Symbol Generation Z
Junge Menschen sind politisch interessiert und aktiv, pflegen aber neue Formen der Partizipation, etwa in den Sozialen Medien.
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Europa

Partizipation der Generation Z

Die EU-Kommission sorgt sich um die Demokratiebeteiligung junger Menschen. Bei einem Workshop in Brüssel wurde deutlich: Erreichbar sind sie am ehesten über die Sozialen Medien.

Fake News, Desinformation und Hasskommentaren verbreiten sich in Sozialen Medien rasend schnell. Junge Menschen sind im Netz einem Informationsfluss ausgesetzt, auch wenn es um Politik und Demokratie geht. Aber wie gefährlich ist das und ist unsere Demokratie gefährdet?

Mehr als zwei Drittel der Weltbevölkerung leben in einem Land, indem keine Demokratie herrscht, oder die Demokratie gefährdet ist. Fast täglich erreichen uns Nachrichten von regierungsfeindlichen Protesten auf der ganzen Welt. Ebenso ist Europa von diesem Phänomen betroffen. Vor allem junge Menschen beteiligen sich immer weniger an der Demokratie. Das nimmt sich die Europäische Kommission zum Anlass, sich während eines mehrtägigen Workshop – Programms, der EU – RegionsWeek in Brüssel auch mit der Thematik Jugend und Demokratie auseinander zusetzten.

Wichtige Funktion Sozialer Medien

Soziale Medien spielen für die Generation Z, kurz Gen Z, eine wichtige Rolle. Mit diesem Begriff werden jene Menschen bezeichnet, welche zwischen den Jahren 1995 und 2010 geboren wurden.

In Sozialen Medien konsumieren jungen Menschen tagtäglich Inhalte, ebenso in Bezug auf Politik. Auch wenn immer weniger junge Menschen zu Wahlen gehen, werden sie politisch aktiv, nur auf eine andere Art und Weise, so Sam van der Staak, Leiter des Internationales Instituts für Demokratie und Wahlhilfe, kurz IDEA (International Institute for Democracy and Electoral Assistance).

Junge Menschen agieren vor allem aktivistisch. Bürgern ist bewusst, dass Krisen sie direkt betreffen und eine Demokratie verteidigt werden muss, daran beteiligen sich junge Menschen.

Soziale Medien sind hier ein wichtiges Instrument zur Vernetzung, aber auch zur aktiven Teilnahme an der Demokratie. Statistiken haben gezeigt, dass 42 Prozent schon einmal eine Petition unterzeichnet haben und sogar 26 Prozent haben auf ihren eigenen Kanälen in Sozialen Medien politische Inhalte geteilt. Leider machen dennoch weniger Jugendliche Gebrauch von ihrem Wahlrecht.

Gefahr von Desinformation

Diese neue Art der politischen Partizipation der Generation Z in Sozialen Medien hat jedoch zwei Seiten. Es ist wichtig, dass sich neue Formen der Demokratie etablieren, um eine junge Wählerschaft zu erreichen. Jedoch birgt diese Art des Mitgestaltens der Demokratie auch Risiken.

Die Stadtpräsidentin von Danzig in Polen, Gdansk Aleksandra Dulkiewicz, ist der Überzeugung, dass Soziale Medien die Macht haben, junge Menschen in der Demokratie zu involvieren. Es besteht jedoch die Gefahr, politische Inhalte zu degradieren. Für die Stadtpräsidentin ist es wichtig, demokratische Werte und junge Menschen vor Desinformationen und Hassreden im Internet zu schützen. Für sie sind Erziehung, Schule und Kindergärten wichtige Bausteine, um Kinder und Jugendliche in Bezug auf Medien zu bilden, und auch auf Gefahren hinzuweisen.

Wichtige Funktion von Schülervertretungen

Wenn es darum geht die Generation Z für Demokratie zu begeistern, sollte man sich Projekte innerhalb Europas ansehen, die schon gut funktionieren. „I wanted to be the change, that I wanted when I was younger (z Dt: Ich wollte die Veränderung sein, die ich wollte, als ich jünger war. )“, sagte Helin Yildiz, Gemeinderatsabgeordnete in Varese. In dieser Gemeinde im Nordwesten der Lombardei gibt es den jüngsten Stadtrat in ganz Italien. Doch wie sieht die Situation in Österreich aus?

Durch das System der Schülervertretung zum Beispiel, werden junge Schüler schon früh an demokratische Prozesse herangeführt und können selbst auch daran aktiv teilnehmen. In ganz Österreich gibt es die gesetzlich verankerte und gewählte Schülervertretungen in jedem Bundesland und zudem auf Bundesebene. Dadurch lernen junge Menschen schon früh die Bedeutung von Demokratie an einer ihnen bekannten Institution, der Schule, kennen. Viele aktive Politiker in Österreich begannen ihre politische Karriere schon in diversen Schülerparlamenten.

Soziale Medien sind Hauptinformationsquelle

Und welche Rolle spielen Sozialen Medien in Bezug auf Demokratie und Politik in Österreich?

Natürlich verwenden auch in Österreich Jugendliche und junge Erwachsene hauptsächlich Soziale Medien als Informationsquellen. Immer mehr Politiker verwenden Soziale Medien auch, um junge Wähler zu erreichen. Man braucht hier nur auf die letzte Bundespräsidentschaftswahl blicken. Dabei verwendeten manche Präsidentschaftskandidaten sehr aktiv Plattformen wie Instagram und Facebook, um eine junge Wählerschaft zu generieren und von sich zu überzeugen.

Junge Menschen partizipieren in demokratischen Prozessen, nur eben auf neue Art und Weisen. Soziale Medien sind die Hauptinformationsquelle für die Gen Z, auch im politischen Diskurs. Genau hier kann man junge Menschen erreichen und auch motivieren, sich selbst aktiv und im realen Leben in der Politik zu beteiligen. Es ist jedoch von großer Bedeutung, junge Menschen vor Fake News zu schützen und Hassreden zu kriminalisieren. Junge Menschen sind die Zukunft der Demokratie und müssen ein aktiver Teil der Demokratie sein und werden, um diese auch zu schützen. Die spannende Frage lautet: Wie sehen Wahlkämpfe in Zukunft aus, oder besser gesagt Wahlen, die sich an den Gegebenheiten der Gegenwart orientieren?