Tiroler Bürgermeisterinnen
Die für die nächsten sechs Jahre gewählten Bürgermeisterinnen in Tirol – am Bild u.a. mit LHStv. Ingrid Felipe und LT-Präsidentin Sonja Ledl-Rossmann sowie weiteren Vertreterinnen der Landespolitik.
© Land Tirol

Tirol

Stichwahlen in Tiroler Bürgermeisterwahl

2. April 2022
Seit 13. März steht in allen Tiroler Gemeinden fest, wer künftig an der Spitze steht: Damit sind die Gemeinderats- und Bürgermeisterwahlen geschlagen. Die Ergebnisse sind durchaus bemerkenswert – und wenn man sich die Wahlbeteiligung ansieht, nicht immer positiv.

Ursprünglich hätte es in 31 Tiroler Gemeinden eine Stichwahl geben sollen. Am Tag der Stichwahl kam es schließlich aber nur in 27 Gemeinden zum Zweikampf, da in Nassereith, Völs, Wattens und Wörgl jeweils ein Kandidat bzw. eine Kandidatin vorzeitig auf die Stichwahl verzichtete.

Die Stichwahlen brachten teilweise spannende Ergebnisse: Für die ÖVP gab es zwei Schlappen in wichtigen Städten, nämlich in der Bezirkshauptstadt Schwaz (ging an die SPÖ) und Hall in Tirol.

Victoria Weber
Victoria Weber landete mit dem Erfolg in Schwaz den wohl größten Coup dieser Wahlen.

In Kufstein und Imst konnten sich der parteifreie Martin Krumschnabel bzw. ÖVP-LAbg. Stefan Weirather durchsetzen. In Kramsach wiederum wird der einzige deklarierte FPÖ-Bürgermeister in die Gemeindestube einziehen.

Die größte Überraschung ereignete sich wohl in Schwaz: SPÖ-Kandidatin Victoria Weber (Team Zukunft – Victoria Weber) setzte sich mit 58,50 Prozent gegen den ÖVP-Bürgermeister Hans Lintner durch. Der 71-Jährige hatte die Bezirkshauptstadt seit 1997 regiert.

Auch in Hall in Tirol musste die ÖVP eine empfindliche Niederlage einstecken. Der Polit-Neuling Werner Hackl von der Volkspartei war angetreten, um die langjährige ÖVP-Bürgermeisterin Eva-Maria Posch zu beerben. Er scheiterte jedoch am parteifreien Christian Margreiter (Für Hall), der ein Ergebnis von 57,50 Prozent einfahren konnte.

In Kufstein und Imst bleibt alles beim Alten

In den Bezirkshauptstädten Kufstein und Imst bleibt indes alles beim Alten: Weirather verteidigte sein Amt mit 65,66 Prozent gegen seine Konkurrentin Andrea Jäger, die mit 16,21 Prozent in die Stichwahl gegangen war. In Kufstein, der zweitgrößten Stadt Tirols, blieb Krumschnabel Stadtchef. Gegen ihn ins Rennen ging die einzige NEOS-Kandidatin, die es in eine Stichwahl geschafft hatte. Birgit Obermüller holte 30,55 Prozent der Wählerstimmen ab.

Die FPÖ darf sich über einen Erfolg in Kramsach freuen. In der Unterländer Gemeinde mit 4.121 Wahlberechtigten wird künftig Bezirksparteiobmann Andreas Gang an der Spitze des Dorfes stehen. Der ÖVP-nahe Bürgermeister Bernhard Zisterer unterlag mit 48,76 Prozent.

Jüngster Bürgermeister Patrick Holzknecht in Wenns

Patrick Holzknecht
Patrick Holzknecht ist der jüngste Bürgermeister Tirols.

Bemerkenswert war die Stichwahl in Wenns (Bezirk Imst). Beide Kandidaten überzeugten jeweils exakt 631 Wähler von sich. Bei einer solchen Pattsituation entscheidet am Ende jener Kandidat die Wahl für sich, dessen Liste beim ersten Wahlgang mehr Mandate erhielt. Damit wird es in Wenns mit dem 29-jährigen Patrick Holzknecht (ÖVP) künftig den jüngsten Ortschef in Tirol geben.

20 Bürgermeisterinnen – geringe Wahlbeteiligung

Frauen im Bürgermeisterinnenamt bleiben in Tirol weiter in der absoluten Minderheit: Zukünftig wird es 20 Ortschefinnen in Tirol geben – gerade einmal zwei mehr als vor den Gemeinderatswahlen. 

Auch die Wahlbeteiligung war niedrig: Nur 56,86 Prozent der aufgerufenen Bevölkerung schritt zu den Wahlurnen, am 27. Februar waren es noch rund 66 Prozent. Die ­höchste Wahlbeteiligung gab es in Ainet in Osttirol (75,51 Prozent).

Gemeindebund mit dem Wahlergebnis zufrieden

Erfreut kommentiert Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes, das Wahlergebnis. „Nicht die Einzelergebnisse sind es im Besonderen, sondern mir gefällt vor allem die Verjüngung – in vielen Gemeinden hat es einen Generationswechsel gegeben, sowohl was die Bürgermeister betrifft als auch in den Gemeinderäten. Das zeigt, dass von Politikverdrossenheit nicht wirklich die Rede sein kann.“ Das sei sich auch an der Vielzahl von Listen ersichtlich, die kandidiert haben.

Ernst Schöpf
„Für die Bürgermeisterinnen und Bürgermeister heißt es nach der Zeit des Wahlkampfs nun ein friedvolles Miteinander in den Gemeinden zu gewährleisten.“ Ernst Schöpf, Präsident des Tiroler Gemeindeverbandes, bei der Angelobung der neuen Ortschefs und -chefinnen.

In Sölden, der Heimatgemeinde Schöpfs (der übrigens mit dem Ergebnis von 88,6 Prozent schon im ersten Durchgang im Amt bestätigt wurde), haben allein acht Listen kandidiert. 

Bedenklich findet er allerdings die relativ magere Wahlbeteiligung von lediglich 56,8 Prozent bei den Bürgermeister-Stichwahlen. „Das könnte schon mehr sein, wir sind aber mit dem Ergebnis zufrieden.“

Was auf die Politik, und hier meint er nicht nur die Gemeindepolitik, zukommen wird, ist der Umgang mit den Jungen. „Hier wird sich wohl einiges ändern. Man muss mit den Jungen anders reden, aber die alten Schlachtrösser“, wie er es scherzhaft ausdrückt, „schaffen das schon.“ Was er damit im Kern meint, ist mit den Jungen deren Themen zu besprechen und sich anzusehen, was für die nachrückende Generation wichtig ist. „Die Entwicklungen bereden“, wie er es nennt.