Seattle
In Seattle gibt es zu wenig leistbare Wohnungen.
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Seattle will Konzerne besteuern

Die US-Stadt Seattle leidet unter hohen Mietpreisen und steigender Obdachlosigkeit. Nun sollen die ansässigen Großkonzerne wie Amazon und Starbucks dank einer neuen Steuer den Bau von bezahlbarem Wohnraum ermöglichen.

Die Wohnungsnot in der 700.000-Einwohner-Stadt in hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Wohnraum ist für viele kaum noch leistbar. Es gibt rund 12.000 Obdachlose, damit belegt Seattle den dritten Platz in den USA. Das ist die eine Seite der Medaille.

Die andere ist, dass Seattle bisher ein Steuerparadies für Großkonzerne ist. Der Stadtrat hat daher beschlossen, die in der Stadt residierenden Konzerne wie Amazon und Starbucks stärker zur Kasse zu bitten. Mit einer sogenannten Kopfsteuer für Großkonzerne sollen die Unternehmen Verantwortung für die stark gestiegenen Mieten tragen, die durch den massiven Zuzug entstanden sind.

Die „Amazon-Steuer“, wie sie laut Seattle-Times bereits im Volksmund genannt wird, soll jährlich etwa 48 Millionen Dollar einbringen. Dieses soll für bezahlbare Wohnunterkünfte und Obdachlosendienste genutzt werden. Nach Schätzungen des Stadtrats werden rund 585 Arbeitgeber davon betroffen sein – rund drei Prozent aller Unternehmen in Seattle.

Amazon ist sauer

Vor allem Amazon wehrt sich aber gegen die Maßnahme. Ursprünglich wollte die Stadt 500 Dollar pro Mitarbeiter, nach langen Verhandlungen hat man sich auf 275 Dollar pro Vollzeitangestellten geeinigt. Für Amazon, das mehr als 40.000 Mitarbeiter in Seattle beschäftigt, würde das Mehrkosten in Höhe von mindestens elf Millionen Dollar bedeuten. Das ist dem Konzern immer noch zu viel. Um seinen Ärger zu zeigen, hat der Online-Händler ein laufendes und ein geplantes Bauprojekt am Stadtrand von Seattle gestoppt.