Baum mit zwei Hälften
„Aufforstung ist keine Wunderwaffe im Kampf gegen die Erderwärmung, aber ein wichtiger und relativ unkomplizierter Teil der Lösung. Und Aufforstung kann mehr als nur das Klima retten. Ganz nebenbei nützt sie unter anderem auch der Biodiversität, der regionalen Wirtschaft, der Nahrungssicherheit und den Ökosystemen.“, so Karlheinz Erb vom Institut für Soziale Ökologie der Universität für Bodenkultur in Wien.
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Mehr Bäume: Eine Chance fürs Klima

Seit einiger Zeit gilt das Thema „Wiederaufforstung“ als einer der zentralen Hoffnungsschimmer für das Weltklima. Allein in Indien haben im Juli 1,5 Millionen Menschen an einem Tag mehr als 66 Millionen Bäume gepflanzt. Äthiopien hat Ende Juli bekannt gegeben, dass bis Oktober vier Milliarden Bäume neu gepflanzt werden sollen.

Eine wissenschaftliche Studie der „American Association for the Advancement of Science“ hat das Potenzial ausgerechnet. Demnach könnte die Wiederherstellung von Waldflächen auf globaler Ebene dazu beitragen, den atmosphärischen Kohlenstoff einzufangen und den Klimawandel zu mildern.

Die Studie verwendete direkte Messungen der Waldbedeckung, um ein Modell des weltweiten Waldwiederherstellungspotenzials zu erstellen. Ihre räumlich expliziten Karten zeigen, wie viel zusätzliche Baumbedeckung außerhalb bestehender Wälder sowie landwirtschaftlicher und städtischer Flächen existieren könnte.

Ökosysteme könnten zusätzliche 0,9 Milliarden Hektar zusammenhängenden Wald unterstützen. Dies würde eine Zunahme der Waldfläche um mehr als 25 Prozent bedeuten, einschließlich mehr als 500 Milliarden Bäumen und mehr als 200 Gigatonnen zusätzlichen Kohlenstoffs zum Zeitpunkt der Reife. Eine solche Änderung hat das Potenzial, den atmosphärischen Kohlenstoffpool um etwa 25 Prozent zu reduzieren.

Der Klimawandel wird jedoch diese potenzielle Baumbedeckung verändern. Die Autoren schätzen, dass, wenn wir nicht von der aktuellen Flugbahn abweichen können, die globale potenzielle Überdachungsfläche bis 2050 um rund 223 Millionen Hektar schrumpfen kann, wobei die überwiegende Mehrheit der Verluste in den Tropen auftritt. Die Ergebnisse unterstreichen die Möglichkeit des Klimaschutzes durch globale Baumrestaurierung, aber auch den dringenden Handlungsbedarf.

Weltweite Plattform sorgt für Erfahrungsaustausch

Cities4Forests“ – so der Name der Plattform – hilft Kommunen überall auf der Welt, eine Verbindung mit verschiedenen Wäldern herzustellen: innere Wälder wie städtische Parks, nahegelegene Wälder im städtischen Umland sowie weit entlegene Wälder wie Tropenwälder. Die Plattform unterstützt Städte dabei, ihre Wälder besser instandzuhalten, zu managen und gegebenenfalls wieder aufzuforsten. Primäres Ziel ist es, technische Expertise zur Verfügung zu stellen, um lokale Politik, Wissensaustausch und das Voneinander-Lernen zu ermöglichen.

Aktuell sind aus Europa die Städte Brüssel, Dublin, Manchester, Oslo, Skopje, Tirana und Wien Partner der Cities4Forests. 
Bäume zu pflanzen könnte also ein Weg sein, das Klima zu beeinflussen. Bäume binden klimaschädliches CO2. Und allein die österreichischen Wälder speichern auf einer Fläche von vier Millionen Hektar (das entspricht fast der halbe Fläche Österreichs) ca. 985 Millionen Tonnen Kohlenstoff.

In Österreich wächst mehr Wald nach als genutzt wird

In Österreich mangelt es also nicht an Wald. Laut einer Erhebung des österreichischen Waldverbandes aus dem Jahr 2017 wächst mehr Wald nach als genutzt wird. Demnach sind es rund 5500 Fußballfelder zusätzlich pro Jahr.

Dennoch hat Wien im Juli ein Sonderbudget von acht Millionen Euro für die Neupflanzung von schattenspendenden Bäumen für 2019 und 2020 beschlossen. Und kürzlich haben das Umweltministerium und die Landwirtschaftskammer Österreich die Fördermaßnahmen für eine Wiederaufforstung nach Extremwetterereignissen oder nach Schädlingsbefall von zwei auf drei Euro pro neu gepflanztem Baum erhöht – das Ministerium rechnet dadurch mit 20 Millionen Euro extra. 

Tirol pflanzt Bäume in Gemeinden

Das Land Tirol pflanzt jetzt 420 neue Bäume in den Tiroler Gemeinden. Mit der Aktion „Land schafft Bäume“ soll aktiv an der Klimaverbesserung gearbeitet werden. Insgesamt 1000 Bäume werden vom Land gefördert.

Die Bäume werden an öffentlich zugänglichen Orten, entlang von Feldern und Wiesen sowie bei Weggabelungen eingepflanzt. Bisher beteiligten sich 48 Tiroler Gemeinden an der Aktion. Bis zu 15 Bäume wurden in den einzelnen Gemeinden gepflanzt.

„Wenn morgen die Welt untergeht, pflanze ich dennoch heute einen Apfelbäumchen“, soll Martin Luther gesagt haben. In diesem Sinn: Österreichs Gemeinden können allein das Weltklima nicht retten, aber sie können ihren Teil dazu beitragen.