Graz will mehr für nachhaltige Mobilität ausgeben als jede andere Stadt Europas.
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Radoffensive für den Großraum Graz

Das Land Steiermark und die Stadt Graz investieren bis 2030 100 Millionen Euro in eine „Radverkehrsoffensive Großraum Graz“. Mit einem breiten Maßnahmenpaket - dem sogenannten Masterplan Radmobilität - soll das Radfahren gefördert werden. Damit soll einerseits ein Beitrag zum Klimaschutz geleistet und andererseits Verkehrsstaus in und um die Landeshauptstadt reduziert werden.

Bis zum Jahr 2030 wird dem ohnehin schon dicht besiedelten Ballungsraum rund um Graz ein weiterer Bevölkerungszuwachs von bis zu 20 Prozent prognostiziert. Das erfordert im Zusammenwirken mit dem steigenden individuellen Mobilitätsbedürfnis  ein Handeln, um noch mehr und längere Staus zu vermeiden.

Rund 40 Prozent aller innerstädtisch zurückgelegten Wege von Pkw-Lenkern sind kürzer als fünf Kilometer - und könnten somit auch von nur mäßig sportlichen Menschen problemlos per „Drahtesel" bewältigt werden.

Und sogar mehr als 60 Prozent aller innerstädtisch zurückgelegten Pkw-Fahrten sind unter 10 Kilometer lang - für sportliche Radler oder Nutzer von E-Bikes ebenfalls alles andere als ein unzumutbarer Kraftakt.

Detail am Rande: Innerstädtisch ist das Auto in der Praxis meist langsamer als die Straßenbahn oder das Fahrrad. Und das Fahrrad punktet auch in Bezug auf die Kosten: Die Infrastruktur ist bei gleicher Nutzungskapazität um ein Vielfaches günstiger herzustellen und zu erhalten als bei allen anderen Verkehrsmitteln - ganz zu schweigen vom zusätzlichen Trumpf, dass das Fahrrad auch einen weitaus geringeren Platzbedarf in den beengten Städten beansprucht.

„Meilenstein zum Erreichen der Klimaziele"

Für Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer ist der paktierte Schulterschluss zwischen Land und Stadt ein „Meilenstein zur Erreichung der Klimaziele in Graz und in der Steiermark". Er rechnet mit einer Verdoppelung des Radwegenetzes im Großraum der Landeshauptstadt. 

Nachhaltige Mobilitätswende

Von einer nachhaltigen Mobilitätswende für Graz spricht Bürgermeister Siegfried Nagl: „Mit diesem Engagement werden wir nicht nur zur Fahrradhauptstadt Österreichs, sondern erregen auch international Aufsehen!" Die 100 Millionen Euro in zehn Jahren bedeuteten eine Investition von 33 Euro pro Kopf und Jahr ins Verkehrsmittel Fahrrad - „so viel gibt keine andere Stadt Europas für diese nachhaltige Mobilität aus!“

So schaut das Maßnahmenpaket aus

Viele bahnbrechende Neuerungen sind in dem ehrgeizigen Paket vorgesehen, in das in zehn Jahrestranchen zwischen 2021 und 2030 insgesamt 100 Millionen Euro investiert werden sollen. Land Steiermark und Stadt Graz wollen jeweils die Hälfte dieses Betrags stemmen - eventuelle Bundeszuschüsse wären natürlich herzlich willkommen. Geplant sind in der Stadt Graz dafür folgende Maßnahmen:

  • Radschnellrouten (A-Netz) als Langstrecken zwischen Graz und Umgebungsgemeinden, die hohe Geschwindigkeiten am gesamten Streckenzug ermöglichen (Knotenpunkte mit Vorrang, direkte Linienführung, Projektierungsgeschwindigkeit von mindestens 30 km/h und Querschnitte, die ein Überholen ermöglichen
  • Mittelstrecken zur flächigen Erschließung mit Netzwirkung (B-Netz) - Linienführung nach Erfordernis mit bevorrangten Knotenpunkten, Projektierungsgeschwindigkeit von mindestens 20 km/h und Querschnittsform für hohe Kapazitäten (zum Beispiel Rad-Highways entlang der Mur für rasche Nord-Süd-Verbindungen)
  • Kurzstrecken (C-Netz) zur ergänzenden Erschließung von Potenzialen; Linienführung und Knotenpunkte nach Erfordernis, Projektierungsgeschwindigkeit von mindestens 20 km/h
  • Fahrrad-Garagen ober- und unterirdisch in der Grazer Innenstadt
  • Videoüberwachte Fahrrad-Abstellplätze insbesondere an intermodalen Schnittstellen, also Umstiegsmöglichkeiten zwischen einzelnen Verkehrsmitteln)
  • Beleuchtungsanlagen und Sicherheitseinrichtungen für Radwege
  • Radfahr-Leitsysteme
  • Flächendeckende Lade-Infrastruktur für E-Bikes
  • Bewusstseinsbildung und Öffentlichkeitsarbeit im Sinne der Radverkehrsstrategie