Beispiel eines Strom-Großspeichers
Beispiel eines Strom-Großspeichers, wie er in Allersdorf geplant ist.
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Stadtwerke Amstetten planen neuen Strom-Großspeicher

25. Juni 2024
Eine neue Speicheranlage mit einer Kapazität von zwei Megawattstunden soll helfen, das das überregionale Netz stabil zu halten und das Risiko von Ausfällen zu minimieren. Der Baustart in Allersdorf ist für Ende 2024 geplant.

Erneuerbare Energien in Energiesystemen führen zu einer Abhängigkeit von Wetterlage und Jahreszeit – so kann es je nach Stand der Dinge zu Überschüssen oder Defiziten in der Energie-Einspeisung kommen. Im Falle solcher Abweichungen benötigt man einen Energieausgleich, die sogenannte Regelenergie.

„Es ist nicht so, dass man mit nachhaltigen Energiesystemen diversen Schwankungen hilflos ausgesetzt ist. Ein Mittel sind unter anderem Speicheranlagen: sie bieten aufgrund der schnellen Reaktionszeit eine optimale Lösung. Im Falle einer Schwankung springen sie sofort ein, stabilisieren das Netz und verhindern einen Komplettausfall“, erklärt Harald Stressler, Projektleiter bei Stadtwerke Amstetten.

Die Stadtwerke Amstetten errichten deshalb einen neuen Strom-Großspeicher in Allersdorf, der Schwankungen in der Energieeinspeisung ausgleicht und gleichzeitig als Puffer für mehr Versorgungssicherheit dient; für die Region und das überregionale Netz. Der Speicher wird rund zwei Megawattstunden Energie speichern können. Das entspricht der Energiekapazität von rund 40 Elektroautos, kompakt in einem Container verbaut.

Neuer Speicher: Notfall-Puffer und Entlastung des Stromnetzes

Der Ansatz der Stadtwerke Amstetten ist es, dass mit dem Speicher die Überproduktion von Energie, zum Beispiel unter Tags, besonders im Sommer, durch PV-Anlagen, in die Nacht verschoben wird. Dadurch wird das Stromnetz entlastet und die Anlagen müssen im schlimmsten Fall nicht außer Betrieb genommen werden. Im Normalbetrieb dient der Speicher vor allem dazu, Schwankungen im stadteigenen sowie im übergeordneten Netz auszugleichen.

Mit Photovoltaik- und Windkraftanlagen bekommen wir immer mehr fluktuierende Stromerzeuger ins Netz. Wenn bei bewölktem Himmel weniger Sonnenenergie erzeugt wird oder der Wind nachlässt, verringert sich dadurch die Einspeiseleistung, damit kommt es zu Schwankungen im Netz“, erklärt Stressler.

Harald Stressler
Harald Stressler, Projektleiter bei Stadtwerke Amstetten: Mit Photovoltaik- und Windkraftanlagen bekommen wir immer mehr fluktuierende Stromerzeuger ins Netz.“ © Patricia Washüttl, Stadtwerke Amstetten

Damit das Stromnetz während dieser Zeiten stabil bleibt, muss die Energie sofort von einer anderen Quelle kommen, damit es zu keinen Ausfällen kommt. So beispielsweise aus dem geplanten Speicher. All das passiert innerhalb von Millisekunden – das System muss unmittelbar reagieren. Sollte es dennoch zu einem Blackout kommen, sind die Stadtwerke Amstetten mit dem Speicher ebenfalls gut vorbereitet. Sie sind zusammen mit dem Wasserkraftwerk in der Lage, weiterhin die Pölz-Halle, die Eishalle Amstetten und die eigenen Gebäude autark zu versorgen.

Die beiden Hallen können somit als Versorgungszentrum für Menschen aus der Region verwendet werden. Da im Blackout-Fall der Verbrauch in den versorgten Gebäuden erheblich schwanken kann, zum Beispiel durch die Benutzung einer Küche mit vielen Elektrogeräten, dient in diesem Fall der Speicher als großer Puffer zwischen ihnen und dem Wasserkraftwerk. Das Wasserkraftwerk läuft normalerweise mit sehr konstanter Leistung und kann daher nicht so schnell ausgeregelt werden.

Errichtung gemeinsam mit Partnern ab Ende 2024 geplant

Die Speicheranlage wird von den Stadtwerken Amstetten gemeinsam mit Partnern geplant und ausgeschrieben.  Das langfristige Ziel der Stadtwerke Amstetten ist es, sich diese Kompetenz selbst anzueignen und umsetzen zu können. Es ist auch beabsichtigt, einen externen Vermarkter einzusetzen, der die Regelung der Ausgleichsenergie übernimmt. Die Kosten für das Projekt werden rund 900.000 Euro umfassen und sollen sich innerhalb von etwa fünf Jahren amortisieren. Die Lebenszeit der Anlage beträgt rund 15 bis 20 Jahre; danach wird der Speicher recycelt oder es erfolgt eine Nachnutzung in einem anderen Bereich. Die Errichtung der Anlage ist ab Ende 2024 geplant.

Forderung: internationale Zusammenarbeit für mehr Nachhaltigkeit

Jürgen Hürner
Jürgen Hürner, Geschäftsführer bei Stadtwerke Amstetten: „Wir werden künftig eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern haben müssen, damit die Energiewende gelingt.“ © Patricia Washüttl, Stadtwerke Amstetten

Der Wunsch nach dem Ausbau nachhaltiger Energiesysteme und die gleichzeitige Forderung nach unabhängiger Energieversorgung passen nicht zusammen, weiß Jürgen Hürner, Geschäftsführer der Stadtwerke Amstetten: „Wir werden künftig eine stärkere Zusammenarbeit mit anderen europäischen Ländern haben müssen, damit die Energiewende gelingt. Vor allem wenn es um den Ausbau des Stromnetzes und Stromspeicher geht“, ist er überzeugt.

Ein eigenständiges Handeln jedes Landes wäre laut dem Experten unwirtschaftlich und nicht im Sinne einer nachhaltigen Energieversorgung. Ziel müsse es sein, die Energiewende als gemeinsame Chance zu sehen und die Zusammenarbeit zu intensivieren. So könne die Photovoltaik-Wind-Symbiose optimal genutzt werden.

Nicht jedes Land hat zu jeder Jahreszeit genau die gleichen Wind- und Sonnenbedingungen. Ich sehe es als europäische Mission, die Energieversorgung gemeinsam zu sichern sowie smart und vorausschauend auszubauen“, so Hürner. Die Energiewende koste Geld und ist in der Landschaft sichtbar. In einem Europa, das in der Energiezukunft angekommen ist, werden Windräder, Solarpaneele, Kraftwerke und Speicheranlagen in der Landschaft sichtbar sein. „Dann wissen wir, dass wir in der Energiezukunft angekommen sind“, schließt er ab.