Egal wie man es dreht und wendet, Automobile brauchen Energie – und die kommt nun einmal hauptsächlich noch aus nicht-erneuerbaren Quellen.
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Verkehr

Müssen wir unsere Mobilität einschränken?

Laut österreichischem Mobilitätsmasterplan sollen im Jahr 2040 fast alle Autos elektrisch betrieben werden. Das erscheint auf den ersten Blick sinnvoll, denn Elektrofahrzeuge haben einen Wirkungsgrad von bis zu 80 Prozent, während klassische Benzin- oder Dieselautos auf nur 25 bis 30 Prozent kommen. Wenn also genug Strom zur Verfügung steht, kann er in Elektroautos überaus effizient genutzt werden. Allerdings sollte der Strom natürlich nicht aus Kohle, Gas oder Öl gewonnen werden. Wie man es auch dreht und wendet: Wir sollten in Zukunft weniger mobil sein.

Um im Verkehr Klimaneutralität zu erreichen, wären 30 Terrawattstunden an zusätzlicher erneuerbarer Energie nötig. Das entspricht rund 6.000 zusätzlichen Windrädern oder 15 Laufkraftwerken in der Dimension des größten derartigem Kraftwerks im niederösterreichischen Altenwörth. Wo die zur Stromproduktion nötigen Wasserkraftwerke, Photovoltaikanlagen und Windparks errichtet werden sollen, ist aber nicht klar. Zumal es gegen jede dieser Formen der Energieerzeugung Widerstände gibt – zuletzt gegen den Bau von Windrädern in den westlichen Bundesländern.

Aber das ist nicht der einzige Haken an der Elektromobilität: Der Elektroautohersteller Tesla hat Nahe Berlin ein neues Werk errichtet. Für die Batterieproduktion sollen jährlich bis zu 3,5 Millionen Kubikmeter Liter Wasser benötigt werden. 372 Kubikmeter Wasser pro Stunde - und das nur in der ersten Ausbaustufe des Werkes. In der Region wird befürchtet, dass es durch die Tesla-Produktion in Brandenburg zu Wasserknappheit kommen könnte. „Die Trinkwasserversorgung wird geopfert auf dem Gabentisch der Wirtschaftspolitik“, so André Bähler, Chef des regionalen Wasserverbundes, im ZDF. Tesla will jetzt in aller Eile eine Technologie erfunden haben, bei der nur 1,42 Millionen Kubikmeter Wasser benötigt werden, die Skepsis der Bevölkerung bleibt aber.

Es gibt also gute Gründe, dem Hype um E-Autos skeptisch gegenüberzustehen.

Alternative Wasserstoff?

Die von der österreichischen Bundesregierung forcierte Entwicklung von Motoren mit Wasserstoffantrieb ist zumindest kurz- bis mittelfristig keine Alternative. Ein Wasserstoffauto ist im Prinzip nichts anderes als ein Elektroauto, bei dem der Strom an Bord produziert wird. Derzeit wird Wasserstoff aber hauptsächlich aus Erdgas hergestellt. So werden etwa die wenigen Wasserstoff-Tankstellen von der OMV betrieben – und die gewinnt den Wasserstoff nicht aus Solarstrom und Wasser, sondern eben aus Erdgas. Nicht erst seit der russischen Aggressionspolitik keine Energieform, auf die man langfristig setzen sollte.

Egal wie man es dreht und wendet, Automobile brauchen Energie – und die kommt nun einmal hauptsächlich noch aus nicht-erneuerbaren Quellen. Man wird daher nicht umhinkommen, Mobilität zu reduzieren.

Der Regisseur und Sozialwissenschafter Klaus Gietinger stellt dazu eine interessante Rechnung auf: In der Zwischenkriegszeit legte ein Mensch im Jahr etwa 3.000 Kilometer zurück. Heute sind es rund 14.000 Kilometer. Wenn es gelänge, diese Zahl zu halbieren, dann wäre viel gewonnen und man wäre trotzdem noch mehr als doppelt so viel unterwegs wie unsere Urgroßeltern.

Abhängigkeit vom Pkw eindämmen

Was bedeutet das aber für den ländlichen Raum, wo die Wege, die zu Arbeitsplatz, Schule oder Nahversorger zurückgelegt werden müssen, weiter sind als in der Stadt? Gefordert sind vor allem kompakte Siedlungsstrukturen, denn der Trend zum Einfamilienhaus geht Hand in Hand mit der Entwicklung von Strukturen, die längere Wege erzeugen. Dadurch wird aber die Abhängigkeit vom motorisierten Individualverkehr erhöht, der öffentliche Verkehr wird unweigerlich ausgedünnt. Kompakte Siedlungsstrukturen entlang der Bahnachsen würden dagegen helfen, die Abhängigkeit vom Pkw einzudämmen und den öffentlichen Verkehr zu forcieren.

Egal ob Carsharing, den Ausbau des Radverkehrs oder Gemeindebusse geht - landauf landab haben Gemeinden viele Ideen entwickelt, um die umweltfreundliche Mobilität ihrer Bürgerinnen und Bürger zu verbessern, die wirklich wichtigen Weichenstellungen müssen aber auf höherer Ebene erfolgen.