Feuerwehrchef Robert Mayer und sein Vorgänger Albert Kern
Der neue Feuerwehrchef Robert Mayer und sein Vorgänger Albert Kern.
© Mathias Seifert

Interview

Neuer Chef beim Bundesfeuerwehrverband

11. Juli 2022
Anfang Juni wurde ein neuer Bundesfeuerwehrpräsident gewählt. Die Ära des Steirers Albert Kern ging zu Ende – er übergab den Staffelstab an seinen oberösterreichischen Kollegen Robert Mayer. KOMMUNAL hat den scheidenden und den neuen Feuerwehrpräsidenten zum Interview gebeten.

KOMMUNAL: Herr Kern, Sie waren jetzt zehn Jahre Bundesfeuerwehrpräsident. Was bleibt von der Ära Kern?

Albert Kern: Zehn Jahre sind eine lange Zeit – das kann man nicht an einem Thema festmachen. Aber ich bin sehr stolz dass wir gemeinsam vieles erreicht haben: Da ist zu aller erst sicher einmal zu erwähnen, dass wir gemeinsam die Sicherstellung der Mittel für die Feuerwehr erreicht und neue Möglichkeiten der Finanzierung geschaffen haben.

Auch die Erhöhung der Katastrophenschutzmittel war ein wichtiger Erfolg. Da sind aber genauso die neuen an unsere Einsätze angepassten Gerätschaften zu nennen. Ich bin auch froh, dass wir nun für unsere Feuerwehrfrauen und -männer die Hepatitis-Impfung bekommen – das ist auch ein Anliegen, das wir uns hart erkämpft haben.

Was sind denn die Herausforderungen, mit denen die Feuerwehren aktuell konfrontiert sind?

Kern: Wenn wir uns nur die vergangenen Wochen und Monate anschauen, dann sehen wir, dass sich die Einsätze der Feuerwehr alleine durch die Klimaveränderung enorm verändert haben. Die Einsätze sind komplizierter, es sind mehr Know-How, aber auch spezielle Geräte erforderlich. Dafür brauchen wir nicht nur immer besser ausgebildetes Personal und damit auch die Ausbildung dafür, sondern auch Ausrüstung und Geräte. 

Robert Mayer: Neben den Herausforderungen bei Einsätzen, Ausbildung und Geräten, ist es aber auch das entsprechende Personal, das wir brauchen. Denn die besten Geräte helfen uns nicht, wenn wir keine Leute haben. Deswegen ist die Verfügbarkeit der Einsatzkräfte für mich eine Grundlage für unsere Arbeit. Ich nehme zunehmend war, dass sich das Freizeitverhalten, die Zeitspenden aber auch die gesellschaftlichen Ansprüche insgesamt ändern, die eigenen Interessen werden immer wichtiger. All diese Veränderungen bleiben auch vor der Feuerwehr nicht stehen. Daher ist mein Ziel, noch mehr auf die Jugendarbeit zu fokusieren, auch unsere Werte wieder stärker zu transportieren. 

Wie wollen Sie dem Personalmangel bei der Feuerwehr entgegenwirken?

Mayer: Wie schon angesprochen, ist ein wichtiger Hebel für uns die Jugendarbeit, da sind wir bereits in den ländlichen Gemeinden gut unterwegs. Es ist aber auch sehr erfreulich, dass immer mehr Frauen zur Feuerwehr kommen. Aktuell haben wir ca. acht Prozent Frauenanteil.

Ein weiterer Aspekt ist, den wir unseren Freiwilligen klarmachen ist, dass Feuerwehr in erster Linie ein Handwerk. Das versuchen wir auch verstärkt zu kommunizieren, weil es für die jungen Menschen ein Anreiz ist, sich einzusetzen. Gleichzeitig profitieren wir durch Freiwillige, die in ihrem Beruf einen Handwerk-Job ausüben und dieses Können auch bei der Feuerwehr einsetzen können.

Natürlich spielen Technik und Digitalisierung auch in der Feuerwehr zunehmen eine größere Rolle. Aber unsere Leute müssen auch wissen, wie man einen Nagel einschlägt oder einen Knoten bindet – das ist absolut erforderlich.

Wie hat sich die Corona-Pandemie auf das Feuerwehrwesen ausgewirkt?

Kern: Die Einsätze haben auch in der Pandemie ganz normal stattgefunden. Allerdings mussten wir unsere Übungen reduzieren. Natürlich haben auch wir in der Feuerwehr auf Videokonferenzen umgestellt, aber Übungen muss man einfach live abhalten. Besonders gelitten haben wir aber schon unter den mangelnden Treffen, reduzierte Kameradschaftsleben, die fehlenden Feste und Veranstaltungen. Unser Verein lebt einfach von der Gemeinschaft, daher hat uns die Pandemie menschlich wie auch finanziell hart getroffen.

Mayer: Die Pandemie hat das Feuerwehrwesen in seiner Gemeinschaft sehr gefordert, keine Frage. Dennoch spüre ich, dass der Wille sich zu engagieren, bei jenen, die schon aktiv dabei sind, ungebrochen groß ist. Für sie ist der Verein schon so etwas wie Familie und die verlässt man nicht einfach. Das macht Mut. Gleichzeitig haben wir die Pandemie schon auch genutzt, um uns in Sachen Ausbildung und Kommunikation Digitalisierungs fit zu machen. 

Herr Mayer, Sie sind der neue Bundes-Feuerwehrpräsident. Was sind Ihre Ziele und Wünsche für das Feuerwehrwesen? Was soll sich ändern unter Ihrer Führung?

Mayer: Wofür ich mich in erster Linie einsetzen möchte, ist, dass wir unsere Rahmenbedingungen absichern. Dazu wünsche ich mir, dass man uns als Feuerwehrwesen ernst nimmt, uns schätzt und sich bewusst macht, was die Feuerwehr tagtäglich für die Gemeinschaft leistet.

Es ist nett, wenn wir für unsere Leistungen ausgezeichnet werden, aber ich wünsche mir ehrliche Anerkennung – und wir wollen auch einen Ansprechpartner bzw. eine direkte Zuständigkeit für die Feuerwehr in der Bundesregierung. Darüber hinaus würden wir uns auch über raschere Entscheidungen freuen, dort wo es notwendig ist. Um ein Beispiel zu nennen: Wir kämpfen seit zehn Jahren dafür, dass wir im Wasserrechtsgesetz - für Politiker eine Kleinigkeit, für uns eine große Sache – Wasserentnahmen aus öffentlichen Gewässern z. B. Flüssen oder Bächen etc. für Übungen machen können. Das ist nicht möglich und muss erst gesetzlich geändert werden – für uns ist es ein wichtiger Teil unserer Arbeit.

Generell wünsche ich mir einfach, dass man uns ernster nimmt und nicht alles für selbstverständlich nimmt, was die Feuerwehr macht. 

Zur Person

Robert Mayer trat 1989 der FF Schwanenstadt bei, in der er bis heute noch seinen Dienst als Feuerwehrmann mit Leidenschaft versieht. Bereits vier Jahre nach seinem Eintritt wurde er Zugskommandant und lenkte danach zwölf Jahre lang die Geschicke seiner Feuerwehr als Kommandant. 2004 wurde er zum Bezirks-Feuerwehrkommandanten der 115 Feuerwehren des Bezirkes Vöcklabruck gewählt. 

Sein Engagement für das Feuerwehrwesen führte ihn 2011 in die Funktion als stellvertretender Landes-Feuerwehrkommandant, wo er mit Bildungsmanagement, Landes-Feuerwehrschule, Katastrophenschutz, vorbeugenden Brandschutz und Prävention betraut war. In dieser Zeit schloss er auch sein Studium an der Donau-Universität Krems (Fire Safety Management) ab. 

Seit 2012 ist er Mitglied im Fachausschuss Freiwillige Feuerwehren des ÖBFV. Die Führung des Oö. Landes-Feuerwehrverbandes übernahm er 2019.

Der Bundesfeuerwehrverband

Der Österreichische Bundesfeuerwehrverband wurde 1889 in Wien gegründet und ist die Dachorganisation der österreichischen Landesfeuerwehrverbände und der Gemeinden mit Berufsfeuerwehren.

Seine Hauptaufgabe liegt in der Koordinierung des gesamtösterreichischen Feuerwehrwesens in den Bereichen Organisation, Ausbildung, Technik und Ausrüstung. Darüber hinaus nimmt der Österreichische Bundesfeuerwehrverband die Aufgabe wahr, die Interessen der österreichischen Feuerwehren auf europäischer und internationaler Ebene zu vertreten sowie die internationale Zusammenarbeit von Feuerwehrorganisationen zu vertiefen.

Ordentliche Mitglieder sind die neun Landesverbände sowie die Berufsfeuerwehren Graz, Innsbruck, Klagenfurt, Linz, Salzburg und Wien.