Georg Bantel
Georg Bantel, Bürgermeister von Möggers: „Eine Gemeinde, die nicht in Infrastruktur investiert, wird sterben.“

Bürgermeister seit 40 Jahren

Georg Bantel übernahm schon als Teenager das elterliche Unternehmen, eher er völlig überraschend zum jüngsten Bürgermeister Österreichs gewählt wurde. Das ist mittlerweile 40 Jahre her. Seitdem hat er die ehemals rückständige Gemeinde Möggers gehörig auf Vordermann gebracht.

Georg Bantel ist ein Bürgermeister der Extreme. Bitte das nicht falsch verstehen: Diese Aussage bezieht sich keineswegs auf seine politischen Standpunkte, sondern vielmehr auf den Umfang seines Wirkens.

Bantel ist bereits seit vierzig Jahren im Amt. Seinerzeit, im Jahr 1980, wurde er bei seiner ersten Wahl mit 24 Jahren der jüngste Bürgermeister Österreichs. Und heute, vierzig Jahre später, ist er der längstdienende Bürgermeister der Republik. Angesichts der Tatsache, dass das Durchschnittsalter in Österreich bei rund 42 Jahren liegt, heißt das: Annähernd jeder zweite Österreicher war noch gar nicht auf der Welt, da hat Bantel schon die Geschicke seiner Heimatgemeinde Möggers gelenkt.

Möggers
Möggers liegt am Pfänderrücken und bietet eine herrliche Fernsicht. Beim Blick Richtung Westen kann man, von der richtigen Stelle aus, die deutsche Stadt Lindau und den Bodensee sehen.

Möggers ist eine kleine Vorarlberger Gemeinde mit gut 500 Einwohnern und liegt in der Region Leiblachtal oberhalb der Landeshauptstadt Bregenz - genauer gesagt am nördlichsten Zipfel sowohl des Bezirks als auch des Bundeslands. Umgeben ist das Gemeindegebiet zu einem Gutteil von den angrenzenden Gebieten des Allgäus. Durch die Lage auf dem Rücken des Pfänders ist der Ort mit einer herrlichen Fernsicht Richtung Westen nach Lindau und zum Bodensee hin gesegnet.

Möggers
Möggers von oben: Die Gemeinde hat rund 500 Einwohner, liegt in der Region Leiblachtal und grenzt im Osten und Nordosten an das deutsche Westallgäu.

Möggers umfasst weite Wiesen und Wälder und ist stark landwirtschaftlich geprägt. Heute steht die Gemeinde gut da und ihre Infrastruktur kann sich sehen lassen. Wohlgemerkt heute, denn als Georg Bantel sein Amt 1980 antrat, war das ganz und gar nicht der Fall.

Sein Amtsantritt war übrigens recht ungewöhnlich. Bereits mit 19 Jahren stieg Bantel nach dem Tod seines Vaters als Geschäftsführer in die familieneigene Käserei ein, deren Berggold Camembert eine bundesweit bekannte Marke wurde.

Hatte keine Ambitionen politisch tätig zu werden

Mit der Politik hatte Bantel zu diesem Zeitpunkt gar nichts zu tun und verspürte auch keinerlei Ambitionen in diese Richtung. „Ich war nie zuvor in einer Gemeindevertretungssitzung, habe nicht einmal eine besucht oder irgendetwas in dieser Art.“ Dennoch – bei der traditionellen Mehrheitswahl durfte jeder jeden wahlberechtigten Bürger nominieren, der aus seiner Sicht am besten als Bürgermeisterkandidat geeignet ist, und plötzlich stand Bantels Name am öftesten auf den abgegebenen Stimmzetteln.

„Man hat mich davor nicht einmal gefragt. Ich wurde einfach bei dieser Namensliste am meisten genannt. Scheinbar wollte man halt meine Person haben“, berichtet Bantel. Der junge Unternehmer spürte in Folge die große Erwartungshaltung der Leute, das Amt anzunehmen. Von vielen Seiten wurde es ihm nachdrücklich nahegelegt. „Nach einigen Überlegungen habe ich es dann übernommen.“

Gemeinde hatte Investitionsrückstand

Die Hoffnungen, die die Bevölkerung in den fleißigen Familienunternehmer setzte, waren groß, denn die damalige Situation in der Gemeinde war für heutige Verhältnisse unvorstellbar. Bis auf eine desolate Volksschule gab es nämlich praktisch nichts.

„Zu dieser Zeit war unsere Gemeinde schon sehr im Rückstand, was Investitionen anlangte, und wir hatten einen unwahrscheinlichen Nachholbedarf. Es gab keinen Meter Kanal, keine Wasserleitung, keine Gemeindewasserversorgung, keine Turnhalle, kein eigenes Gemeindeamt und keine asphaltierten Straßen außer der Landesstraße.“

Der Wunsch nach einem Bürgermeister, der Investitionen angeht und Infrastruktur schafft, war überbordend – und Bantel war der Mann, dem man das zutraute. Zu Recht, wie man heute weiß, denn er hat diese schon lang anstehenden Investitionen auch wirklich in die Tat umgesetzt.

„Wir hatten zum Beispiel kein Feuerwehrauto. Das haben wir natürlich zuerst angeschafft. Die Vereine haben neue Räumlichkeiten bekommen, was sehr freudig aufgenommen wurde. Man sollte auch einen Bauhof haben. Den hatten wir ebenfalls nicht, genauso wenig wie Fahrzeuge.“

Selbst die grundlegendsten Dinge fehlten und „es war wirklich null Komma null Vorleistung vorhanden“, erinnert sich Bantel an den Beginn seiner Bürgermeisterlaufbahn. Dafür kennt er seine Gemeinde heute in- und auswendig, denn er war überall dabei: „Vom Suchen der Wasserquellen über den notwendigen Grundstücks­erwerb bis hin zum Planen der ganzen Leitungen, und dann natürlich der Errichtung sämtlicher Gebäude.“     

Gemeindehaus von Möggers
Das Gemeindehaus von Möggers: Wie bei nahezu allen öffentlichen Infrastruktureinrichtungen in Möggers fällt auch seine Errichtung in die Amtszeit von Georg Bantel.

Trotz der schwierigen Ausgangslage konnte Bantel dem Ganzen viel Positives abgewinnen.

„Gerade das hat es auch sehr interessant gemacht. Vor allem auch, weil die Bevölkerung eine Riesenfreude hatte und für jede neue Errungenschaft sehr dankbar war. Ich bin der Überzeugung: Eine Gemeinde, die nicht in Infrastruktur investiert, wird sterben.“

Diese Einstellung, seine Fähigkeiten als wirtschaftlich handelnder Unternehmer und seine Tatkraft waren vermutlich auch der Grund dafür, dass die Einwohner von Möggers Bantel damals zum Bürgermeister wider Willen kürten und ihm bis heute mit zunehmender Deutlichkeit immer wieder ihr Vertrauen schenkten. Mit anhaltendem Elan treibt er die Dinge in seinem Heimatort voran.

Zahlreiche Projekte

„Letztes Jahr haben wir mit der Planung für einen Gemeinschaftsbau mit unserer Nachbargemeinde Eichenberg begonnen. Die Sanierung der Volksschule ist vor der finalen Fertigstellung. Eine Aula für die Turn- und Festhalle ist im Rohbau fertig, wenngleich wegen Corona derzeit alles steht. Mittendrin ist man auch

beim Ausbau der Wasserversorgung in Möggers. Die Wasserversorgung im Dorf war neben der Gemeinde-Wasserversorgung als eigenständige Genossenschaft organisiert. Die haben wir vor zwei Jahren übernommen und sind jetzt gerade an einer sehr großen Bauetappe dran“, erklärt Bantel.  

Negative Erinnerungen an Bauland-Geschäfte

In vierzig Jahren passiert viel, und natürlich gab es Denkwürdiges, im Guten wie im Schlechten. Am negativsten hat Bantel die Querelen im Zuge des Landerwerbs in Erinnerung. Bereits vor 25 Jahren hat die Gemeinde etwas sehr Visionäres getan. Sie hat Grundstücke gekauft, um leistbares Bauland für die Zukunft zu sichern.

„Bei dieser Anschaffung von landwirtschaftlichen Flächen zur späteren Bebauung ist neben einer Bürgerinitiative von außen her, seitens der Landespolitik mit Ausnahme der ÖVP ohne die landwirtschaftlichen Vertreter praktisch alles gegen mich gewesen: Grün, Blau, Rot. Und man hat alles versucht, das hintanzuhalten. Mit den ganzen Begleiterscheinungen war das das Negativste, das ist über Monate und Jahre hinweggegangen, bis es schließlich aufgearbeitet war. Vielleicht waren wir unserer Zeit voraus. Viele haben es nicht verstanden. Doch das war die Mühsale wert. Kürzlich konnten wir ein Grundstück dieser Baulandreserve mit 16 Wohneinheiten an mehrere Familien abtreten – zu einem Preis, so günstig, dass man ihn besser nicht nennt“, freut sich Bantel.

Positive Erfahrungen überwiegen

Positive Highlights fallen ihm noch weitaus mehr ein. „Wenn man fertiggestellte Projekte  der Bevölkerung übergeben kann zum Beispiel. Als Bürgermeister einer Kleingemeinde wird man bei vielen Wünschen eingebunden, und es ist auch schön, wenn man für einen Menschen etwas tun kann, das gar niemand erfährt. Indem man ihm vielleicht etwas ebnet, das für denjenigen ganz wichtig ist. Das sind die kleinen Dinge, mit denen man den Menschen einfach eine Freude bereiten kann, wenn man sie versteht und sich für sie einsetzt. Und von diesen kleinen Dingen gibt es sehr viele.

Bisher kein Corona-Fall

Seinen Rückstand hat Möggers mittlerweile mehr als wettgemacht und steht heute besser da als viele andere Gemeinden. Auch die Corona-Krise scheint der Ort bislang gut zu überstehen. Natürlich ist der Betrieb derzeit auch in der Gemeinde reduziert.

Außer per Telefon und E-Mail kann Bantel aktuell wenig tun. Aber immerhin hat er bislang keinen einzigen Corona-Fall in seiner Gemeinde zu beklagen. Dem übergeordneten Krisenmanagement stellt er, auch mit Blick auf die unmittelbaren deutschen Nachbarn, ein gutes Zeugnis aus: „Ich denke, das hat Österreich schon sehr gut gemacht. Wir waren früher und schneller dran. Jetzt bleibt uns nur zu  hoffen, dass es bald eine Impfung gibt.“  

Zur Person

Georg Bantel

Alter: 64

Gemeinde: Möggers

Einwohnerzahl: 516  (1. Jänner 2020)

Bürgermeister seit: 1980

Partei: Gemeindevertretungsliste Möggers