Frau freut sich, dass sie geimpft wird.
Der frühe Impfstart gab vielen Menschen Hoffnung, rasch wieder in ihr altes Leben zurückkehren zu können. Doch bis die Impfung auch eine kritische Masse erreicht und die Pandemie beendet ist, könnte noch etwas Zeit vergehen.
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Impfen gegen Corona – der Weg aus der Krise

Die Corona-Pandemie als größte Gesundheitskrise seit 100 Jahren hat Österreich und seine Menschen seit bald einem Jahr fest im Griff. Bis in den Herbst hinein haben wir die Corona-Krise alles in allem recht gut gemeistert. Und dann hat das Virus begonnen zu mutieren. Zuerst in Großbritannien, dann in Südafrika und jetzt offenbar in Brasilien. Mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass an den Impfungen kein Weg vorbeiführt.

Im Herbst 2020 haben dann steigende Fallzahlen rasch einen zweiten und nach dem 26. Dezember eine dritten harten Lockdown gebracht. Die Gastronomie war sogar durchgehend seit 2. November geschlossen. Im Herbst und Winter hat sich auch die Lage in den Pflegeheimen und Spitälern verschärft und zu steigenden Todeszahlen geführt. Der Blick in die traurige Statistik bestätigt deutlich eine gestiegene Übersterblichkeit im Jahr 2020.

Deutlich gestiegene Übersterblichkeit im Jahr 2020

Daten der Statistik Austria zeigen schwarz auf weiß, dass im gesamten Vorjahr etwa zehn Prozent mehr Menschen gestorben sind als im Durchschnitt der vergangenen Jahre. Insgesamt waren es mehr als  90.000 Sterbefälle. Darüber hinaus zeigen die Zahlen auch, dass erstmals seit 70 Jahren die Lebenserwartung gesunken ist, und zwar um ein halbes Jahr.

Bis Redaktionsschluss dieser Ausgabe (21. Jänner 2021) waren in unserem Land alles in allem fast 400.000 Menschen an Covid-19 erkrankt und 7200 daran verstorben. Die Entwicklung der Ansteckungszahlen und die Sorgen rund um die Mutationen des Virus haben auch dazu geführt, dass der Lockdown über den eigentlich geplanten 25. Jänner hinaus neuerlich verlängert und in einzelnen Bereichen (FFP2-Maske usw.) auch verschärft wurde. 

Die Corona-Pandemie hat die ganze Welt zwar weiter fest im Griff, aber seit einigen Wochen gibt es mit der Zulassung der ersten Impfstoffe neue Hoffnung auf ein rasches Ende.

Monatelang hat die ganze Welt die rasche Entwicklung und Zulassung eines wirksamen Impfstoffs herbeigesehnt. Um den Jahreswechsel wurden dann schließlich die ersten beiden Impfstoffe in der Europäischen Union zugelassen: die Vakzine (Impfstoffe) von BioNTech/Pfizer und Moderna. Die vielversprechende Impfung von AstraZeneca befand sich zu Redaktionsschluss noch in der Zulassungsphase.

Seit 27. Dezember wird nun in Österreich geimpft. Der frühe Impfstart gab vielen Menschen Hoffnung, rasch wieder in ihr altes Leben zurückkehren zu können. Doch bis die Impfung auch eine kritische Masse erreicht und die Pandemie beendet ist, könnte noch etwas Zeit vergehen.

Klare Impfstrategie

Der Bund hat dabei eine klare Impfstrategie vorgegeben, wobei als Erstes vor allem die Bewohner und Mitarbeiter der Pflegeheime, Personen im Gesundheitsbereich und erste Hochrisikogruppen drankommen. In der zweiten Phase folgen dann ältere Menschen, Personen mit Vorerkrankungen und Beschäftigte in der kritischen Infrastruktur, zu denen auch Lehrer und Kindergartenpädagogen zählen.

Die Impfstrategie ist bundesweit einheitlich und läuft grundsätzlich in drei Phasen ab. Der Großteil der Bevölkerung wird jedenfalls im zweiten Quartal geimpft werden können. Schon seit November gab es regelmäßige Abstimmungsrunden des Gesundheitsministeriums mit den Impfkoordinatoren der Bundesländer.

Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent als Ziel

Allgemeines „Impf-Ziel“ der Bundesregierung ist die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfohlene Durchimpfungsrate von 60 bis 70 Prozent. Ein Ziel, das noch vor einigen Wochen fast unerreichbar schien, was auch einzelne Politiker zu einer Debatte über eine mögliche Impfpflicht verleitete. Eine OGM-Umfrage hat noch vor Weihnachten 2020 erhoben, dass etwas mehr als 50 Prozent der Menschen bereit sind, sich impfen zu lassen. Die Berichterstattung über die Mutation des Virus hat innerhalb kurzer Zeit zu einem Anstieg der Impfbereitschaft geführt.

Laut Umfrage des OGM für den „Kurier“ wollten sich Mitte Jänner bereits zwei Drittel der Österreicherinnen und Österreicher impfen lassen. Die Umfrage zeigte auch, dass sich mehr als 80 Prozent der Menschen an die Lockdown-Regeln halten.

Die steigende Bereitschaft, sich impfen zu lassen, ist ermutigend und ein wichtiges Signal, gerade im sorgenvollen Blick auf die zunehmenden Anti-Corona-Demos.

Dieses Impf-Momentum gilt es zu nutzen. Dafür braucht es klare Regeln und eine direkte Kommunikation mit den Bürgern. 

Schwierige Logistik

Bei allen Impfplänen muss man bei der Verteilung der Impfdosen aktuell noch die beschränkte Verfügbarkeit von Impfungen berücksichtigen. Die wöchentlich gelieferten Impfdosen müssen auf die Bundesländer aufgeteilt werden, wobei auch die herausfordernden Lager- und Transportbedingungen der Impfstoffe berücksichtigt werden müssen (Stichwort: –70 Grad Celsius).

Weiters muss mitgeplant werden, dass auch eine zweite Teilimpfung durchgeführt werden muss. Noch im ersten Quartal erwartet Österreich von BioNTech/Pfizer 937.950 und von Moderna 200.000 Impfdosen. Abhängig von der Zulassung von AstraZeneca kann sich die Verfügbarkeit von Impfstoffen im ersten Quartal um circa zwei Millionen Impfdosen erhöhen. 

Länder haben Organisation der Impfungen in die Hand genommen

Nach den ersten Impfungen in einzelnen Pflegeeinrichtungen haben – nach dem Bundeskanzler - die Landeshauptleute die Verteilung der Impfungen als zu bürokratisch kritisiert und verlangt, dass die Länder die Organisation der Impfungen in die Hand nehmen.

Den Bundesländern ging es dabei vor allem um eine Effizienzsteigerung bei der Verteilung der Impfstoffe. Schließlich haben sich Bund und Länder darauf geeinigt, dass die Bundesländer die Bestellvorgänge der einzelnen Einrichtungen und Teststationen direkt koordinieren, damit die Landeskoordinatoren einen Überblick über den aktuellen Stand der Impfungen haben.

Vereinbartes Ziel war von Beginn an die rasche Verimpfung aller verfügbaren Impfdosen. Um die Impfstrategie des Bundes nun auch rasch und flächendeckend umzusetzen, brauchte es einen Schulterschluss auf allen Ebenen. Deswegen hat auch der Gemeindebund gemeinsam mit seinen Landesverbänden im Zuge der Landeshauptleute-Konferenz Anfang Jänner dem Bundeskanzler und den Landeshauptleuten beim Thema Impfen die rasche und unbürokratische Unterstützung der Gemeinden zugesichert. Im Fokus steht dabei die direkte Information der Bevölkerung über die Impfmöglichkeiten.

Gemeinden informieren die  jeweiligen Zielgruppen

In Abstimmung mit den Verantwortlichen der Bundesländer informieren die Gemeinden die jeweiligen Zielgruppen zum aktuellen Stand der Impfung und über die Anmelde- und Registrierungsmöglichkeiten.

In einem ersten Schritt wurde dazu die Zielgruppe der über 80-Jährigen direkt informiert. Parallel dazu haben die Bundesländer auch Anmeldeportale für die Schutzimpfung eingerichtet. Das Interesse war hierbei von Anfang an groß.

In Niederösterreich und Wien wurde die Voranmeldung zur Impfung am 18. Jänner freigeschalten und innerhalb von zwei Tagen haben sich allein in diesen beiden Bundesländern mehr als 480.000 Menschen vorregistriert. In den anderen Bundesländern scheint es sich ähnlich zu entwickeln. Bund und Länder haben nun also kein Problem, genügend Impfwillige zu finden, aber der Impfstoff muss den Weg zuerst zu denen finden, die die Impfung am dringendsten brauchen, und das sind Bewohner und Bedienstete in den Pflegeheimen, das Gesundheitspersonal, über 80-Jährige, Risikogruppen und Beschäftigte in der kritischen Infrastruktur und in den Bildungseinrichtungen. Bei all diesen Fragen ist bei den Impfungen vor Ort größtmögliche Sensibilität gefragt.