Burg Forchtenstein
Burg Forchtenstein. Das Burgenland war immer Grenzgebiet.
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„Von den Burgen, die nie bei Österreich waren ...“

Das Burgenland war immer ein Grenzgebiet. Bis 1919 gehörte es zur ungarischen Reichshälfte Österreich-Ungarns. In einer denkwürdigen und hoch-emotionalen Abstimmung folgte 1919 der Anschluss an Österreich – mit Ausnahme der „natürlichen“ Hauptstadt Ödenburg. Ein kurzer historischer Überblick.

Die ältesten Spuren einer Besiedelung des heutigen Burgenlandes gibt es aus der Mittelsteinzeit (10.000 – 5000 vor Christus). Ca. 400 vor Christus lassen sich die Illyrer in Eisenstadt, Donnerskirchen und Purbach nachweisen. Um 400 vor Christus siedelten sich Kelten in dem Gebiet an.

Um die Zeit von Christi Geburt wurde das Land Teil des Römischen Reiches und gehörte zur Provinz Pannonien. In der Völkerwanderungszeit ließen sich Hunnen, Goten, Langobarden und Awaren in der Gegend nieder. Letztere wurden um 800 von Karl dem Großen besiegt, und das Land wurde als Teil der „Awarenmark“ in das fränkische Reich eingegliedert. Zu dieser Zeit erfolgte auch die erste deutsche Besiedelung.

Im Jahr 907 eroberten die Magyaren das Land. Von da an gehörte das Gebiet des heutigen Burgenlandes über 1000 Jahre zu Ungarn. Die Flüsse Leitha und Lafnitz, heute die Landesgrenzen zu Niederösterreich und der Steiermark, bildeten ab dem elften Jahrhundert die Grenze zwischen Österreich und Ungarn. Zur Sicherung der Grenze wurden auf ungarischer Seite magyarische Grenzwächter angesiedelt. Zwischen deren Dörfer ließen sich aber allmählich auch deutschsprachige Bauern und Handwerker nieder.

Im Spätmittelalter kam es zum Konflikt zwischen dem ungarischen König Matthias Corvinus und Kaiser Friedrich III., der das westungarische Gebiet dem Reich der Habsburger einverleiben wollte. Ein jahrelanger Krieg war die Folge, letztlich konnte sich Matthias Corvinus durchsetzen, und das Gebiet blieb bei Ungarn.

Seit 1526 habsburgisch

Als 1526 der ungarische König Ludwig II. in der Schlacht bei Mohács gegen die Türken starb, erbten die Habsburger die Krone Ungarns. Durch die Vereinigung der beiden Länder war der Grenzkonflikt in Westungarn zu Ende.

De facto beherrschen konnten die Habsburger aber nur einen Teil Ungarns, der Rest war für 145 Jahre von den Türken besetzt. Erst 1686 gelang es, das Land zur Gänze zurückzuerobern. Um die von den jahrzehntelangen Kriegen verwüsteten Gebiete wieder mit neuem Leben zu erfüllen, wurden Kroaten angesiedelt – der Ursprung der heutigen kroatischen Minderheit.

Im 17. Jahrhundert wurden die ungarischen Adelsgeschlechter Esterházy und Batthyány zu den mächtigsten Grundherren. Die Esterházy machten Eisenstadt zu einem kulturellen Zentrum, in dem unter anderen auch Joseph Haydn wirkte.

Nach dem sogenannten österreichisch-ungarischen „Ausgleich“ im Jahr 1867 begann die Regierung in Budapest eine rigorose Magyarisierungspolitik: Die fast zur Hälfte nicht-ungarische Bevölkerung sollte innerhalb von etwa 40 Jahren zu Ungarn gemacht werden. Ab 1898 waren nur mehr ungarische Ortsnamen erlaubt.

Verlust Ödenburgs

Ende des Ersten Weltkrieges zerfiel die Habsburgermonarchie, und zwischen den neuen Republiken Österreich und Ungarn wurde eine Grenze gezogen. Im Friedensvertrag von Saint-Germain wurde das Land Österreich zugesprochen. Hauptstadt sollte Ödenburg/Sopron werden.

Plakat zur Volksabstimmung in Sopron.
Ein umstrittenes Referendum verhinderte, dass Ödenburg/Sopron zu Österreich kam.

Nach heftigen Protesten Ungarns wurde dort allerdings eine Volksabstimmung durchgeführt, die dazu führte, dass die Stadt bei Ungarn blieb.

Die Übernahme des Burgenlandes in österreichische Verwaltung erfolgte im Herbst 1921. Bis 1925 war Bad Sauerbrunn Sitz der Landesregierung. Erst dann wurde die bis dahin relativ unbedeutende Kleinstadt  Eisenstadt zur Hauptstadt des Bundeslandes bestimmt.

Nach dem Anschluss an das Deutsche Reich im Jahr 1938 wurde das Land zwischen den NS-Gauen Niederdonau (Niederösterreich) und Steiermark aufgeteilt. Erst nach Ende des Zweiten Weltkriegs wurde das Burgendland wieder zu einem eigenen Bundesland.

Vor allem vom EU-Beitritt konnte das Land profitieren. Als einziges Österreichisches Ziel-1- Gebiet erhielt das Burgenland massive EU-Förderungen aus Brüssel, die in dem Land einen „Modernisierungsschub“ aus- lösten.

Der Name „Burgenland“

Der Name „Burgenland“ erinnert daran, dass das Land aus den drei ungarischen Komitaten Wieselburg (Moson), Ödenburg (Sopron) und Eisenburg (Vas) zusammengesetzt wurde. 1919 wurde von Österreich auch noch das Komitat Preßburg (Bratislava) beansprucht, weshalb der Name „Vierburgenland“ vorgeschlagen wurde. Interessant ist, dass keiner der Verwaltungssitze der vier Komitate heute auf österreichischem Gebiet liegt.