Wolfgang Stabauer, ÖKO-Wohnbau SAW GmbH, „Investmentpunk“ Gerald Hörhan, Ex-Vizekanzler Reinhold Mitterlehner und Walter Eichinger von „Silver Living“.

© Reichlundpartner

„Ich möchte nicht im Pflegeheim alt werden“

7. März 2019
Fern von Politikersprache sprach der frühere Vizekanzler Reinhold Mitterlehner auf dem FONDS professionell Kongress Klartext: „Ich möchte nicht im Pflegeheim alt werden.“ Nicht nur die Heime, sondern auch die Verfassung der meisten Bewohner, die aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teilnehmen können, seien nicht einladend. „Pflegeheime sind leider Sterbeplätze“, sagt Mitterlehner am Rande einer Podiumsdiskussion. Er sehe daher die Zukunft des menschenwürdigen Alterns nicht in Heimen, sondern in modernen altersgerechten Wohnformen.

Diesbezüglich gibt es einen enormen Investitionsbedarf.

„In den nächsten zehn Jahren werden rund 87.000 Einheiten im Betreuten Wohnen benötigt und um diese Lücke zu schließen, sind Investitionen in Höhe von 14,5 Milliarden Euro nötig“, erklärt Walter Eichinger, Geschäftsführer des Projektentwicklers Silver Living. Das Betreute Wohnen sei eine beliebte alternative Wohnform für selbstständige und selbstbestimmte Senioren, die im täglichen Leben ein bisschen Unterstützung benötigen.

Alternde Bevölkerung und Pflege als Herausforderung

Angesichts der demografischen Entwicklung wird der Bedarf in der professionellen Versorgung älterer und alter Menschen steigen.

Die Zahl der über 70-Jährigen wird bis 2030 um rund 23 Prozent auf mehr als 1,5 Millionen Einwohner steigen. Gleichzeitig wird eine Zunahme der Pflegebedürftigen von derzeit rund 500.000 auf 750.000 erwartet. Im Moment geschieht die Versorgung noch überwiegend in der Familie und im häuslichen Umfeld.

„Das ändert sich aber zunehmend, weil heutzutage auch die Frauen arbeiten gehen und die jungen Menschen vom Land in die Ballungszentren wandern“, so Eichinger.
 
Aus diesen Gründen brach Ex-Wirtschaftsminister Mitterlehner eine Lanze für das private Engagement bei Sozial- und Betreuungsimmobilien wie Kindergärten, Studentenheimen und modernen altersgerechten Wohnformen. „Länder und Gemeinden können die Ausgaben für diese Einrichtungen nicht mehr allein bewältigen“, machte Mitterlehner deutlich. „Daher muss der Staat für Privatinvestoren auch investitionsfreundliche Richtlinien und Rahmenbedingungen entwickeln.“

Was Investoren brauchen

Investoren benötigen ein stabiles politisches Umfeld und möglichst wenig Bürokratie. Das sagt Investmentbanker und Immobilieninvestor Gerald Hörhan in der Podiumsdiskussion auf dem Fondskongress.

Außerdem betont der als „Investmentpunk“ bekannte Experte: „Damit ein Investment in diese Sozialimmobilien kein gefährliches Geschäft ist, müssen sie ordentlich konzipiert und kalkuliert werden.“ Außerdem benötigen Projektentwickler und Assetmanager mehr als ein durchschnittliches Immobilien-Know-how. „Einerseits muss man wissen, wie die Behörden und ihre Auflagen funktionieren, andererseits muss man sich im Klaren sein, wie die Zweitverwendung der Immobilien aussehen kann, wenn der Kindergarten auszieht oder das Studentenheim nicht mehr als solches benötigt wird“, konkretisierte Hörhan.

Vorzeigemodell Steiermark

In diesem Zusammenhang kritisiert Wolfgang P. Stabauer, Gesellschafter der ÖKO-Wohnbau, die österreichische „Realverfassung“: „Die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlichen Förderrichtlinien erschweren eindeutig private Investitionen.“

Als mustergültig wertet Stabauer die Förderrichtlinien der Steiermark: „Das Land unterstützt das Modell Betreutes Wohnen mit dem Argument, dass jeder Pflegende rund 33.000 Euro p.a. kostet, während für Betreutes Wohnen nur 13.000 Euro aufzuwenden sind.“ Vizekanzler und Wirtschaftsminister a.D. Mitterlehner sprach sich deshalb für eine Vereinheitlichung der Standards aus, „damit Bauträger eine bessere Orientierungsmöglichkeit haben.“