Kleine Geschäfte mussten zusperren, große Supermarktketten dürfen offen halten.
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Nicht fair: Große dürfen in der Corona-Krise, was Kleinen verboten ist

Schlagzeilen wie „Fachhandel murrt über Supermärkte“ kursierten nicht nur die vergangenen paar Tage, seit einiger Zeit mehren sich die Unmutsäußerungen über die Ungleichstellung des Fachhandels zu den Supermarktketten immer mehr.

Während der stationäre Fachhandel, also die kleinen Läden vor Ort, massiv von den Zwangsschließungen betroffen ist, belaufen sich die täglichen Verluste auf rund 140 Millionen Euro), dürfen die Supermarktketten diese Bereiche auch abdecken. Aber es geht hier nicht nur um Lebensmittelversorgung und die Dinge des täglichen Bedarfs, sondern auch um Produkte wie Pflanzen, Möbel, Elektrogeräte und mehr, die von Supermärkten angeboten werden.

Dagegen macht sich immer mehr Widerstand breit. So wehrt sich ein Geschäftsmann aus Feldkirch nun auch juristisch gegen diese Ungleichheit. Es könne nicht sein, dass kleine Händler das Nachsehen haben, während die großen Handelsketten von der Krise profitieren, meint er.

Finanzminister will sich nicht äußern

Finanzminister Gernot Blümel wollte sich einem Bericht zufolge nicht dezidiert zu der Kritik aus dem Einzelhandel am Lebensmittelhandel äußern. Blümel verwies lediglich darauf, dass sich die Situation täglich ändere. Die Regierung arbeite ständig an Verbesserungen, wichtig sei, dass die notwendigen Bedürfnisse des täglichen Lebens abgedeckt sind.

Handelsverband-Geschäftsführer Rainer Will sagte, man kenne die Problematik mit dem erweiterten Sortiment der Supermärkte aus Hunderten Anrufen von allen Seiten. „Das ist eine sehr sensible Thematik. Dazu möchte ich einfach sagen, dass sich der Handelsverband, der alle Handelsunternehmer vertritt, gegenüber der Politik stets um eine Klarstellung diesbezüglich bemüht hat“, so Will zur APA über die Nebensortimente in Supermärkten.

Online-Plattformen boomen

Seit Jahren gibt es die verschiedensten Plattformen, die den regionalen und lokalen Handel und die landwirtschaftliche Betriebe als Direktvermarkter unterstützen. Waren es früher Plattformen, die Konsumenten zu den Betrieben bringen wollen und den Einkauf lokaler und regionaler Lebensmittel stärken wollte, hat sich seit Beginn der Krise das Blatt insofern geändert, als dass sehr viele nun auch Zustelldienste anbieten.

Gleichzeitig sind neue Initiativen entstanden, die KMU der unterstützen, indem sie eine „faire“ Plattform anbieten. Wie beispielsweise die Nonprofit-Plattform „nunukaller.com“. Diese wurde von der ehemaligen Journalistin Nunu Kaller zu Beginn der Krise ins Leben gerufen und vereinigt bislang rund 4800 Angebote, nach Bundesländern aufgeteilt und übersichtlich in 40  Sparten gegliedert. Wichtigstes Kriterium: Ein klar erkennbares Online-Angebot.

Hier sind Sparten wie „Bildung“, Bücher“ und „Elektronik“ genauso vertreten wie „Gesundheit“, Kaffee & Tee“, „Büro“, Möbel und Wohnen“, „Musikgeräte“, „Schuhe“ und „Sport“. Aber es gibt auch die Kategorie „Lebensmittel“. Hier reichen die Angebote von „fangfrischen Garnelen aus Tirol“ über „frische Schnittkräuter aus Österreich“ bis hin zu „Gourmet-Fleisch aus Österreich“.

Wie bei anderen Plattformen können sich Unternehmen auch hier einfach anmelden, um gelistet zu werden. Wichtigstes Kriterium ist wie gesagt die Online-Zustellung.

Gerüstet für das nächste Mal

Das verfassungsrechtliche Neuland (auch viele Landesverfassungen oder auch Gemeindeordnungen waren auf die extremen Umstände der Coronakrise nicht vorbereitet) wird nach der Krise umfassend aufgearbeitet werden müssen.

Dabei wird auch eine „Liste der Fehlentwicklungen“ Beachtung finden müssen. Fragen wie die nach der Zuständigkeit bei Kinderbetreuungen muss auch unter dem Gesichtspunkt einer solchen massiven Krise geklärt sein. Der Kommunikationslauf zwischen den Gebietskörperschaften muss auch die Gemeinden mit einschließen – und zwar ohne große Einschränkungen. Und die Regierung wird sich nach der Krise wohl auch der Frage der Ungleichbehandlung annehmen müssen.

Weitere Einkaufsplattformen

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