Bernhard Haubenberge
Bernhard Haubenberger: "Will man das kostenfreie Impfprogramm wie auch die Kinder- und Jugendgesundheit insgesamt ernst nehmen, so führt kein Weg vorbei, ein bundesweit einheitliches System zu schaffen, mitsamt Dokumentation und Datenerfassung, einfachen und geordneten Strukturen sowie verständlichen Abläufen für Eltern, Kind und Arzt."
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Schutzimpfungen und das Schularztsystem

Obgleich an einer sachlichen Diskussion zum Thema Schutzimpfung ein vitales Interesse bestünde, liefern sich Impfbefürworter und Impfgegner zuweilen unreflektiert und völlig undifferenziert einen Wettbewerb um die größte Aufmerksamkeit.

Impfpflicht für alle sagen die einen, Eingriff in die körperliche Integrität die anderen. Allein die Frage, ob man für oder gegen Impfungen ist, ist gleichermaßen absurd wie unseriös, wenn nicht differenziert wird, welche Impfungen konkret angesprochen werden.

Beschämend ist, dass es keine validen Daten zur Impfbeteiligung in der Bevölkerung gibt. Anstatt eine Diskussion über die Impfpflicht zu führen, die ohnedies nur Ultima Ratio sein kann, sollte vielmehr mit Sach- und Hausverstand an geeigneten organisatorischen Rahmenbedingungen gearbeitet werden.

Dass seit September 2018 Schulärzte verpflichtet sind, Impfungen durchzuführen, gibt wenig Grund zur Hoffnung, sondern lässt vermuten, dass Leute am Werk waren, die weder das Problem noch die Folgen ihrer eigenen Lösung verstanden haben.

Denn das verkrustete und ebenso reformbedürftige Schularztwesen ist nicht Lösung, sondern war bislang schon infolge der zahlreichen Unwägbarkeiten mitsamt deren Auswüchsen Ursache für das Problem.

Will man das kostenfreie Impfprogramm wie auch die Kinder- und Jugendgesundheit insgesamt ernst nehmen, so führt kein Weg vorbei, ein bundesweit einheitliches System zu schaffen, mitsamt Dokumentation und Datenerfassung, einfachen und geordneten Strukturen sowie verständlichen Abläufen für Eltern, Kind und Arzt.

Nachdem der in der Verantwortung der Eltern und deren Vertrauensärzte liegende Mutter-Kind-Pass all das gewährleistet und darüber hinaus für eine hohe Impfbeteiligung in den ersten Lebensjahren sorgt, ist es ein Gebot der Stunde, im Wege einer Erweiterung und Weiterentwicklung dieses Passes das Schularztsystem mitsamt der Organisation der Schutzimpfungen zu ersetzen.