Social Media
Ob es einem gefällt oder nicht: Ohne die neuen Möglichkeiten der Information und Kommunikation geht es nicht mehr.
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Social-Media-Kanäle im Überblick

Facebook, Twitter, WhatsApp, Instagram: Gerade als Ortschef kann man sich im Dschungel der sozialen Medien leicht verlieren. Wo sollte man sich blicken lassen? Wo besser fernbleiben? Ein Überblick. : Gerade als Ortschef kann man sich im Dschungel der sozialen Medien leicht verlieren. Wo sollte man sich blicken lassen? Wo besser fernbleiben? Ein Überblick.

Wissen Sie noch, wie das früher war? Um sich über das Weltgeschehen zu informieren, las man eine Tageszeitung aus Papier, Gespräche fanden von Angesicht zu Angesicht statt; wenn es besonders dringend war, griff man zum Telefonhörer. Und am Abend machte man einen Abstecher ins Wirtshaus, um unter die Leute zu kommen.  

Die Zeiten haben sich geändert – auch und besonders für Bürgermeisterinnen und Bürgermeister. Das zeigt sich jetzt umso mehr, wo uns Corona zum Abstandhalten zwingt. Ob es einem gefällt oder nicht: Ohne die neuen Möglichkeiten der Information und Kommunikation geht es nicht mehr. Facebook, WhatsApp, Instagram und andere soziale Medien gehören für kommunale Entscheidungsträger einfach dazu.  

Facebook - Das Wirtshaus

Ob es Ihnen gefällt oder nicht: Hier sollten Sie sich regelmäßig blicken lassen, auch wenn es mitunter derb zugeht. Facebook ist das digitale Wirtshaus. 

Die Plattform gilt als Mutter aller Social-Media-Kanäle. In Österreich gibt es rund 3,9 Millionen aktive Mitglieder, das sind 44 Prozent der Bevölkerung. Darunter finden sich auch die meisten Bürgermeister und Bürgermeisterinnen. Einst waren vor allem Junge auf Facebook, inzwischen ist die größte Zielgruppe zwischen 25 und 34 Jahre alt.

Facebook bietet enorme Reichweite. Doch je mehr Abonnenten, desto mehr Kommentare fallen an. Bürgermeister mit reichweitenstarken Accounts müssen viel Zeit in die Betreuung der Seite investieren. Wut-Postings und üble Beleidigungen sind keine Seltenheit. Es braucht Gelassenheit und eventuell Mitarbeiter, um angemessen zu reagieren. Bürgermeister kleinerer Orte erleben bei Facebook hingegen oft eine familiärere Atmosphäre. Kritik fällt konstruktiver aus. Oft wird nicht bedacht, dass bei Facebook die Kommunikation im Fokus steht. Die Beliebtheit fällt und steigt mit der Reaktion auf Kommentare.

Vorteile 

  • Eine breite Zielgruppe wird direkt angesprochen und zur Interaktion motiviert. 
  • Ortschefs kleiner Gemeinden können auf Augenhöhe mit den Gemeindemitgliedern kommunizieren und sich inspirieren lassen.

Nachteile 

  • Die Betreuung einer Facebook-Seite mit vielen Abonnenten ist zeitintensiv und kann oft nicht alleine bewältigt werden.
  • Der Kostenfaktor spielt eine Rolle.

Geeignet für 

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die mit ihren Gemeindemitgliedern kommunizieren und diskutieren wollen.

Twitter - Die neue Zeitung

Nicht wenige Bürgermeisterinnen und Bürgermeister haben einen Account, den sie nur zum Lesen nützen. Twitter ist ein schnelles Medium, gut geeignet, um sich einen Überblick zu verschaffen, welche Themen gerade hochkochen. Für manche ist es gar die neue Zeitung. 

Auf Twitter zählt weniger Kommunikation, sondern die schnelle Verbreitung von Infos an möglichst viele Follower. Das Motto: „In der Kürze liegt die Würze.“ Texte können maximal 280 Zeichen haben. Andere User können direkt angesprochen (@), Tweets bestimmten Themen zugeordnet werden (#). Außerdem können Links, Bilder oder Videos angehängt werden. Laut Schätzungen gab es in Österreich 2019 etwa 160.000 Accounts.

Twitter ist kein Massenmedium, oft ist von einer „Blase“ die Rede. Dennoch nutzen Bürgermeister den Dienst. Entscheidend ist, dass die Follower regelmäßig bedient werden. Twitter gilt als Echtzeitmedium. Gefragt sind Reaktionen auf Tagesereignisse und eine hohe Beitragsfrequenz.

Vorteile

  • Für medienaffine Zielgruppe 
  • News werden schnell verbreitet.
  • Raum für Diskussionen

Nachteile 

  • Ein kurzes Statement kann schnell missverstanden werden.

Geeignet für 

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die auf Social Media keine langen Reden schwingen möchten und ihre Message auf eine einfache Formel bringen können.

Instagram - Die Diashow

Hier zeigen Sie Ihre besten Bilder: von sich selbst, vom Urlaub, vom politischen Alltag. Instagram ist eine Diashow für die glänzenden Seiten des Lebens. 

Die Plattform gehört zu Facebook und wächst rasant mit weltweit einer Milliarde User, davon 2,4 Millionen in Österreich. Vor allem Menschen unter 35 Jahren sind auf „Insta“. Im Fokus steht das Bild. Fotos, Grafiken und Videos können geteilt werden. Kein anderes soziales Netzwerk hat eine derart hohe Interaktions­rate. Hier wird dauernd gelikt und kommentiert. Am besten kommen Lifestyle-Inhalte und gut inszenierte Bilder an.

Für Instagram muss man gut fotografieren können. Sonst sollten Profis ran. Tipp: Stellen Sie sich selbst nicht zu oft in den Vordergrund. Auch Fotos von Hobbys kommen gut an, Bilder von schönen Plätzen im Ort, dem Gemeinde-Alltag oder Schnappschüsse.

Vorteile 

  • Hohe Interaktionsrate
  • Der Ton ist weniger rau als auf Facebook.
  • Überschaubarer Zeitfaktor
  • Schriftstellerische Fähigkeiten sind nicht gefragt, das Bild hat das Sagen. 

Nachteile 

  • Wer mit der Kamera auf Kriegsfuß steht, sollte die Finger davon lassen. 
  • Einen Fotografen zu beauftragen kostet Geld.

Geeignet für 

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die sich durch Bilder besser ausdrücken können als durch geschriebene Texte.

WhatsApp - Sprechstunde am Handy

Streng genommen geht es hier nicht nur um WhatsApp, sondern auch um andere Messengerdienste wie Signal, Telegram oder den Facebook-Messenger. In vielen Gemeinden sind das längst Kommunikationskanäle zwischen der Gemeinde und der Bevölkerung – wenn die Zeit drängt und wenn es um was geht. Mitunter gibt es digitale WhatsApp-Sprechstunden. 

Auch dieser Dienst gehört zu Facebook. Es ist im Wesentlichen eine Erweiterung des alten SMS. Man kann unkompliziert an viele Menschen gleichzeitig verschicken: Infos zu Straßensperren, Baustellen oder Veranstaltungen. Umgekehrt können Bürger auch etwaige Missstände in der Gemeinde direkt melden. Fast jeder hat es.

Rund 80 Prozent der Österreicher nutzen WhatsApp. Inzwischen steigt die Kritik von Datenschützern. Eine sicherere Alternative mit ähnlichen Funktionen ist Signal.

Vorteile 

  • Direkte politische Kommunikation 
  • News können schnell zugesandt werden
  • Über Gruppen kann man mit mehreren Leuten gleichzeitig kommunizieren.

Nachteile 

  • Erforderlich ist eine App und die Preis­gabe der Telefonnummer
  • Daten werden an den Mutterkonzern Facebook übermittelt.

Geeignet für 

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die gern mit dem Smartphone agieren und viel Wert auf Flexibilität legen.

YouTube - Das Dorfkino

Hand aufs Herz: Lassen Sie sich manchmal nach einem schweren Tag abends von YouTube-Dokus berieseln? Sie wären damit jedenfalls kein Einzelfall. Die zum Google-Konzern gehörende Video-Plattform wird zunehmend zum Fernseher einer neuen Generation. Oder, aus Sicht der Gemeinde, zum Dorfkino. 

YouTube ist der am meisten genutzte Social-Media-Kanal Österreichs.

Vor allem Junge lieben ihn: 91 Prozent aller 11- bis 17-Jährigen nutzen YouTube als Informationsportal und Suchmaschine zu unterschiedlichsten Themenbereichen. Das ist auf jeden Fall eine Chance, Gemeindethemen bei dieser Zielgruppe zu platzieren. Doch bisher sind noch wenige Bürgermeisterinnen und Bürgermeister auf YouTube präsent. Eine Ausnahme ist Klaus Luger (Linz). YouTube ist aufwendig: Die Produktionskosten für gute Videos sind hoch, es muss ständig neuer Content online gestellt werden. Der Upload ist einfach, Videos können leicht auf anderen Webseiten eingebettet werden.

Vorteile 

  • User müssen sich nicht anmelden
  • Immense Reichweite 
  • Die Jungen werden angesprochen

Nachteile 

  • Videoproduktion ist zeitintensiv
  • Erhebliche Kosten 

Geeignet für 

Bürgermeisterinnen und Bürgermeister ohne Kamerascheu, die bei Jungen Interesse für Gemeindepolitik wecken möchten.

LinkedIn - Die Bewerbungsmappe

Politische Karrieren werden auf LinkedIn selten gemacht. Andere sehr wohl. Die im Jahr 2002 in Kalifornien gegründete Plattform gehört heute weltweit zu den erfolgreichsten professionellen sozialen Netzwerken. Wenn Sie auf der Suche nach neuen Mitarbeiterinnen oder Mitarbeitern sind, sollten Sie auf jeden Fall ein Auge auf LinkedIn werfen. Es ist eine Art digitale Bewerbungsmappe.  

Weltweit hat die Plattform mehr als eine halbe Milliarde Nutzer, in Österreich gibt es immerhin gut 1,5 Millionen LinkedIn-­Accounts zu verzeichnen. Der Social-Media-­Kanal zeichnet sich sowohl durch die Kommunikationsmöglichkeiten als auch durch seriöse Inhalte aus. Anders als Facebook wird LinkedIn insbesondere genutzt, um mit Geschäftspartnern und (potenziellen) neuen Mitarbeitern zu kommunizieren. Viele österreichische Bürgermeister haben hier ein Profil veröffentlicht.

Vorteile

  • LinkedIn verspricht mehr Seriosität als andere soziale Medien. Der Ton ist hier viel sachlicher als anderswo.

Nachteile

  • Die Business-Plattform wird weniger genutzt, um mit Gemeindemitgliedern zu kommunizieren.

Geeignet für

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die in der Politik Fuß fassen oder sich mit möglichen neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern auf geschäftlicher Ebene austauschen möchten.

TikTok - Der Kinderfasching

Mit hoher Wahrscheinlichkeit haben Sie hier nichts zu suchen. Auf dem erst vor drei Jahren gegründeten chinesischen Videoportal TikTok wollen die ganz Jungen unter sich bleiben. Als Erwachsener und erst recht als Bürgermeister laufen Sie Gefahr, sich bei dieser Party von Minderjährigen zu blamieren. 

TikTok wurde bisher weltweit etwa zwei Milliarden Mal heruntergeladen. Es ist DAS soziale Netzwerk der Generation Z und vor allem bei den 11- bis 17-Jährigen beliebt. In Österreich hat es die TikTok-App im Jahr 2020 im Ranking der meistgenutzten sozialen Netzwerke bei Jugendlichen zum ersten Mal unter die Top 10 geschafft. Im Fokus stehen Unterhaltung, coole Musikvideos und lustige Clips. Eine gewisse Ernsthaftigkeit sucht man auf TikTok meist vergeblich. 

Natürlich wäre es reizvoll, als Bürgermeisterin oder Bürgermeister gerade auch diese Zielgruppe mit gemeindespezifischen Themen anzusprechen. Aber dazu brauchen Sie sehr viel Fingerspitzengefühl und beachtliches pädagogisches Talent. Im Zweifelsfall sollte daher für Sie gelten: Finger weg!

Vorteile 

  • Extrem junge Zielgruppe

Nachteile 

Die Gefahr, sich zu blamieren

Geeignet für 

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die sich gut in junge Leute hineinversetzen können und wissen, wie sie diese erreichen können, ohne schulmeisterhaft zu sein.

Flickr - Das Fotoalbum

Wörtlich übersetzt heißt Flickr „Durch­blätterer“. Es ist das Fotoalbum im digitalen Zeitalter. 

Flickr zählt zu den ältesten sozialen Bildnetzwerken. Es können digitale und digitalisierte Bilder sowie kurze Videos mit Kommentaren und Notizen auf die Plattform geladen werden. Fotos werden mit Tags (Beschreibungen) verknüpft und in Kategorien eingeteilt. Die Mitglieder von Flickr tauschen sich durch Bewertungen, Kommentare und Empfehlungen untereinander aus. Auf der Plattform finden sich viele Profi- und Amateurfotografen.

Auch Kommunen und einige Politiker in Österreich nutzen das Bildnetzwerk, um Fotos von Events aller Art zu veröffentlichen. Flickr kann gut als Archiv- und Distributionsplattform für Pressebilder genutzt werden. Kostenlos ist das Angebot aber nur dann, wenn maximal 1.000 Bilder und Videos gespeichert werden.

Vorteile 

  • Sehenswerte Alben wecken Interesse.
  • Die Fotos können via E-Mail oder Smartphone übertragen und auf anderen Kanälen verlinkt werden.

Nachteile 

  • Bei mehr als 1.000 Bildern fallen Kosten an. 
  • Sind die Fotos nicht hochwertig, wird sich die Begeisterung in Grenzen halten.

Geeignet für 

Bürgermeister und Bürgermeisterinnen, die gern fotografieren oder professionell erstellte Bilder von Veranstaltungen veröffentlichen möchten.

Pinterest - Der Notizblock

Sie haben viele Ideen und wissen nicht wohin damit? Auch dafür gibt es einen Ort im Universum der sozialen Medien. Pinterest ist ein digitaler Notizblock für eigene und fremde Einfälle. 

Die Plattform hat in Österreich zuletzt deutlich zugelegt. Inzwischen nutzen hierzulande immerhin eine Million Menschen das soziale Bildnetzwerk. Rund 74 Prozent der Nutzer sind zwischen 18 und 44 Jahre alt.

Auf Pinterest geben Frauen den Ton an, die sich für Mode, Lebensmittel, Handwerk, Wohnen oder auch Reisen interessieren. Im Prinzip ist es eine virtuelle Pinnwand. Je hochwertiger und einfallsreicher die gepinnten Grafiken und Bilder sind, desto mehr Aufmerksamkeit kann man erregen. Kommunikation und Interaktion spielen keine große Rolle. Pinterest ist keine Plattform für die Selbstdarstellung. Die Ideen und Interessen der Nutzer stehen im Vordergrund. Pinterest kann eine Möglichkeit sein, Gemeindemitglieder an Hobbys teilhaben zu lassen oder ihnen einen Blick hinter die Kulissen der Gemeindepolitik zu geben.

Vorteile

  • Ideen werden ohne großen Zeitaufwand geteilt.
  • Inhalte sind langlebiger als anderswo.

Nachteile 

  • Kommunikation und Interaktion stehen im Hintergrund. 

Geeignet für 

Bürgermeister, die ihre Interessen teilen und jenseits des politischen Alltags etwas von sich preisgeben möchten.

Tumblr - Das Tagebuch

Sie haben viele Ideen und wissen nicht wohin damit? Auch dafür gibt es einen Ort im Universum der sozialen Medien. Pinterest ist ein digitaler Notizblock für eigene und fremde Einfälle. 

Die Plattform hat in Österreich zuletzt deutlich zugelegt. Inzwischen nutzen hierzulande immerhin eine Million Menschen das soziale Bildnetzwerk. Rund 74 Prozent der Nutzer sind zwischen 18 und 44 Jahre alt. Auf Pinterest geben Frauen den Ton an, die sich für Mode, Lebensmittel, Handwerk, Wohnen oder auch Reisen interessieren. Im Prinzip ist es eine virtuelle Pinnwand.

Je hochwertiger und einfallsreicher die gepinnten Grafiken und Bilder sind, desto mehr Aufmerksamkeit kann man erregen. Kommunikation und Interaktion spielen keine große Rolle. Pinterest ist keine Plattform für die Selbstdarstellung. Die Ideen und Interessen der Nutzer stehen im Vordergrund.

Pinterest kann eine Möglichkeit sein, Gemeindemitglieder an Hobbys teilhaben zu lassen oder ihnen einen Blick hinter die Kulissen der Gemeindepolitik zu geben.

Vorteile 

  • Ideen werden ohne großen Zeitaufwand geteilt.
  • Inhalte sind langlebiger als anderswo.

Nachteile 

  • Kommunikation und Interaktion stehen im Hintergrund. 

Geeignet für 

Bürgermeister, die ihre Interessen teilen und jenseits des politischen Alltags etwas von sich preisgeben möchten.

 

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