Christian Schaberl
Christian Schaberl: „Ich verstehe nicht, wieso man sich beim Breitbandausbau in Streusiedlungen auf Landes- und Bundesebene so viel Zeit lässt, Geld in die Hand zu nehmen, denn die Gemeinden alleine können das nicht finanzieren.“
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Uhudeln statt hudeln

Am 23. Oktober 2022 fanden in 13 burgenländischen Gemeinden Bürgermeister-Stichwahlen statt. In Eltendorf konnte Christian Schaberl von der Freien Bürgerliste das Duell für sich entscheiden. Im Gespräch mit KOMMUNAL spricht er über die dringendsten Anliegen seines Heimatortes.
Eltendorf
Eltendorf von Süden: Die südburgenländische Gemeinde liegt im Lafnitztal und gehört zum Bezirk Jennersdorf. Foto:  Nxr-at CC BY-SA 4.0

Eltendorf ist eine klassische südburgenländische Gemeinde mit zwei Ortsteilen: Eltendorf ist ein typisches Angerdorf, Zahling hingegen ist eine Streusiedlung im Hügelland. Bekannt ist die Gemeinde für ihre zahlreichen Uhudler-Produzenten.

„Besonders beliebt ist unser Uhudler-Frizzante. Den sollten Sie unbedingt probieren“, empfiehlt der frischgebackene Bürgermeister der Gemeinde, Christian Schaberl. Mit 59,59 Prozent der Stimmen entschied der 53-jährige, der ursprünglich Maschinenbau studierte, die Stichwahl für sich.  

Nach seinen ersten politischen Gehversuchen in den Neunzigern wandte er sich enttäuscht von der Parteipolitik ab: „Ich habe damals gelernt, wie man es nicht machen sollte“, fasst Schaberl diese Zeit zusammen.

Prägend war das Engagement als Sprecher einer großen Bürgerinitiative vor über zwanzig Jahren. „Dort habe ich gelernt, das politisch wesentliche zu erkennen und Sachverhalte auf den Punkt zu bringen.“

Vor mittlerweile über 15 Jahren gründete er die Freie Bürgerliste in seine Heimatgemeinde. Schaberl ist seit sieben Jahre hauptamtlich als Landeskoordinator des Unabhängigen Gemeindevertreterforums (UGVF) tätig.

„Das UGVF war zuvor ein bedeutungsloser Verein, den es nur am Papier gegeben hat. Drei südburgenländische Bürgerlisten (aus Eltendorf, Heiligenkreuz und Kukmirn, Anm.) haben es dann gemeinsam mit den Bürgermeistern von Bad Sauerbrunn und Parndorf und einem neuen Konzept mit Leben erfüllt.“

Die Initiatoren begannen in erster Linie damit, Schulungen anzubieten, „denn die bekamen Bürgerlisten-Gemeinderäte sonst nirgends.“ Das UGVF leistet aber auch kommunalrechtliche Hilfestellungen und veranstalten Vernetzungstreffen. „Das hat eingeschlagen! Heute sind 95 Prozent aller burgenländischen Bürgerlisten im UGVF vertreten“, freut sich Schaberl.

Breitband gegen Abwanderung

Nun steht der Funktionär selbst an der Spitze seiner Gemeinde und damit auch vor der Herausforderung die kommunalen Probleme, die für die strukturschwache Region typisch sind, zu lösen. Und derer gibt es genug.

Gemessen an den rund 400 Einwohnern der Streusiedlung Zahling muss die Gemeinde ein vergleichsweise großes Netz an Güterwegen, Kanalsträngen und Wasserleitungen in Stand halten. Die zahlreichen Einzellagen machen deren Erhaltung nicht nur teuer, sondern auch den Ausbau des Glasfasernetzes für kommerzielle Betreiber völlig uninteressant.

„Ich verstehe nicht, wieso man sich beim Breitbandausbau in Streusiedlungen auf Landes- und Bundesebene so viel Zeit lässt, Geld in die Hand zu nehmen, denn die Gemeinden alleine können das nicht finanzieren.“

Wenn man ernsthaft etwas gegen die Abwanderung tun möchte, die im Südburgenland ja eklatant vorhanden ist, dann muss man dahingehend investieren.“

In Zahling habe man schon Schwierigkeiten überhaupt eine akzeptable Handyverbindung zu bekommen, von einer tauglichen Internetverbindung ganz zu schweigen. „In Zeiten von Corona war das ganz schlimm. Funktionierendes Homeschooling war für viele Schüler unmöglich, von Home-Office rede ich erst gar nicht.“ In Eltendorf sei man froh, wenn man auf eine Datenverbindung von 30 MBit/s kommt, in Zahling müssten sich viele Einwohner gar mit maximal zwei oder drei MBit/s begnügen. 

Suche nach neuem Gemeindearzt

Ein weiteres Sorgenkind ist die Gesundheitsversorgung. „Wir haben eine beliebte Ärztin, die in Pension gehen wird, und wir sind sehr besorgt, dass wir die ärztliche Versorgung in unserer Gemeinde nicht aufrechterhalten werden können. Wenn man da von Bundesseite nicht fundamental gegensteuert, wird man am Land keine Gemeindeärzte mehr bekommen. Wir verlieren im ländlichen Gebiet – und das Südburgenland ist da nochmals ein spezieller Fall – immer mehr an Infrastruktur.“ Die Liste an Herausforderungen ist noch weitaus länger und reicht von extrem einschränkenden Möglichkeiten der Raumplanung bis hin zur Verhinderung der Abwanderung.

Trotz der schwierigen Lage möchte Schaberl  nicht nur Krisenmanager sein, sondern auch Ideen umsetzen: „Kommendes Jahr möchte ich einen echten Jugendgemeinderat installieren, bei dem junge Menschen lernen können Verantwortung zu übernehmen, einer Debattenkultur gegenüberzutreten und gemeinsame Beschlüsse zu fassen, die dann auch umsetzbar sind.“

Es werde immer schwieriger Menschen dazu zu bringen sich kommunalpolitisch zu engagieren. Das möchte Schaberl gerne ändern und meint: „Die Politikverdrossenheit ist gar nicht so groß, wie man oft meint. Was es viel mehr gibt, ist eine hohe Parteienverdrossenheit.“ 

Zur Person

Christian Schaberl

Alter: 53
Gemeinde: Eltendorf 
Einwohnerzahl: 903 (2022)
Bürgermeister seit: November 2022
Partei: FBL