„Wir haben noch alles im Ort.“ Adelheid Ebner freut sich über die gute Infrastruktur in ihrer Gemeinde.
© H. Käfer

Menschlichkeit und Erfahrung

Adelheid Ebner ist als Bürgermeisterin von Gutenbrunn gewissermaßen ihre eigene Vorgesetzte, denn bereits seit 1976 ist die vielseitige Waldviertlerin auch die Gemeindesekretärin ihrer Heimatgemeinde. Politisch hat sie allerdings noch einiges mehr drauf.

Luftaufnahme Gutenbrunn
Gutenbrunn am Ostrand des Weinsberger Waldes. Einst gehörten sämtliche Wälder ringsum den Habsburgern. 

Gutenbrunn liegt am Südrand des Weinsberger Waldes im niederösterreichischen Waldviertel. Rund 800 Menschen leben in der landschaftlich reizvollen Marktgemeinde im Bezirk Zwettl. Ursprünglich war Gutenbrunn eine Siedlung für Holzfäller und Glasarbeiter. Wie schon der Ortsname verrät, war Gutenbrunn lange für seine Heilquelle bekannt. Nach einer Marienerscheinung wurde über der Quelle die Liebfrauenkirche errichtet, die im 18. Jahrhundert durch die heutige Kirche ersetzt wurde.

Mit der Zeit ging die Bedeutung Gutenbrunns als Wallfahrts- und Badeort immer mehr zurück und die Gemeinde wandelte sich zu einem Industrieort. Die nach dem damaligen Thronfolger benannte „Kronprinz Rudolf-Dampfsäge“ bot einst über 500 Menschen Arbeit. 

Statt der Industrie ist heute der Fremdenverkehr und das Kulturleben für die kleine Marktgemeinde ein wichtiges Standbein. Gutenbrunn hat sich einen hervorragenden Ruf als Erholungsdorf bzw. Kulturgemeinde erwirtschaftet. Das Angebot reicht vom Fischen und Baden im idyllisch gelegenen Edelsberger Teich über romantische Wanderungen sowie anspruchsvolle Mountainbike-Strecken bis zum Wintersport.

Gutenbrunn ist unter dem Namen „Skandinavien ums Eck“ weit über die Region hinaus ein Begriff geworden. Gut gespurte Langlaufloipen und die einzige Biathlon-Anlage Niederösterreichs haben dazu wesentlich beigetragen.

Im ehemaligen Truckerhaus wurde ein „Kulturwohnzimmer“ des Waldviertels geschaffen, das mit bekannten Künstlernamen bespielt wird. Das Truckerhaus ist nicht nur Bühne, es beherbergt auch ein kleines Museum, das die wechselhafte und reiche Geschichte des Ortes rund um den Weinsberger Wald dokumentiert. 

Von der Gemeindesekretärin zur Langzeitbürgermeisterin

An der Spitze der Marktgemeinde steht seit über zwanzig Jahren Bürgermeisterin Adelheid Ebner. Bereits bei ihrem Amtsantritt kannte wohl kaum jemand die Gemeinde so gut wie sie, denn zu diesem Zeitpunkt war sie schon über 20 Jahre lang die Gemeindesekretärin von Gutenbrunn.

Das Wissen und das Einfühlungsvermögen für die jeweils andere Position zeichnen Ebner nicht nur in dieser Hinsicht aus. Im Jahr 2003 wurde die leidenschaftliche Politikerin auch Bundesrätin, danach Landtagsabgeordnete und schließlich abermals Bundesratsabgeordnete.

Ebner hat auf allen Ebenen der österreichischen Gebietskörperschaften die Politik aktiv mitgestaltet und weiß um die jeweiligen Herausforderungen Bescheid. Die 15 Jahre als Abgeordnete gaben ihr auch die Gelegenheit, Netzwerke aufzubauen, Kontakte zu knüpfen und Zusammenhänge zu erkennen, die sie für ihr Amt und ihre Bürger ausgezeichnet zu nutzen versteht.

Glasfaserausbau abgeschlossen

Bestes Beispiel dafür ist die Breitband­anbindung in der Gemeinde. Der Glasfaserausbau in Gutenbrunn wurde 2020 abgeschlossen und umfasst nicht nur das Gemeindegebiet von Gutenbrunn mit dem Ortsteil Ulrichschlag, sondern auch die beiden Katastralgemeinden Poggschlag und Loitzenreith aus der Marktgemeinde Martinsberg.

Möglich wurde das durch die Fördermittel, die durch die Auflösung der Niederösterreichischen Grenzlandförderungs­gesellschaft (NÖG) frei wurden. Ebner gelang es, ihren Bürgern die notwendigen Mittel für den Ausbau zu sichern. 

Vergangenes Jahr wurde auch ein Großteil der Straßenbeleuchtung auf LED umgerüstet. Fotovoltaikanlagen bei der Kläranlage und am Kindergartengebäude sowie eine Elektrotankstelle im Ort machen den Ort Gutenbrunn klimafit. Der Kindergartenneubau bzw. die Kinderbetreuungseinrichtung sowie die Renovierung der Volksschule sind ebenfalls noch nicht lange her. Die Abwasserbeseitigungsanlage wurde in den letzten zwei Jahren vollständig saniert. Für das Feuerwehrwesen wurde ein hochmodernes Feuerwehrauto HLF 3 angeschafft.

Auf dem Friedhofsgelände hat Gutenbrunn neben den Urnensäulen einen „Urnenwald“ angelegt, um dem immer populärer werdenden Trend zu einer naturnahen, pflegeleichten und freien Art der Bestattung Rechnung zu tragen. Abgesehen von einem Namenstäfelchen gibt es keinerlei Grabschmuck. Vereinsgebäude wurden adaptiert bzw. neu gebaut. 

Unter den zahlreichen Projekten der Gemeinde hebt Ebner das neu errichtete und kostenlos nutzbare Freiluft-Inhalatorium besonders hervor: „Bei diesem tropft solehaltiges Wasser über Bündel von Tannenreisig. Dabei werden ätherische Öle frei. Das Einatmen dieser mittelmeerähnlichen Luft wirkt sich äußerst positiv bei Pollenaller­gien und Asthma aus“, erklärt sie.  

Ulrichschlag
Gutenbrunn bezeichnet sich als „Ort mit Weitblick“. Vom Ortsteil Ulrichschlag aus hat man einen guten Ausblick auf das Voralpengebiet.

Auf den bisherigen Leistungen ruht sich in Gutenbrunn allerdings niemand aus. Auch gegenwärtig stehen einige Vorhaben an. Die Wälder rings um die Gemeinde standen seit jeher im Besitz der Habsburger. Als nun aber Grundstücke veräußert wurden, entschied man sich für einen Grundankauf vom Habsburg-Lothringen’schen Gut Persenbeug, um Baulandreserven zu haben.

Die Genossenschaft GEBÖS errichtet gegenwärtig ein Wohnhaus mit zehn Wohneinheiten und einer Ordination im Erdgeschoß. „Eine Internistin wird im Wohnbau eine Praxis eröffnen“, erklärt die Bürgermeisterin stolz. Zu Recht, denn beim allgemeinen Fachärztemangel und insbesondere für eine derart kleine Gemeinde im mitunter strukturschwachen Waldviertel ist das im Gesundheitsbereich eine wichtige Einrichtung.

Gute Infrastruktur erhalten

Apropos strukturschwach – diesbezüglich ist Gutenbrunn eigentlich ein denkbar schlechtes Beispiel, denn trotz der geringen Einwohnerzahl weist der Ort eine umfassende und intakte Nahversorgung auf, mit zahlreichen Einrichtungen, die das Leben in der kleinen Gemeinde angenehm machen: „Vom Kindergarten, der Volksschule und der Tagesbetreuung über den Nahversorger, den Fleischhauer und die gut geführten Gastwirtschaften bis zu Unternehmensberatung und Psychotherapeut, Landschaftspflege und Gartengestaltung, Maßschneiderei, Handarbeitswesen, einem Zeit­nehmungsunternehmen, einem Bankomat und einem Überweisungsautomat, Fußpflege, einer Trafik sowie diversen weiteren Unternehmen haben wir noch alles im Ort“, freut sich die Bürgermeisterin. 

Adelheid Ebner betont, dass ihr alle Einwohner wichtig sind - von den jüngsten bis hin zu den ältesten. Für die fachgerechte Pflege Letzterer befindet sich sogar eine Volkshilfe-Station direkt im Ort. Für und gemeinsam mit der Jugend wurde derweilen ein Fitnessraum im ehemaligen Sparkassengebäude eingerichtet. Im Wesentlichen selbst verwaltet, kann das Projekt allerdings jederzeit auf die Unterstützung der Gemeinde im Hintergrund zählen, versichert Ebner. Sie freut sich über die gelungene Umsetzung, die ein voller Erfolg wurde. Der Verein zählt mittlerweile über 200 Mitglieder und wächst stetig weiter.

Das Zusammenleben funktioniert in Gutenbrunn in vorbildlicher Art und Weise. Zahlreiche aktive Vereine tragen ebenfalls dazu bei, dass das Leben in der Marktgemeinde bunt und abwechslungsreich bleibt. Dazu passt Ebners Vergleich: „Ich sehe meine Gemeinde gerne wie ein Mosaik, bei dem zwar manchmal ein Mosaikstein herausbricht, jedoch andere Mosaiksteine immer wieder dazukommen. Unsere Gemeinde ist eine lebendige und vielfältige Gemeinschaft.“ 

Hanslteich in Gutenbrunn
Der Hanslteich steht exemplarisch für das vielfältige Naturangebot rund um Gutenbrunn, das nicht nur im Winter zahlreiche Ausflügler und Touristen anlockt.  

Die Frau, die das traditionell schwarz regierte Gutenbrunn in eine rote Hochburg verwandelte, es bis in das Landes- und Bundesparlament gebracht hat und ihr Leben lang im Dienst ihrer Bürger stand, hat sehr viel richtig gemacht. „Als Bürgermeisterin arbeitet man mit seinem Team stets an der Entwicklung einer Gemeinde. Ziel muss es sein, vorhandenes Potenzial zu erhalten, Neues zuzulassen bzw. an Visionen und deren Umsetzung zu arbeiten. Man muss sich ständig den Herausforderungen stellen, jedoch stehen die Bürgerinnen und Bürger stets im Mittelpunkt meines Handelns.“

Ebner wurde bereits  mit dem Großen Silbernen Ehrenzeichen für Verdienste um die Republik Österreich und weiteren zahlreichen Ehrungen ausgezeichnet.

„Gutenbrunn hat sich zu einer lebens- und liebenswerten Gemeinde entwickelt, wo man sich mit gegenseitigem Respekt begegnet und das Miteinander lebt. Unser Ort bietet einen Lebensraum mit Herz, wo man sich wohlfühlen kann. Das Vorhandensein der zum Leben notwendigen Infrastruktur , verbunden mit den kulturellen und gesellschaftlichen Angeboten und den notwendigen Ruheoasen, aber in erster Linie die hier lebenden Menschen machen die Gemeinde Gutenbrunn so besonders.“ 

Zur Person

Adelheid Ebner

Alter: 59

Gemeinde: Gutenbrunn

Einwohnerzahl: 506 (2021)

Bürgermeisterin seit: Oktober 2000

Partei: SPÖ