Navi
Geocodierte Adressen sind eine Voraussetzung, dass Navis funktionieren.
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Adressen

So funktioniert die Verkehrsauskunft

Eine Ortschaft mit durchnummerierten Häusern oder eine Gemeinde mit Straßen und Hausnummer: So werden Adressen allgemein verstanden. Was hat sich geändert, dass Adressen plötzlich das Bindeglied in der Verwaltung sein sollen? Im dritten und abschließenden Teil wird der Zusammenhang zwischen Adressen und Verkehr beleuchtet.

Navigationsgeräte und Navigationsprogramme sind für uns eine Selbstverständlichkeit. Ob am Handy oder im Auto integriert, erleichtern sie es uns, unsere Ziele zu erreichen, und sie informieren uns über Fahrtdauer und Besonderheiten am Weg dorthin. Eine Voraussetzung dafür sind Adressen mit Koordinaten – geocodierte Adressen.

Einige grundsätzliche Bemerkungen zu Navigationssystemen, die dem Verständnis dienen mögen. Zum einen werden Adressen mit Koordinaten benötigt, zum anderen „Leitlinien“, entlang derer das eigentliche Routing erfolgt. Manche Hersteller von Navigationssystemen kaufen beide Datenbestände zu, andere erheben und erzeugen sie zumindest teilweise selbst.

Österreich ist anders

Die Ersterfassung oder Erstintegration dieser Daten ist zumeist nicht das Problem. Die österreichische Besonderheit der Konskriptionsnummern lässt systematische Algorithmen aus dem anglikanischen Raum nicht zu. Konskriptionsnummern wurden und werden noch immer in Ortschaften zumeist ohne Straßennamen verwendet und werden für Gebäude nach dem Datum des Bauansuchens und nicht nach der geografischen Lage vergeben. Für Navigationssysteme ist es wichtig, dass die Koordinaten der Adressen einen logisch richtigen Bezug zu den Leitsystemen (Graphen) haben.

Im Adressregister wird dieser Bezug bereits beim Anlegen einer Adresse hergestellt. Die Verkehrsinformation wird von der „Verkehrsauskunft Österreich“ (VAO) in Form von „GIP-Graphen“ zur Verfügung gestellt.

Die Verkehrsauskunft Österreich ist der österreichweite Zusammenschluss der öffentlichen Hand und privater Infrastrukturbetreiber wie ÖBB oder ASFINAG. Da in das System Echtzeitinformationen über die Verkehrslage einfließen, werden diese Informationen von weiteren Partnern übernommen.

Visualisierung der Verkehrssituation einer Kreuzung
Visualisierung der Verkehrssitutation einer Kreuzung, wie sie in der VAO abgespeichert ist.

Knackpunkt Aktualität

Ein Knackpunkt aller Navigationssysteme ist die Aktualität der Daten. In Navigationssystemen, die im Ausland hergestellt und aktualisiert werden, kann die Aktualisierung mehrere Monate, ja Jahre dauern. Dies ist der Zeitraum, nachdem die Hersteller die aktualisierten Daten dem Verbraucher zur Verfügung stellen. Dazu kommt noch das Problem, dass die Daten in den Endgeräten im Kfz zumeist gesondert aktualisiert werden müssen. Die Städte und Gemeinden bieten schon bisher alle Adressdaten Österreichs im Wege des Bundesamts für Eich und Vermessungswesen (BEV) periodisch aktualisiert gratis zum Download an, um auch die Anbieter von Navigationssystemen bei der Aktualisierung ihrer Daten zu unterstützen. 

Navigationssysteme, die nicht fix im Kfz verbaut sind, sollten multimodal beim Routing sein. Das bedeutet, dass sich der Benutzer das Verkehrs-/Transportmittel beim Routing aussuchen kann. Unabhängig davon, ob das Auto, die Öffis, das Fahrrad, „Schusters Rappen“ oder eine Kombination von mehreren Verkehrsmitteln gewählt wird, sollen die Ergebnisse aktuell auf die aktuelle Verkehrssituation abgestimmt, angeboten werden.

In der VAO, die zum Beispiel über die App „AnachB“ aufgerufen werden kann, sind die Adressdaten monatsaktuell verfügbar. Die Apps, die auf die VAO aufbauen, sind keine klassischen Navigationssysteme (eine nette Stimme sagt mir, wie ich fahren soll), es sind (zurzeit) Routing­systeme. Das bedeutet, dass nach meinen Vorgaben eine oder mehrere Routen berechnet werden, die dann als beschreibender Text oder als Grafik zur Verfügung stehen.

Schematische Darstellung eines multimodalen Verkehrssystems
Schematische Darstellung eines multimodalen Verkehrssystems

Wird im Geocodierungsclient das „rote Fähnchen“ (der Einsetzpunkt) gesetzt, wird im Zuge der automatischen Berechnung nicht nur die Zufahrtskoordinate (grünes Rechteck), die einen Meter von der Grundstücksgrenze entfernt ist, berechnet, sondern auch die Koordinate (blaue Kugel) am GIP-Graphen. Der GIP-Graph ist über die Straßenkennzahl mit der Adresse ­verbunden. In Ausnahmefällen kann manuell auch eine Zuordnung zu einem anderen GIP-Graphen gewählt werden. Somit ist sichergestellt, dass jede Adresse und jedes Gebäude, das im offiziellen Bestand von Städten und Gemeinden enthalten ist, auch im Routingsystem gefunden wird und „ansteuerbar“ ist.

Somit sind aber auch die Städte und Gemeinden die einzig zuständigen und authentischen Stellen, die Adressen und somit auch die Geo­codierung der Adressen bearbeiten können.

Von der Position des roten Fähnchens wird die Zufahrtskoordinate und die GIP-Koordinate am zur Adresse gehörenden GIP-Graphen berechnet.
Von der Position des roten Fähnchens wird die Zufahrtskoordinate und die GIP-Koordinate am zur Adresse gehörenden GIP-Graphen berechnet. 

Routing für Berechnung der Pendlerpauschale

Es wäre aber zu kurz gegriffen, wenn Routing nur mit Navigationssystemen in Verbindung gebracht wird.

Eines der unspektakulären, aber weitreichenden Beispiele der Anwendung von geocodierten Adressen und Routing ist wohl der Pendlerrechner. Jeder Steuerzahler, der das Pendlerpauschale erhalten möchte, ist auf korrektes und nachvollziehbares Routing angewiesen. Der Pendlerrechner ermittelt die Wegstrecke zur Arbeit auf Basis der prognostizierten Verkehrssituation, die sich aus der geplanten Abfahrtszeit ergibt. Somit wird auf die persönliche Wegstrecke individuell eingegangen, um die Fahrt zu und von der Arbeit so realitätsnah wie möglich abzubilden. Ein Service der öffentlichen Hand und des Finanzministeriums, das allen Pendlern objektive Grundlagen für den Zugang zu öffentlichen Unterstützungen gewährleisten soll.

Korrekt verortete Adressen sind zu einem wesentlichen Bestandteil in der Verwaltung geworden und die Pflege obliegt dem Eigentümer dieser Daten – den Städten und Gemeinden.

Weitergehende Informationen sind zu finden unter www.adressregister.gv.at