Für die Auswahl von Gemeindemitarbeitern braucht man Fingerspitzengefühl.
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Je detaillierter die Personalsuche, desto besser die Bewerber

13. März 2020
In den vergangenen Jahren sind nicht nur die Anforderungen an Bürgermeister gestiegen. Auch Gemeindemitarbeiter sehen sich heute enormen Herausforderungen gegenüber. Um die besten Mitarbeitern zu finden, gilt es für Gemeinden einige Punkte zu beachten.

Vor allem in der Verwaltung braucht man Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gut ausgebildet sind. Und es sollte darauf geachtet werden, dass diese künftigen Mitarbeiter die Kommunikation mit den Bürgerinnen und Bürgern bewältigen können. Das muss kein Uni-Lehrgang für Verwaltungsmanagement sein – der wäre etwa für Amtsleiter ideal. Aber wie geht man an die Suche heran – wie geht der Amtsleiter, in dessen Aufgabenbereich diese Suche meist fällt, das an?

Anforderungsprofil erstellen

Personalberaterin Natascha Kornfeld-Ebner: „Klassisch wäre es etwa, in den Regionalmedien Inserate zu schalten. Aber für noch wichtiger würde ich halten, zuerst ein Anforderungsprofil zu erstellen. Die Frage klären, was ich von dem neuen Mitarbeiter, der neuen Mitarbeiterin erwarte.“

Ihrer Erfahrung nach ist es zielführend, die Position so detailliert wie möglich zu skizzieren. Je genauer das ist, desto bessere Chancen hat die Gemeinde, für den Job die beste Person zu bekommen. Aber grundsätzlich ist eine gute Ausbildung eines der besten Argumente.

Ein Zugang, den Bürgermeister Johannes Pressl (Ardagger) unterstützt: „Wie in der Privatwirtschaft ist es wichtig, generell ein aussagekräftiges Jobprofil zu erstellen. Man sollte aus Gründen der Transparenz auch auf eine öffentliche Ausschreibung achten. Ich bekomme im Austausch mit anderen Gemeinden immer wieder mit, wie wichtig es ist, gezielt Nachfolger aufzubauen und Potenzial in Mitarbeitern zu erkennen.“

Dieser Weg wird bei den größeren Gemeinden schon lange beschritten, wo vor allem Führungspositionen im Rahmen der Personalentwicklung besetzt werden. Aber die vielen kleinen Gemeinden werden wohl eher die berühmten „Mädchen für alles“ suchen.

Kernaufgaben festlegen, um Probleme zu vermeiden

„Dennoch muss man auch hier den Fokus darauf legen, was die Kernaufgabe sein wird. Arbeitsbereiche sollten auch mit den anderen Mitarbeitern in Vorfeld abgeklärt sein, damit es später nicht zu Reibereien kommt“, so die Personalberaterin. Dazu sollte die Gemeinde wissen, welche Schwerpunkte sie in den kommenden Monaten und Jahren beschäftigen werden. Gleichzeitig müssen vor allem neue Mitarbeiter die Flexibilität haben, auf neue Herausforderungen schnell zu reagieren.

Regionale Kenntnisse sind gut, sollten aber nicht ausschlaggebend sein

Nicht vergessen sollte man auch auf das Potenzial in der eigenen Gemeinde. Sicherlich werden einzelne Bürgermeister und Stadtchefs immer wieder Kandidatinnen und Kandidaten im Auge haben, die ihren Wohnsitz in der Gemeinde haben. Doch das ist laut der Personalexpertin als relevantes Kriterium zu wenig, um (vor allem höhere) Stellen zu besetzen, wiewohl Kenntnisse der spezifischen regionalen und lokalen Gegebenheiten nicht von der Hand zu weisende Vorteile für die Entscheidung für oder gegen Bewerber sind.

Natascha Kornfeld-Ebner
Personalberaterin Natascha Kornfeld-Ebner: „Nur ein Wohnsitz in der Gemeinde ist als relevantes Kriterium zu wenig, um eine Stelle zu besetzen.“ Foto: Gregor Semrad

„Um das Potenzial in der Gemeinde anzusprechen, können Bürgermeister auch hergehen und die Schulkinder ins Gemeindeamt einladen und so schon den Kindern die Abläufe in der Gemeinde zeigen“, zeigt Kornfeld eine weitere Möglichkeit auf. Damit erhalten die Kinder schon einen Startvorteil für Bewerbungsgespräche.

Zweiteilige Hearings

„Klassische Hearings sind zweiteilig aufgebaut. Erstens ein allgemeiner Teil, wo das Wissen der Kandidaten über die Abläufe einer Gemeinde abgefragt wird und Fragen wie ‚Wie flexibel bin ich?‘ oder ‚Wie reagiere ich auf Veränderungen?‘ und so weiter gestellt werden.

Ein zweiter Teil befasst sich dann mit speziellen Fragen zum künftigen Arbeitsbereich beispielsweise als Amtsleiter/Amtsleiterin.“

Die Dauer des Gesprächs variiert dabei auch nach der Position. Faustregel: Je höher der Job angesiedelt ist, desto länger wird das Gespräch dauern – in ganz speziellen Fällen kann es auch ein Hearing vor dem Gemeinderat geben.

Fazit

Für die Auswahl der einzelnen Gemeindemitarbeiter braucht es Fingerspitzengefühl. Denn an sie werden ja auch Wünsche aus der Bevölkerung herangetragen.

Um hier jedoch unparteiisch zu sein und niemanden aus dem Ort vor den Kopf zu stoßen, empfiehlt es sich, die Hilfe eines professionellen Personalberaters in Anspruch zu nehmen, um ein objektiviertes Auswahlverfahren zu garantieren.

Jede Position innerhalb der Gemeinde ist eine Schlüsselstelle und ein Zahnrad, wo auch das Kleine in das große Gesamte greift. Dabei ist das lokale Denken kein Nachteil: Oftmals schlummern geeignete Talente in den eigenen Orten und man kann gerade hier unter den vielen engagierten Bürgern fündig werden. Für die Gemeindeverwaltung ist es ein großer Vorteil, dabei eine für alle objektive Sichtweise zu demonstrieren. 

So könnte ein Anforderungsprofil für einen Amtsleiter/eine Amtsleiterin aussehen:

Wir erwarten:

  • Österreichische Staatsbürgerschaft
  • Bei männlichen Bewerbern absolvierten Grundwehr- oder Zivildienst
  • Abgeschlossenes Hochschulstudium der Rechtswissenschaften oder der Sozial- und Wirtschaftswissenschaften
  • Erfahrung im Umgang mit modernen Kommunikationstechnologien und elektronischen Medien
  • Beschlagenheit im Umgang mit nationalen Medienvertretern
  • Hohes Maß an Eigeninitiative sowie Konfliktfähigkeit und Teamfähigkeit
  • Verhandlungsgeschick, Reformwille und Dienstleistungsorientierung
  • Umfassende Kenntnisse in Landes- und Kommunalpolitik sowie in EU-relevanten Bereichen
  • Handelsfähigkeit an den Schnittstellen zu Verwaltung, Politik und Bevölkerung
  • Bereitschaft auch außerhalb der Normdienstzeiten an Sitzungen teilzunehmen
  • Ausgeprägte Motivation zur laufenden persönlichen Aus- und Weiterbildung

Stellenbeschreibung:

  • 40 Wochenstunden. Entlohnung nach dem Gemeindevertragsbedienstetengesetz
  • Organisation, Koordination und Leitung des inneren Dienstes sowie Erfüllung operativer Gemeindeaufgaben nach Maßgabe des Bürgermeisters
  • Gesetzmäßige, wirtschaftliche, sparsame, objektive und korrekte Führung der Amtsgeschäfte
  • Wahrnehmung der Personal-, Finanz- und Organisationshoheit sowie der Produkt- und Budgetverantwortung des Amtes
  • Führung von Personalgesprächen und Zielvereinbarungen, Treffen von Personalentscheidungen innerhalb des Amtes
  • Weiterentwicklung des Amtes, Steuerung übergreifender Prozesse
  • Abschlussprüfung von Entscheidungen, Verwaltungsakten

© a-factor Personalentwicklung – the human resources company, Dr. Natascha Kornfeld-Ebner, www.a-faktor.at