Johann Habersatter - Bürgermeister
Johann Habersatter: "Entweder man kritisiert nicht, oder man wird tätig.“

Im Herzen Österreichs

Seit 30 Jahren ist Johann Habersatter in der Tourismusgemeinde Untertauern politisch aktiv. Heute ist er ihr Bürgermeister und darin bestrebt, eine Reihe von Infrastrukturprojekten umzusetzen.

Untertauern liegt nicht nur geografisch im Herzen Österreichs. Die Gemeinde, zu der auch Obertauern gehört, verkörpert wie kaum eine andere das typische und urige Alpenidylle, die für Touristen aus aller Welt das Bild Österreichs prägt. Ein kleiner, pittoresker Ort inmitten hoher Berge, ein traumhaftes Skigebiet und saftige Almen, die Lust auf sommerliche Wandertouren machen. 

Obertauern und Untertauern

Die Gemeinde besteht aus zwei kleinen Orten, Obertauern mit rund 200 Einwohnern und Untertauern mit rund 250 Einwohnern. Obertauern ist vor allem wegen des gleichnamigen Skigebiets weitaus bekannter, jedoch ist Untertauern der weitaus ältere Ort.

Die Siedlung befindet sich nördlich des Radstädter Tauernpasses, direkt an der Passstraße, die schon seit der Römerzeit existiert. Der Lürzerhof, heute ein Hotel, wurde schon im 14. Jahrhundert nachgewiesen.

Lürzerhof
Der Lürzerhof besteht schon seit dem 14. Jahrhundert.

Zwischen Ober- und Untertauern liegt die Gnadenalm. Die Hochalm mit gleichnamigem Restaurant ist im Sommer Ausgangspunkt zahlreicher Wanderungen, wie etwa zum Johanneswasserfall, und im Winter ein Sportareal mit 15 km Langlaufloipen, Langlaufschule, Biathlon-Camp und Rodelbahn. 

Gastronom und Bürgermeister

Sowohl das geschichtsträchtige Hotel Lürzerhof als auch die Gnadenalm werden von Johann Habersatter betrieben, der gleichzeitig auch Bürgermeister von Untertauern ist.

Der rüstige Pongauer ist eigentlich gebürtiger Radstädter. Vor mittlerweile 46 Jahren hat er seine Frau in Untertauern kennengelernt und zog deshalb nach Untertauern. Mit der Politik hatte er damals noch nichts am Hut. Doch dann ist sein Schwiegervater, der in der Gemeindepoitik tätig war, relativ früh verstorben, worauf Habersatter infolge von vielen Bürgern gebeten wurde, in das Erbe seines Schwiegervaters einzutreten und wie dieser ebenfalls in die Gemeinde zu gehen. „Da hab ich schon ein Zeiterl gebraucht, mich zu diesem Schritt zu entschließen, da ich bis dahin ja eigentlich Null mit Politik zu tun hatte. Letztendlich hab’ ich mich dazu entschlossen, dass ich das mache.“  

Der Einstieg in die Politik

Ausschlaggebend für seinen Entschluss waren die Stammtischerlebnisse im örtlichen Gasthof.

„Früher war das noch üblich, dass viele Bürger nahezu täglich am Wirtshaustisch saßen. Da hat man sehr vieles  kritisiert. Mein Hauptgedanke bei diesen ständigen Kritiken war, dass es zwei Möglichkeiten gibt: Entweder man kritisiert nicht, oder man wird tätig. Ich entschied mich für letzteres, und somit war ich dann auch in der Gemeinde ziemlich schnell vorne und mittendrinnen.“

Mittlerweile ist Habersatter seit ziemlich genau 30 Jahren in der Gemeinde. Drei Perioden lang als Vizebürgermeister und zwei als Bürgermeister. In dieser Zeit „haben wir schon sehr viele Höhen und Tiefen miterlebt in unserem kleinen Örtchen“, erinnert er sich. „Vor ein paar Jahren haben wir eine Korruptionsgeschichte gehabt. Die war für mich schon sehr prägend. Letztendlich hat sich herausgestellt, dass Null und Nichts gewesen ist, und die Anschuldigungen überhaupt nicht der Wahrheit entsprochen haben. Dennoch ist es schon sehr mühsam, wenn man alle paar Wochen vorm Staatsanwalt steht.“

Flüchtlinge waren schnell wieder weg

Die Flüchtlingssituation im Jahr 2015 ist Habersatter ebenfalls noch in guter Erinnerung: „Da hat mich der Herr Landeshauptmann ganz kurzfristig angerufen und gesagt, dass zirka achtzig Flüchtlinge in ein Haus in Obertauern einziehen.  Ich war erstmal leicht schockiert, weil ich überhaupt nicht darauf vorbereitet war. Sie wurden dann im Sommer für ein paar Wochen in einem Hotel in Obertauern untergebracht. Man hat dann mittels Bustransfer in Obertauern geholfen, sodass sie nach Radstadt oder andere Orte fahren konnten, etwa um einzukaufen. Es war aber schnell klar, dass es diesen Menschen in der Großstadt viel besser gefällt. Daher waren sie ziemlich schnell auch wieder weg. Heute leben gar keine Flüchtlinge mehr hier.“

Die meisten Beschlüsse fallen einstimmig

Unkomplizierter geht es für Habersatter im Gemeinderat zu. „Wir sind eine Kleingemeinde mit acht Gemeindevertretern und dem Bürgermeister. Ich versuche bei Entscheidungsfindungen das Ganze immer mit eigenen Erfahrungswerten darzustellen und bin in der glücklichen Lage, dass ich praktisch alles - zum Teil einstimmig, zumindest aber mit Mehrheitsbeschlüssen durchbringe. Ich kann eigentlich gar nicht so richtig sagen, dass es einmal etwas gegeben hätte, das mir sehr am Herzen gelegen ist, und das ich nicht durchgebracht habe. Das ist, wenn überhaupt, nur einmal passiert, zu der Zeit, als ich noch Vizebürgermeister war“, erinnert er sich.

Obertauern - 2 Bezirke, 2 Gaue

Obertauern ist ein seltener Spezialfall. Der Ort ist erst viel später als Untertauern entstanden, exakt an der Gemeindegrenze. Die Passhöhe, auf der Obertauern liegt, markiert die Grenze zur Nachbargemeinde Tweng.

Heute ist der Ort verwaltungstechnisch geteilt. Eine Hälfte gehört noch zu Untertauern, die andere zu Tweng. Der Ort ist aber nicht nur auf zwei Gemeinden aufgeteilt, sondern auch auf zwei Bezirke - mehr noch, auf zwei Gaue. Während Untertauern zum Bezirk St. Johann im Pongau, und somit zum gleichnamigen Gau gehört, befindet sich Tweng im Bezirk Tamsweg und damit im Lungau.

Obertauern
Obertauern (Blick nach Südwesten) ist keine eigene Gemeinde. Der westliche Teil (rechts) gehört zu Untertauern, der östliche Teil (links) zur Gemeinde Tweng. 

Ein wenig komplexer mögen politische Entscheidungen für Obertauern dadurch schon sein, ein wirkliches Problem ist es aber nicht. Das Sportzentrum, das beiden Gemeinden gemeinsam gehört und das schon sehr baufällig ist, wird gemeinsam erneuert. Die Kosten teilen sie sich 50:50.

Mehr Kopfzerbrechen bereiten da schon die anderen anstehenden Infrastrukturprojekte. Die Straße nach Obertauern muss saniert werden. Gleichzeitig muss die Oberflächenentwässerung in den Griff bekommen werden, und die Feuerwehren in beiden Orten benötigen dringend eine Vergrößerung ihrer Garagen. Und schließlich wäre da noch Habersatters massives Bestreben, dass Obertauern autofrei wird. Um das zu erreichen, benötigt man auch dort eine Tiefgarage. Es stehen also einige kostenintensive Vorhaben an, die für eine kleine Gemeinde finanziell nur sehr schwer zu stemmen sind.

Tourismus erfordert ständige Modernisierung

Durch den Umstand, dass man in einem riesigen Tourismusgebiet liegt, wird der Druck attraktiv, wettbewerbsfähig und modern zu sein nochmals erhöht. Bezahlen müssen dafür aber hauptsächlich die Einheimischen. „Früher, als es sie noch gab, hat uns die Getränkesteuer sehr gut getan“, erinnert sich Habersatter. Jetzt werden  die Kosten in erster Linie durch die Einnahmen von Kommunalsteuer und Kanalisation bestritten.

Gemessen an der Einwohnerzahl sind diese auch ganz ordentlich, doch  der Bürgermeister weiß: „Geld kann man nie genug haben ...  aber wir versuchen einigermaßen über die Runden zu kommen. “

Skiverbindung als großes Ziel

Gefragt nach seinen langfristigen Visionen für die Gemeinde, hat Habersatter sofort eine Antwort parat: „Obwohl es schon eine alte Geschichte ist, bin ich nach wie vor überzeugt, dass es eine Skiverbindung von der Sportwelt Amadé bzw. Zauchensee nach Obertauern geben soll. Wenn der Wintertourismus so bleibt, dann gehört diese Lücke geschlossen.“ Unverkennbar - der Mann denkt wirtschaftlich.

Aktuell hat Habersatter andere Prioritäten, denn auch vor seiner Gemeinde haben die Schneemassen nicht Halt gemacht. Eingeschneit seien sie zwar nicht, denn „darunter verstehe ich, dass man nicht mehr zu den Häusern kommt, und das ist nicht der Fall. Aber Schnee haben wir schon viel.“

Wer wissen will, was der Bürgermeister unter „viel“ versteht: „In Obertauern sind es momentan knapp vier Meter.“  

Johann Habersatter

Alter: 67

Gemeinde: Untertauern

Einwohnerzahlt: 466 (1. Jänner 2018)

Bürgermeister seit: März 2004