Siegfried Nagl
Siegfried Nagl: „Wer die Energiewende erfolgreich meistern will, muss wissen, dass die Kommunen eine wesentliche Rolle spielen.“

Energieversorgung

Masterplan für Österreichs Energiezukunft

Siegfried Nagl, der ehemalige Bürgermeister von Graz, arbeitet heute als Sonderbeauftragter der Wirtschaftskammer einen Masterplan für Zukunft der heimischen Energieversorgung aus.

„Es gibt in Österreich keinen umfassenden Plan zur Transformation unseres Energiesystems“, konstatiert Siegfried Nagl. Das zu ändern ist in den kommenden zwei Jahren seine Aufgabe. Beim Ausarbeiten eines Masterplanes spricht er mit einer Fülle an Stakeholdern im ganzen Land und ist der Überzeugung, dass den Gemeinden dabei eine zentrale Rolle zukommt.   

Mit Hilfe des Energiemasterplans soll eine Energiewende eingeleitet werden, die die Wettbewerbsfähigkeit und soziale Akzeptanz in den Mittelpunkt stellt. Dabei gilt es Versorgungssicherheit zu gewähren, bei gleichzeitiger Reduzierung der Volatilität, auf die Umweltverträglichkeit zu achten, aber ebenso auf die Wirtschaftlichkeit.

Der Aufbau des Energiemasterplans

Inhaltlich wird der Masterplan in Bausteinen entlang der Wertschöpfungskette erarbeitet. Von der nachhaltigen Stromerzeugung und -verteilung, über die Diversifizierung der Gasversorgung und weiterer fossiler Energieträger, sowie erneuerbarem Wasserstoff und Kraftstoffen zu wettbewerbsfähigen Kosten, bis hin zur Energieeffizienz und – einsparung, der Zirkularität und dem CO2-Management.

Die bevorstehenden Aufgaben sind groß. Zur Ermutigung zeigt Nagl, dass sich im weltweiten Vergleich mehr auf dem Gebiet der erneuerbaren Energien tut, als man vielleicht wahrnimmt.

Über 80 Prozent der neu installierten Stromkapazitäten sei bereits erneuerbar. Im Jahr 2021 wurden weltweit 755 Mrd. Dollar in die Energiewende investiert, mit China als größtem Investor. Und vergangenes Jahr war das erste, in dem Wind- und Solarenergie jene Gewinnungsformen waren, die den höchsten Anteil an der Stromerzeugung in der EU verzeichnen konnten.  

Gemeinden sind zentrale Player

Eine Energiewende ohne Kommunen? „Geht nicht!“ sagt Nagl. „Wer die Energiewende erfolgreich meistern will, muss wissen, dass die Kommunen eine wesentliche Rolle spielen. Und das aus mehreren Gründen. Neben der Nähe zu den Bürgern und der Wirtschaft, ist es der Zugriff auf die Infrastruktur, die Rolle als Versorgungsunternehmen und die vergleichsweise hohe Glaubwürdigkeit in der Politik.

Nagl erläutert in Summe über 30 Punkte, die Aktionsfelder für Städte und Gemeinden beschreiben und gibt dazu Impulse für Änderungsmaßnahmen.

Nur ein Beispiel von vielen sind die Betonwüsten der Parkplätze von Fachmarktzentren, die mit Solarpaneelen überdacht werden könnten. Der Boden würde sich weniger erhitzen, keine wertvolle Grünfläche würde verschwendet, und Autos wie Einkäufer hätte es kühler. Wesentlich für den Erfolg sei es, die Bürger aktiv in den Prozess einzubinden und zu beteiligen, sowie kontinuierliche Bewusstseinsbildung zu betreiben.