Schafe bei PV-Anlage
Mehrfachnutzungen von Flächen bieten nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile, da zusätzliche Einnahmen aus den anderen Nutzungen generiert werden können.
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Niederösterreich

Herausforderungen und Potenziale von Raumordnungsverträgen

Die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien stellt eine unerlässliche und dringliche gesellschaftliche Aufgabe dar, die unumgänglich ist. Es ist gleichzeitig aber auch von großer Bedeutung, diese Veränderungen auf nachhaltige, raum- und umweltverträgliche Weise umzusetzen. Sogenannte Raumordnungsverträge sind dabei ein wichtiges Instrument der Raumplanung, welche im Kontext von Energieprojekten wie Photovoltaik- und Windenergieanlagen eingesetzt werden kann.

Raumordnungsverträge regeln die Nutzung und Entwicklung samt Um- und Rückwidmung von Flächen und stellen sicher, dass geplante Projekte zur Energieversorgung im Einklang mit den raumplanerischen Zielsetzungen stehen. Insbesondere bei großen Energieprojekten können Raumordnungsverträge dazu beitragen, Konflikte zwischen den verschiedenen Nutzungsinteressen zu lösen und die Akzeptanz in der Bevölkerung zu erhöhen.

Im Rahmen der klimaschutzorientierten Raumplanung wurden daher die Gemeinden gemäß § 17 NÖ Raumordnungsgesetz 2014 gesetzlich dazu ermächtigt, privatrechtliche Raumordnungsverträge mit Grundstückseigentümern, die geeignete Flächen zur Verfügung stellen, und Anlagenbetreibern, die Energieerzeugungsanlagen errichten und betreiben, abzuschließen, wobei die Einhaltung der Verträge auf geeignete Weise sicherzustellen ist.

Derartige Verträge regeln unter anderem auch die Bedingungen für eine Um- und Rückwidmung, die Vergütung sowie die Nutzung der erzeugten Energie sowie des kommunalen Bodens. In vielen Fällen können dabei auch weitere Bedingungen für eine Umwidmung vereinbart werden:

Bürgerbeteiligung- und Investitionsmodelle

Um sowohl Bevölkerung als auch Gemeinden im Rahmen eines Raumordnungsvertrages aktiv in die lokale Energieerzeugung einzubinden, könnten Möglichkeiten der finanziellen Beteiligung für die Bürger und Gemeinden gefordert und geschaffen werden. Damit würde eine Identifikation mit der Energieerzeugung, eine Sensibilisierung und ein Bewusstsein für effiziente und intelligente Stromnutzung gefördert.

Durch eine derartige Beteiligung an einer Energieerzeugungsanlage können nämlich Bürger ihre eigene Energiezukunft mitgestalten, aktiven Klimaschutz betreiben, die emissionsfreie, lokale und dezentrale Energieerzeugung fördern und so eine sinnvolle regionale Geldanlage tätigen, ohne selbst eine Anlage errichten zu müssen.

Es ist aber dabei auch wichtig zu beachten, dass die Teilnahme an einem Bürgerbeteiligungs- bzw. Investitionsmodell immer mit einem finanziellen Risiko verbunden ist und sich Gemeinden und Anleger vorher gut informieren sollten, bevor sie sich entscheiden, teilzunehmen.

Mehrfachnutzungen

Auch Mehrfachnutzungen von Flächen stellen einen vielversprechenden Ansatz dar, um die begrenzte Verfügbarkeit von Flächen für Energieerzeugungsanlagen effektiv zu nutzen und gleichzeitig die Belastungen für Natur und Umwelt zu minimieren. Dabei werden Energieerzeugungsanlagen mit anderen Nutzungen wie Landwirtschaft, Forstwirtschaft oder Naturschutz kombiniert.

Die Kombination von Energieerzeugungsanlage mit der Beweidung durch Schafe oder Ziegen ist dabei ein erfolgreiches Beispiel der Mehrfachnutzung von Flächen. Mehrfachnutzungen von Flächen bieten aber nicht nur ökologische, sondern auch ökonomische Vorteile, da zusätzliche Einnahmen aus den anderen Nutzungen generiert werden können. Gleichzeitig können so Konflikte mit Anwohnern oder Naturschutzverbänden vermieden werden, da die Flächen bereits genutzt werden und somit keine zusätzlichen Flächen beansprucht werden müssen.

Insgesamt kann die Mehrfachnutzung von Flächen ein wichtiger Baustein für eine nachhaltige Energieversorgung sein und sollte daher stärker in der Energie- und Raumplanung berücksichtigt werden.

Energieeffizienz weiterhin wichtig

Neben einer nachhaltigen Energieerzeugung spielt aber auch weiterhin die Energieeffizienz eine entscheidende Rolle für eine zukunftsfähige Energieversorgung. Energieeffizienz bedeutet, dass wir möglichst wenig Energie für eine bestimmte Aufgabe benötigen. Dies ist nicht nur für den Klimaschutz von Bedeutung, sondern auch für die Wirtschaftlichkeit der erneuerbaren Energiequellen. Je weniger Energie benötigt wird, desto weniger Energie muss produziert werden, was wiederum die Kosten und den Flächenverbrauch reduziert.

Kurzum

Eine nachhaltige Energieversorgung und eine hohe Energieeffizienz sind entscheidende Faktoren für eine lebenswerte Zukunft auf unserem Planeten. Der Bedarf an Energie wird weiter steigen, und es ist unsere Aufgabe, diesen Bedarf auf eine umwelt- und klimaschonende Weise zu decken. Gemeinden können nun mithilfe von Raumordnungsverträgen dazu beitragen, die Energiewende voranzutreiben, sei es durch den bewussten Einsatz von Energie, die Wahl von umweltfreundlichen Energieversorgern oder durch das Unterstützen von Initiativen und Projekten zur Förderung erneuerbarer Energien und Energieeffizienz.

Doch es gibt daneben noch viel zu tun, um eine nachhaltige Energieversorgung zu gewährleisten: Es muss weiterhin in Forschung und Entwicklung investiert, politische Rahmenbedingungen geschaffen und der Einsatz erneuerbarer Energien in allen Bereichen der Wirtschaft und Gesellschaft vorangetrieben werden.