LED-Weihnachtsbeleuchtung in Judenburg
Straßenbeleuchtung, inklusive Weihnachtsbeleuchtung, wurde in Judenburg nach und nach auf LED umgestellt. Überdenken sollten Gemeinden auch die nächtliche Außenbeleuchtung von Objekten wie zum Beispiel Kirchen, fügt Eva Volkar, e5-Teamleiterin von Judenburg, hinzu.
© Stadtgemeinde Judenburg

Best-practice

Judenburg zeigt, wie Energiesparen geht

Die Murtaler Gemeinde Judenburg macht dies bereits seit Jahren: Sie nimmt seit 2006 am e5-Programm für energieeffiziente Gemeinden teil und hält seit 2017 alle fünf e’s – die höchste Stufe. E5-Teamleiterin Eva Volkar und Energiebeauftragter Helfried Kreiter erklären, welche Energieeffizienzmaßnahmen ihre Gemeinde setzt und was das langfristig bringt.

Energiebuchhaltung ist das Um und Auf. „Wichtig ist zuallererst, dass man weiß, wo die verbrauchte Energie hingeht“, betont e5-Teamleiterin Volkar und erzählt, dass Judenburg bereits 1991 sein erstes Energiekonzept erstellt hat. Die sogenannte Energiebuchhaltung ermöglicht es, im Blick zu behalten, welchen Energieverbrauch welches Gebäude hat.

„Da fallen sofort Großverbräuche auf. Damit man allerdings konkrete Maßnahmen setzen kann, sollte die Aufstellung möglichst kleinmaschig sein“, so Volkar, die in der Stadtamtsdirektion Judenburg tätig ist.

Teilnehmergemeinden des e5-Programms haben die Möglichkeit, die Online-Energiebuchhaltung EBO zu nutzen, in der nicht nur der gesamte Verbrauch von Strom, Wasser und Wärme eines Gebäudes nachverfolgt wird, sondern auch praktikable Vergleichswerte für ein Gebäude mit ähnlichen Voraussetzungen verfügbar sind. Daran kann man erkennen, wo es Nachholbedarf gibt.

Wichtig dabei: „Man kann nicht alle öffentlichen Gebäude über einen Kamm scheren! Ein Bauhof muss beispielsweise nicht im selben Ausmaß beheizt werden wie ein Kindergarten“, führt die Judenburger e5-Teamleiterin aus.

Vor dem Heizungstausch besser wärmetechnisch sanieren. Angesichts der Energiekrise und der daraus resultierenden massiven Preissteigerungen denken viele Menschen an einen Heizungstausch, aber ist das wirklich notwendig?

Energiebeauftragter Helfried Kreiter aus der Judenburger Bau-, Verkehrs- und Umweltabteilung beschäftigt sich seit 35 Jahren mit Energieeffizienz in der Gemeinde. Er hat einen wertvollen Tipp fürs Energiesparen in öffentlichen Gebäuden: „Eine gute Wärmesanierung macht viel aus. Es bringt oft mehr, erst den Energieverbrauch zu senken, als gleich das Heizsystem zu tauschen. Genau darum geht es schließlich.“ Die Gemeinde Judenburg hat in den letzten Jahren sukzessive alle öffentlichen Gebäude energetisch saniert und konnte durch die Wärmedämmung mindestens 50 Prozent der Heizkosten einsparen.

Beim letzten e5-Audit 2021 erreichte die Stadtgemeinde Judenburg einen Umsetzungsgrad von 78,9 Prozent. Das bedeutet, dass in fast allen Bereichen die Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen zu einem Großteil gelingt. Allein das Handlungsfeld Kommunale Gebäude und Anlagen schnitt etwas schlechter ab.

Altbau verzögert Verfahren

Das liegt vor allem an den Altbaugebäuden: „Die Verfahren sind hier viel langwieriger, besonders wenn man es mit denkmalgeschützten Objekten zu tun hat“, erklärt Kreiter. „Außerdem ist es eine Kostenfrage. Solche großen Investitionen kann man nur nach und nach stemmen.“ Thermisch saniert sind trotzdem alle Gemeindegebäude. Außerdem wird Judenburg mit Fernwärme versorgt – es handelt sich um 100-prozentige Biomasse-Abwärme, die bei der Produktion der Zellstoff­fabrik Pöls entsteht. Die Fernwärme spart mehr als 100.000 Tonnen CO₂ jährlich ein und versorgt über 15.000 Haushalte in der Region.

Spatenstich für die Fernwärme in Judenburg.
Spatenstich für die Fernwärme in Judenburg. 

Seit dem letzten e5-Audit hat die Gemeinde zusätzlich auf diversen öffentlichen Gebäuden in Judenburg PV-Anlagen installiert. Auch die Straßenbeleuchtung, inklusive Weihnachtsbeleuchtung, wurde nach und nach auf LED umgestellt, erzählt Kreiter. Überdenken sollten Gemeinden auch die nächtliche Außenbeleuchtung von Objekten wie zum Beispiel Kirchen, fügt Eva Volkar hinzu.

Im Bereich Mobilität, der in Österreich besonders viel Energie verbraucht, setzt sich die Stadt Judenburg für eine gute öffentliche Verkehrsanbindung ein und baut Rad- und Fußwege aus.

„Besonders bei der Mobilität, aber auch in anderen Bereichen muss man die regionale Ebene berücksichtigen und sich bei überregionalen Initiativen beteiligen. Gemeinden sind keine Inseln“, betont die e5-Teamleiterin. „Sobald die Infrastruktur funktioniert, kann man immer noch weiter ausbauen“, fügt ihr Kollege Kreiter hinzu.

Die Bevölkerung mitnehmen

Die Maßnahmen im Handlungsbereich der Gemeinde sind das eine. Doch es bringt wenig, wenn man nicht auch die Bevölkerung fürs Energiesparen gewinnt. Judenburg gewährt Bürgerinnen und Bürgern Umweltförderungen, etwa für Biomasse, PV- und Solaranlagen sowie Wärmedämmung, und setzt auf eine breite Beteiligung. „Man muss die Menschen nicht nur informieren, man muss sie aktiv anstoßen. Letztendlich sind die derzeit hohen Energiekosten Anreiz genug, um  Energie zu sparen“, meint Volkar.

Anderen Gemeinden rät Helfried Kreiter, nach Möglichkeit auch dem e5-Programm beizutreten. Sein Tipp, um schnell Energie zu sparen: unabhängige Energieberater konsultieren, sofort mit der Energiebuchhaltung beginnen und öffentliche Gebäude wärmetechnisch sanieren.