intelligente Maschinen für den ländlichen Raum
Es gilt, die Regionen — noch stärker als bisher — als Industriestandorte zu entwickeln und ihnen damit eine langfristige Perspektive zu bieten.
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Wie die Industrie den ländlichen Raum stärken kann

15. November 2018
Ein neues Aktionsprogramm der Industriellenvereinigung zeigt Möglichkeiten auf, wie Österreich, das weitgehend durch periphere Gebiete geprägt ist, den „Standort Land“ wirtschaftlich nach vorne bringen kann. Die Weiterentwicklung ländlicher Regionen als Industriestandorte spielt dabei die Schlüsselrolle.

In Österreich leben 66,1 Prozent der Bevölkerung in Städten. Obwohl die Bevölkerungszahl bis 2030 um sieben Prozent steigen wird, wird lediglich in den städtischen Regionen ein Anstieg der Erwerbstätigen verzeichnet. Die erwerbsfähige Bevölkerung in ländlichen Gebieten schrumpft (z. B. Murau -22,5 Prozent). Grund dafür ist häufig die Schließung großer Betriebe.

Wertschöpfungskerne auf dem Land in Österreich 

Studien zeigen, dass materieller Wohlstand in Österreich auf engem Raum entsteht. Konkret werden auf weniger als acht Prozent des Siedlungsraumes mehr als 50 Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung erzielt. Rund 56 Städte und Gemeinden mit einer Fläche von nur 882 km² generieren mehr als die Hälfte der Bruttowertschöpfung.

Entsprechend gering ist die Wirtschaftsleistung in den verbleibenden Städten und Gemeinden, allesamt in peripheren Regionen. Die ländlichen Räume sollen verstärkt zur wirtschaftlichen Entwicklung beitragen bzw. daran teilhaben, fordert die Industriellenvereinigung (IV).

Um diesen Entwicklungen entgegenzuwirken hat die IV das Aktionspapier "Standort Land" vorgestellt.

Wertschöpfungslandkarte
Wertschöpfung je Flächeneinheit im Siedlungsraum (2015).

Die Forderungen der IV

Bundes-Raumordnungskompetenzen entwickeln

Klare übergeordnete Kompetenzen zur Festlegung prioritärer multifunktionaler Infrastrukturkorridore ermöglichen es, verschiedenste Infrastrukturen (Verkehr, Energie, Breitband) fokussiert und integriert zu entwickeln. Diesen Korridoren ist auch raumplanerische Priorität auf regionaler und kommunaler Ebene einzuräumen. 

Eine Bundes-Raumordnungskompetenz soll aber nicht in die raumplanerischen Kompetenzen der Gemeinden eingreifen.

Regionale Zusammenarbeit im ländlichen Raum forcieren

Durch regionale Kooperationsmodelle von Gemeinden werden neue Zentren in peripheren Regionen möglich. Die Bandbreite möglicher Zusammenarbeit ist groß und reicht von der gemeinsamen Entwicklung von Gewerbegebieten über die Ansiedelung von Unternehmen und die arbeitsteilige Nutzung der Gemeindegebiete für Produktion, Wohnraum u. a. bis hin zur gemeinsamen Optimierung und Verteilung der Kommunalsteuer. Dadurch können neue dynamische Zentren in peripheren Regionen entstehen. 

Berufliche Bildung im Gleichklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Regionen stärken

Bildungsangebote sind im Gleichklang mit der wirtschaftlichen Entwicklung der Regionen zu forcieren.

Besonders HTL bieten die Chance, auf bestehenden wirtschaftlichen Stärken aufzubauen und die Abwanderung gut ausgebildeter Menschen zu verhindern. Kooperationen zwischen Bildungseinrichtungen und ansässigen Unternehmen unterstützen den Bildungsraum Land. 

Zugang zur Regionalförderung für mittelständische Unternehmen ermöglichen

Unternehmen mittlerer Größe sind die Träger der wirtschaftlichen Entwicklung in peripheren Räumen.

Um deren vielfältigen Potenziale für die ländliche Entwicklung zu nutzen, brauchen sie Zugang zu den Regionalförderungen, die heute Klein- und Mittelbetrieben unter 250 Mitarbeitern vorbehalten sind.

Wie viele HTL existieren in Österreich?

Im Jahr 2016 zählte Österreich gesamt 75 Höhere Technische Lehranstalten.

Wie viele HTL in Österreich können dem ländlichen Raum zugeordnet werden?

Von den 75 Höheren Technischen Lehranstalten im Jahr 2016 in Österreich befanden sich 22 in Wien oder in Landeshauptstädten. Damit können grob 53 verschiedene HTL dem ländlichen Raum zugeordnet werden, obwohl die Zuordnung bei Orten wie Krems oder Mödling nicht ganz eindeutig ist. Hier hängt es oft von individuellen Perspektiven ab, ob die Ortschaft der Stadt oder dem ländlichen Raum zugeordnet wird. 

Wie viele Schüler unterrichten die Höheren Technischen Lehranstalten in Österreich?

  • Die größte HTL in Österreich befindet sich in Mödling mit 3.700 Lehrplätzen
  • Die kleinste HTL in Österreich befindet sich in Deutschlandsberg, in der Steiermark mit 80 Lehrplätzen.
  • Im ländlichen Raum werden meist weniger als 1.000 Schüler unterrichtet
  • Im städtischen Raum beläuft sich der Durchschnitt der Lehrplätze meist auf mehr als 1.000