldigen sucht – und den all zu oft in den Gemeinden findet – ist ein fatales Zeichen. Es führt einzig zu einem vorsorglichen Umschlagen von Bäumen oder zu einem Betretungsverbot. Beides kann weder im Sinn der Menschen noch der Bäume – und damit des Klimas – sein.

Man sollte im Gegenteil alles tun, um die Umwelt zu schützen. Wenn man nicht gerade wie die Herren Trump, Bolsonaro oder Kaczyński die letzten verbleibenden Urwälder rodet, um Platz für kurzfristige Agrar- oder Wirtschaftsprojekte zu schaffen, ist das Gebot der Stunde, den Wald zu schützen. Das heißt aber auch, die Haftungsfrage neu zu definieren, wie es der Gemeindebund schon vor einiger Zeit gefordert hat.