Schattenspender im Fokus
Ideen gegen Großparkplätze als Hitzeinseln
Österreich ist ein Land vieler Supermärkte, Baumärkte, Einkaufszentren und damit auch vieler Autoparkplätze.
„Parkplätze, die oft eine regelrechte Asphaltwüste sind, heizen sich an Hitzetagen extrem auf. Das ist direkt am Parkplatz sehr unangenehm, und zusätzlich heizt die heiße Luft auch die Umgebung auf und verschärft die Hitze-Belastung für die Bevölkerung. Umso wichtiger ist es, die Parkplätze als Hitze-Inseln durch Entsiegelung und Beschattung zu entschärfen“, stellt VCÖ-Expertin Katharina Jaschinsky fest.
Laut einer vom Handelsverband beauftragten Studie haben beispielsweise die 245 Shopping Center in Österreich in Summe rund 184.000 Pkw-Abstellplätze. Parken und Straßen für die Erschließung benötigen mit rund 360 Hektar gleich viel Fläche wie die Verkaufsflächen. Die Hälfte der durch Shopping Center versiegelten Fläche entfällt auf Parkplätze und Zufahrtsstraßen. Die Parkplatzfläche der vier großen Supermarktketten wird mit rund 470 Hektar beziffert. Bei den Fachmarktgebieten beträgt die Fläche für Parken und Erschließung sogar rund 730 Hektar.
Photovoltaik Überdachung bei Erlebniswelt „Haubiversum“ in Petzenkirchen
In Niederösterreich setzt man seit seit Herbst 2023 auf die Überdachung von Parkplätzen mit gleichzeitiger Anbringung von Photovoltaik-Anlagen. „Weitere knapp 1.000 Parkplätze in ganz Niederösterreich werden nun mit Photovoltaik-Anlagen überdacht, damit sind wir unterm Strich schon bei über 2.500 Parkplätze, die eine sinnvolle Doppelnutzung bekommen. Damit sparen wir wertvolle Böden, spenden Schatten in der Sommerhitze, schützen vor Niederschlag und bauen gleichzeitig die Erneuerbare Energie aus,“ gibt LH-Stellvertreter Stephan Pernkopf die Ergebnisse des dritten Fördercalls zur Überdachung von Parkplätzen mit PV-Anlagen bekannt.
Im vergangenen Herbst gab Pernkopf den Startschuss für dieses neue Förderprogramm, mit dem insgesamt rund acht Millionen Euro Fördergelder bereitstehen. Pernkopf betont: „Ich will möglichst viele Parkplätze mit PV-Anlagen überdachen! Im Zuge der ersten beiden Fördercalls wurden bisher schon 21 Projekte mit 1.544 Parkplätzen gefördert, beim dritten Call können nun durch 12 Projekte weitere 967 Parkplätze mit PV-Anlagen überdacht werden. Damit werden unterm Strich bereits 2.511 Parkplätze in ganz Niederösterreich mit PV-Anlagen überdacht, die eine Leistung von 8,2 Megawatt bringen werden.“
Fördercall für Photovoltaik-Parkplatzüberdachung in NÖ
Eines der Projekte aus den ersten beiden Fördercalls startet jetzt in die Bauphase: 184 Parkplätze werden bei der Erlebniswelt „Haubiversum“ der Bäckerei Haubis in Petzenkirchen überdacht und mit PV-Anlagen ausgestattet. Rund 620.000 kWh Strom werden hier künftig jährlich erzeugt: „Mit der Überdachung und PV-Ausrüstung unserer Parkplätze schaffen wir nicht nur Schatten für unsere Besucher, sondern nutzen auch die Sonnenenergie, um nachhaltigen Strom für unsere Brot-Erlebniswelt zu erzeugen. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag zum Umweltschutz und zur Energieautonomie“, freut sich Haubis-Geschäftsführer Anton Haubenberger.
Weitere Projekte werden unter anderem in Wr. Neustadt durchgeführt, wo 111 Parkplätze beim Erlebnisbad „Aqua Nova“ überdacht werden sollen, in Waidhofen/Thaya mit 114 Stellplätzen, in der Stadtgemeinde Hollabrunn mit 100 Stellplätzen und „In der Au“ in Klosterneuburg. Dazu kommen noch PV-Überdachungen beim Schloss Luberegg, in Staatz-Kautendorf, Randegg, Wolkersdorf, vor der Shopping City Süd sowie in Amstetten. Die Landesförderung beträgt bis zu 1.000 Euro pro Kilowattpeak und richtet sich an Gemeinden, Unternehmen, Vereine und konfessionelle Einrichtungen, die damit ihre bestehenden und frei zugänglichen Parkplätze mit PV-Anlagen überdachen. Bis Ende November läuft ab sofort der vierte Fördercall, dafür steht ein Budget von zwei Millionen Euro zur Verfügung.
Alternativ-Vorschlag des VCO: Bäume kühlen
Eine langfristig sehr wirksame Maßnahme sind Bäume. In Österreich fehlen derzeit gesetzliche Vorgaben, dass abhängig von der Anzahl der Abstellplätze auch eine Anzahl an Bäumen zu pflanzen ist. Mehr Bäume auf Parkplätzen schaffen eine Win-win-Situation. Sie verhindern, dass die Parkplätze sich extrem aufheizen und gleichzeitig können die Autos im Schatten parken, betont der VCÖ.
Auch versickerungsfähige Oberflächen helfen
Eine zweite wichtige Maßnahme sind versickerungsfähige Oberflächen, wie beispielsweise Rasengittersteine.
„Mit versickerungsfähigen Oberflächen können gleich zwei große Probleme verringert werden. Bei Starkregen kann dann Wasser im Boden versickern, was das Kanalsystem entlastet und Überschwemmungen von Straßen können damit verhindert werden. Bei Hitze wiederum haben die versickerungsfähigen Oberflächen im Vergleich zu Asphalt eine kühlende Wirkung“, erklärt Expertin Jaschinsky.
Der VCÖ fordert für Parkplätze etwa bei Supermärkten, Baumärkten, Einkaufszentren und bei größeren Betriebsparkplätzen gesetzliche Vorgaben sowohl für versickerungsfähige Oberflächen als auch für das Pflanzen von hitzebeständigen Bäumen.
Weniger Verbrenner – weniger Hitze
Ein weiterer Faktor, der die lokale Hitze-Belastung verstärkt, ist die Abwärme des Kfz-Verkehrs. Die Abwärme ist bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor deutlich höher als bei Elektro-Fahrzeugen.
„Mit sinkender Anzahl an Verbrenner-Fahrzeugen und steigendem Anteil von E-Fahrzeugen, sinkt die vom Verkehr verursachte Abwärme, ebenso durch die verstärkte Verlagerung von Autofahrten auf energieeffizientere Mobilitätsformen, wie Öffentlicher Verkehr sowie Gehen und Radfahren“, so Jaschinsky.
Etliche Gemeinden und Städte setzen bereits erfolgreich Entsiegelungsmaßnahmen um. So wurde beispielsweise
. Weitere Beispiele hat der VCÖ auf seiner Website zusammengestellt.
Parken und Straßen für Erschließung von Shopping Center benötigen viel Fläche
(Flächenverbrauch der Shopping Center für Parken und Erschließung in Hektar (in Klammer Anzahl Shopping Center und Anzahl Pkw-Abstellplätze)
- Niederösterreich: 102 Hektar (49 Center, 55.100 Stellplätze)
- Steiermark: 66 Hektar (36 Center, 27.200 Stellplätze)
- Oberösterreich: 50 Hektar (35 Center, 23.200 Stellplätze)
- Burgenland: 44 Hektar (17 Center, 12.000 Stellplätze)
- Wien: 30 Hektar (42 Center, 27.300 Stellplätze)
- Tirol: 24 Hektar (22 Center, 14.000 Stellplätze)
- Kärnten: 22 Hektar (23 Center, 9.800 Stellplätze)
- Salzburg: 12 Hektar (12 Center, 10.500 Stellplätze)
- Vorarlberg: 10 Hektar (9 Center, 4.700 Stellplätze)
- Österreich: 360 Hektar (245 Center, 183.800 Stellplätze)
Quelle: Handelsverband, S +M, VCÖ 2024
Anzahl Pkw-Abstellplätze im Verhältnis zur Verkaufsfläche in Niederösterreich am höchsten
(Anzahl Pkw-Abstellplätze pro 10.000 Quadratmeter Verkaufsfläche der Shopping Center)
- Niederösterreich: 739 Stellplätze pro 10.000 Quadratmeter Verkaufsfläche
- Salzburg: 671 Stellplätze
- Burgenland: 561 Stellplätze
- Vorarlberg: 542 Stellplätze
- Oberösterreich: 467 Stellplätze
- Kärnten: 455 Stellplätze
- Steiermark: 453 Stellplätze
- Tirol: 449 Stellplätze
- Wien: 372 Stellplätze
- Österreich: 517 Stellplätze
Quelle: Handelsverband, S +M, VCÖ 2024